Bahnpläne für zwei Bahnsteige in Untersteinach abgelehnt
Autor: Klaus-Peter Wulf
Untersteinach, Mittwoch, 17. April 2013
Es gibt keine einvernehmliche Lösung für einen behindertengerechten Zugang für den von der Bahn geplanten Neubau eines zweiten Bahnsteiges im Bahnhof Untersteinach.
Der einstimmige Ratsbeschluss der Gemeinderatssitzung vom Dienstag lautet deshalb: Da die gemeindlichen Forderungen hinsichtlich eines behindertengerechten Zuganges nicht erfüllt werden, lehnt der Rat die aktuellen Planungen für den Neubau eines zweiten Bahnsteiges ab.
"Auf Grund der ablehnenden Stellungnahme und der aus finanziellen Gründen nicht möglichen Beteiligung unserer Gemeinde habe ich versucht, eine andere Lösung zu finden. Bei Nachfragen bei den Verkehrssachbearbeitern der Polizei und im Landratsamt teilten beide Behörden aber mit, dass von dem 2010 abgegebenen Statement zu den Vorplanungen der Bahn nicht abgewichen werden kann, weil sich an der Sachlage beziehungsweise den örtlichen Verkehrsverhältnissen nichts geändert hat", bilanzierte Bürgermeister Heinz Burges (SPD).
Er habe deshalb einen weiteren Vorschlag ins Gespräch gebracht, der bei Landratsamt und Polizei Zustimmung finden würde. Demnach sollte bei der zum Abbruch vorgesehenen Lagerhalle ein Zugang über das dritte Gleis direkt zum zweiten Bahngleis angelegt werden.
Dieser Vorschlag wurde der Deutschen Bahn AG am 5. April unterbreitet. Laut Walter Roth, Projektleiter der DB Netz AG aus Nürnberg, steht dieser höhengleiche Zugang nicht durchgängig zur Verfügung. Außerdem würden mobilitätseingeschränkte Personen weiterhin den ungesicherten Bahnübergang nutzen müssen, um Fahrausweise zu erwerben. Ebenfalls sei nicht ausgeschlossen, dass auch der Schülerverkehr diesen Weg und nicht die auf jeden Fall zu errichtende Überführung wählen würde, schrieb Roth.
Kein Erfolg hatte auch der Vorstoß von MdB Petra Ernstberger, die sich in dieser Sache an den Bayerischen Wirtschaftsminister Zeil gewandt hatte. Der zeigte in seiner Antwort nochmals die Gründe auf, warum die Bahn das Projekt plant: Weil die Züge in Richtung Bayreuth/Hof ständig zum Halt in Untersteinach ins Gegengleis wechseln müssen und das zu Fahrzeitverlängerungen führt.
Minister sieht Verbesserungen
In Sachen behindertengerechter Zugang schrieb Minister Zeil der Abgeordneten, dass nach Vorgaben des Bundes aufwändige Maßnahmen zur barrierefreien Bahnsteigerschließung nur bei Stationen mit mehr als 1000 Ein- und Aussteigern realisiert werden, in Untersteinach dieser Schwellenwert aber bei weitem nicht erreicht wird. "Trotzdem schaffen die beiden neu geplanten Bahnsteige mit der Bahnsteigkante von 55 Zentimetern die ersten Voraussetzungen für einen barrierefreien Zustieg der Fahrgäste. Hieraus ergeben sich am Bahnsteig Gleis 1 bereits deutliche Verbesserungen für mobilitätseingeschränkte Fahrgäste im Vergleich zur derzeitigen Situation", so der Minister.
Die einzige realistische Möglichkeit, doch noch eine vollständig barrierefreie Lösung zu erreichen, könnte in der Finanzierung der Mehrkosten für zwei Aufzüge - 390.000 Euro zuzüglich Folgekosten - durch die Gemeinde liegen. Dafür könnten auch Fördermittel von 50 Prozent bei der Regierung von Oberfranken beantragt werden.
"Wir sind so weit wie zuvor", sagte Heinz Burges enttäuscht. Grundsätzlich würden die Planungen der Bahn von der Gemeinde begrüßt. Das, was nun gemacht wird, stelle aber eine Verschlechterung dar, die Untersteinach nicht einfach so hinnehmen könne.
Peter Schuberth (SPD) wollte wissen, ob der Gemeinderat das Projekt ablehnen könne. Das bestätigte der Bürgermeister, die Bahn könne die Pläne aber trotzdem realisieren.
"Eine Frechheit"
Stellvertretender Bürgermeister Volker Schmiechen (SPD) sprach von einer "Frechheit", die sich die Bahn erlaube.
Rüdiger Hohlweg (CSU) erinnerte daran, dass auch auf dem Kulmbacher Bahnhof von Barrierefreiheit keine Rede sein kann. Die Bahn gehe so vor, damit die Züge schneller werden können, meinte Reiner Seiffert (CSU). "Behindertengerechter Zugang zum Gleis 1 ja, aber wer auf Gleis 2 mit Kinderwagen oder im Rollstuhl aussteigt, wie kommt der rüber" fragte sich Christian Lotter (WGU). "Was in Harsdorf und Trebgast möglich ist, sollte auch für Untersteinach gelten", betonte sein Fraktionskollege Alfred Vießmann.