85-Jähriger Kulmbacher erfindet Belüftung für Weiher

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Mit einer selbst gebauten Holzkonstruktion begann die Tüftelei, inzwischen sind die senkrecht stehenden Solarmodule auf unverrottbarem und unsinkbarem Kunststoff montiert. Fotos: Sonja Adam
Mit einer selbst gebauten Holzkonstruktion begann die Tüftelei, inzwischen sind die senkrecht stehenden Solarmodule auf unverrottbarem und unsinkbarem Kunststoff montiert. Fotos: Sonja Adam
Eine sehr leicht laufende zweistufige Lüfterturbine bringt den nötigen Sauerstoff ins Gewässer ein.
Eine sehr leicht laufende zweistufige Lüfterturbine bringt den nötigen Sauerstoff ins Gewässer ein.
 
Ernst Sack tüftelt jeden Tag in seinem Büro und pflegt seine eigene Homepageweiherbelueftung.de.
Ernst Sack tüftelt jeden Tag in seinem Büro und pflegt seine eigene Homepageweiherbelueftung.de.
 

Ernst Sack hat ein energieautarkes Belüftungssystem für Weiher erfunden. Das Besondere: Der Kulmbacher feiert dieser Tage seinen 85. Geburtstag.

Ernst Sack ist 85 Jahre alt und könnte eigentlich seinen Ruhestand genießen. Eigentlich, denn der Kulmbacher tüftelt seit Jahren in jeder freien Minute an einem System, mit dem Weiher energieautark belüftet werden können. Mit Erfolg. Vor vier Jahren hat sich Sack sein Patent schützen lassen, mittlerweile vertreibt sogar die Firma ASK das System.

Eigentlich könnte Ernst Sack, der viele Jahre an der Bundesanstalt für Fleischforschung am Institut für Fleischerzeugung und Vermarktung tätig war, einen geruhsamen Ruhestand verbringen. Doch das liegt ihm nicht. Er hat sein Leben lang gearbeitet, musste sich viel erkämpfen - und er ist ein Tüftler geblieben.

"Ich habe mir damals als Ausgleich zwei Grundstücke mit Teichen gekauft und wollte mich dort in den Rotmainauen bei Langenstadt entspannen", erzählt der Jubilar. Doch dann wurde die Autobahn gebaut. Die unterirdischen Wasserzuläufe, die bis dahin die Teiche gespeist hatten, wurden abgegraben. Fortan hatte Ernst Sack so genannte Himmelsteiche - ohne Zulauf. "Der Wasserhöchststand liegt etwa bei einem Meter, im Sommer verdunstet täglich ein Zentimeter Wasser", erzählt Sack. Das ist nur die halbe Wahrheit. Denn die Algen wucherten, das Wasser verfärbte sich grünlich. Ein Problem, mit dem sich der Kulmbacher nicht abfinden wollte.

Vor mehr als vier Jahren überlegte Sack, was man gegen dieses Dilemma tun könnte. Schließlich leben in den Teichen Karpfen und Schleien. Er suchte nach einer Möglichkeit der Weiherbelüftung, doch alle gängigen Systeme funktionieren nun einmal nur mit Strom. Und Strom ist mitten auf der grünen Wiese nicht verfügbar.
In aufwändiger Tüftelei konstruierte Ernst Sack selbst ein energieautarkes Weiherbelüftungssystem: einen freischwimmenden Belüfter, der mit Solarmodulen betrieben wird. Zunächst montierte Sack das System auf eine selbst gezimmerte Holzkonstruktion, die er weiter verfeinerte. Schließlich fand er heraus, dass es besser war, das Solarmodul senkrecht zu stellen. Mit 81 Jahren war Ernst Sack so weit, dass er sich seine Entwicklung sogar patentrechtlich schützen ließ.

Das System, das Ernst Sack entwickelt hat, leistet jetzt nicht nur auf seinen eigenen Teichen gute Dienste, sondern es wird sogar über die Kulmbacher Firma ASK vertrieben: auf einem unverrottbaren Schwimmkörper, in kompletter Leichtbauweise. Es ist im Sommer und Winter einsetzbar.

Der Effekt liegt auf der Hand: Eine zweistufige Lüfterturbine und eine spezielle Wirbeltechnik sorgen bei Hitze und im Winter bei Eis dafür, dass der Sauerstoff für den Fischbestand nicht knapp wird. Die Vorrichtung ist bis Windstärke acht garantiert kentersicher.

Ernst Sack hat schon das nächste Projekt im Kopf und auf seinem Schreibtisch schon Modelle gebaut. Inzwischen hat er sich zwanzig verschiedene Patente schützen lassen, alle haben etwas mit seiner Weiherbelüftung zu tun. "Ich wünsche mir, dass meine Kinder und Enkel einmal etwas von den Lizenzgebühren haben", sagt er. Seine neuesten Erkenntnisse veröffentlicht er auf seiner Homepage: weiherbelüftung.de. Die pflegt er natürlich auch selbst.

"Ich habe im Leben immer Glück gehabt", zieht Ernst Sack Bilanz. Dabei birgt seine Lebensgeschichte viele tragische Momente. Denn der in Helmbrechts geborene Tüftler musste mit 17 Jahren in den Krieg, geriet zunächst in amerikanische, dann aber in russische Gefangenschaft. Dort wurde er so krank, dass er nur noch 40 Kilo wog. "Und weil ich nicht mehr in Sibirien oder so zu gebrauchen war, durfte ich heim."

Weiterbildung war ihm immer wichtig. So tat er sich bei Berufswettkämpfen hervor und landete schließlich in der Verwaltung der Bundesanstalt für Fleischforschung. Dort engagierte er sich als Techniker. Sein Einsatz bei der Aufstellung von Handelsklassen ermöglichte ihm den Aufstieg in den wissenschaftlichen Dienst.