"Ziel ist die Sicherung der Wohnortnähe von Schule und Ausbildung"
Autor: Veronika Schadeck
Kronach, Dienstag, 20. Oktober 2015
Der Landkreis Kronach ist auf dem Weg zur Bildungsregion. Angestrebt wird das Gütesiegel "Bildungsregion Bayern". Dafür wurden sechs Arbeitskreise gebildet.
Die Leiter stellten am Dienstagnachmittag im zweiten Dialogforum ihre Ergebnisse vor. Der Sitzungssaal war ziemlich besetzt - mit Vertretern von Eltern, Kommunen und Bildungseinrichtungen.
Eingangs erklärte Landrat Oswald Marr, dass der Bereich Bildung einen wichtigen Stellenwert einnehme. In jüngster Vergangenheit habe der Landkreis über 30 Millionen Euro in Gebäude und Einrichtungen investiert. Es gehe aber nicht nur "um die Hard-, sondern auch um die Software". In den letzten Monaten haben nun sechs Arbeitskreise in mehreren Treffen eine Bestandsanalyse erarbeitet. Es wurden zudem Wünschenswertes und Handlungsfelder aufgezeigt. Dabei wurde deutlich, dass schon Partnerschaften im Bildungsbereich gepflegt und ein vielfältiges Bildungsangebot vorhanden ist. Oftmals fehle es aber an der Vernetzung.
Gesprochen wurde auch von gleichwertigen Bildungschancen im nördlichen und südlichen Landkreis. Ist nun aber eine weiterführende Schule im Norden eine Vision oder wird sie Wirklichkeit? "Ziel ist die Sicherung der Wohnortnähe von Schule und Ausbildung", so der Wallenfelser Bürgermeister und Leiter des Arbeitskreises "Herausforderungen des demografischen Wandels annehmen", Jens Korn. Er ging auf die 150 Seiten umfassende Potenzialanalyse ein, die besagt, dass eine staatliche weiterführende Schule im Norden den schulrechtlichen Bestimmungen nach nicht realisiert werden könne. Teilweise haben aber die Kinder im Norden einen 90 Minuten langen Anfahrtsweg. "Das ist nicht tragbar!" Daher wird eine Privatschule mit Internat oder ein Modellversuch für eine Gesamtschule angestrebt.Jens Korn wies aber auch darauf hin, dass im Bereich Bildung in den letzten Jahren mit der Etablierung der FOS am Rennsteig, der Finanzhochschule, der VHS mit 16 Außenstellen, den 45 Kitas schon einiges bewegt worden sei.
Schulamtsdirektor Uwe Dörfer und der Realschulkonrektor, Matthias Klinke, vom Arbeitskreis "Übergänge organisieren und begleiten" sprachen die Notwendigkeit einer intensiveren Zusammenarbeit zwischen Kindergärten und Schulen, zwischen Grundschulen und weiterführenden Bildungseinrichtungen und schließlich mit Ausbildungsbetrieben an. Erfolg verspricht sich der Arbeitskreis zudem von pädagogischen Medienkonzepten. Weiterhin wird Handlungsbedarf bei der Stärkung von Kernkompetenzen bei M-Zug-Schülern gesehen, damit vorhandene Defizite gegenüber Realschülern bei einem Übertritt zu den weiterführenden Schulen abgebaut würden.
Daniela Wölfel und Sibylle Fugmann vom Arbeitskreis "Schulische und außerschulische Bildungsangebote und Bildträger vernetzen" wiesen auf die Problematik dahingehend hin, dass viele Angebote den Jugendlichen und Erwachsenen nicht zugänglich sind. Hier müsse eine verstärkte Vernetzung passieren und mehr Informationen fließen.
"Kein Talent darf verloren gehen", so der Geschäftsführer des Jobcenters, Stefan Löffler, und die Schulleiterin der Lucas-Cranach-Grundschule, Anita Neder. Beide können sich vorstellen, diesem Ziel mit einem Beauftragten für Migration und Integration, mit verstärkten Kontakten zu Vereinen, mit einer Beratungsstelle vor Ort für Familien mit Problemen, ein Stück näherzukommen.
Auszeichnung 2016?
Claudia Ringhoff und Kreisjugendpfleger Bernd Pflaum vom Arbeitskreis "Bürgerengagement entwickeln und stärken" sahen im Bürgerengagement das Aneignen von Wissen, das in der Schule nicht vermittelt werden wird. Dabei gehe es um Freiwilligkeit und Selbstorganisation.Der Leiter der VHS und des Arbeitskreises "Lebenslanges Lernen", Heinz Tischler, sprach von der Bestellung eines Beauftragten, von einem runden Tisch und einem Bildungsstammtisch. Er wies darauf hin, dass in zehn Jahren 40 Prozent der Berufstätigen einen Job ausüben werden, den es heute noch nicht gebe.
Und wie geht es nun weiter? Laut dem Sprecher der Schulaufsicht, Edmund Neubauer, müsse nun das Landratsamt eine Bewertung bei der Konferenz der Schulaufsicht abgeben. Danach folgen Stellungnahmen seitens des Landesjugendringes, dem Zentrum für Familie und Soziales. Danach geht es weiter zum Kultus- und Sozialministerium.
Regierungspräsident Wilhelm Wenning lobte die Kronacher, die sich im Bildungsbereich weiterentwickeln wollen. Der Ministerialdirigent im Kultusministerium, Stefan Graf, wies darauf hin, dass in Bayern 39 Landkreise zur "Bildungsregion Bayern" gehörten. Nun hoffen die Kronacher, dass sie dieses Siegel in der ersten Jahreshälfte 2016 erhalten.