Zeyern sucht neuen Dirigenten

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Florian Unkauf ist ein Dirigent mit Leib und Seele, seit Jahren fährt er quer durch Deutschland, um am Wochenende den Musikverein Zeyern zu dirigieren - jetzt muss der Berufsmusiker seinen Dirigentenstab an den Nagel hängen. Fotos: Sonja Adam
Florian Unkauf ist ein Dirigent mit Leib und Seele, seit Jahren fährt er quer durch Deutschland, um am Wochenende den Musikverein Zeyern zu dirigieren - jetzt muss der Berufsmusiker seinen Dirigentenstab an den Nagel hängen. Fotos: Sonja Adam
 
Tobias Partheymüller (rechts) und die Musiker des Musikvereins Zeyern hoffen, dass ihre außergewöhnliche Dirigentensuche mit Flyern von Erfolg gekrönt ist.
Tobias Partheymüller (rechts) und die Musiker des Musikvereins Zeyern hoffen, dass ihre außergewöhnliche Dirigentensuche mit Flyern von Erfolg gekrönt ist.
 

Der Musikverein Zeyern sucht mit selbstgestalteten Flyern derzeit einen neuen Dirigenten. Denn aus beruflichen Gründen kann der bisherige Dirigent Florian Unkauf sein Amt nicht weiter ausüben.

Der Musikverein Zeyern geht in die Offensive - und sucht per Flyer einen neuen Dirigenten. "Obwohl unser Verein schon recht alt ist - von 1853 - sind wir ein überwiegend junges und sehr aktives Orchester und somit das Aushängeschild unseres kleinen Ortes im Landkreis Kronach", sagt Tobias Partheymüller. Er ist Vorstandsmitglied und spielt beim Verein Trompete. Mit Leidenschaft, wie auch all die anderen rund 35 Hobbymusiker, die ihre Freizeit für den Musikverein opfern. Das Durchschnittsalter liegt bei 26 Jahren. Der Verein hat also Potenzial.

Gerade hat der Musikverein Zeyern sein Dreikönigskonzert gegeben. "Das ist für uns das wichtigste Konzert im Jahr", sagt Partheymüller. Das Konzert am Sonntagabend stand unter dem Motto "Ready for take-off" - und das soll auch das Motto des Jahres werden.
Denn die Musiker sind bereit, etwas Neues zu wagen und hoffen, dass ihre außergewöhnliche Suche nach einem neuen Dirigenten von Erfolg gekrönt ist.

Ob Mann oder Frau wäre den Musikern egal. "Es wäre natürlich schön, wenn wir jemanden finden würden, der auch ein bisschen am Vereinsleben teilnimmt und der auch in der Öffentlichkeit uns gut darstellen kann", sagt Partheymüller. "Wir suchen im Umkreis von rund siebzig Kilometern. Am liebsten wäre es uns, wenn wir einen Dirigenten bekommen würden, der schon Blasmusikerfahrung hat und der auch eine Führungspersönlichkeit ist", ergänzt er. Der Musikverein Zeyern spielt tatsächlich alles, was auf Blasinstrumenten intoniert werden kann. Die Palette reicht von klassischer Egerländer und böhmischer Blasmusik über Johann Strauß bis hin zu modernen Filmmusik-Werken. "Wir haben auch schon mal Michael Jackson gespielt und wir haben auch zwei Sänger dabei", sagt Partheymüller. Auch um die Zukunft muss sich der Verein keine Sorgen machen. Denn der Musikverein hat Lehrer, die mit dem Verein zusammenarbeiten. "Wir haben ein Ausbildungskonzept, das die Musiker vom ersten Ton bis zum aktiven Mitspielen in der Kapelle begleitet", sagt Partheymüller.

Rund dreißig Auftritte haben die Zeyerner Musiker im Jahr, allerdings sind die Geburtstagsständchen, Jubiläumsfeiern und auch Beerdigungen schon miteingerechnet. Als musikalischer Höhepunkt gilt neben dem Dreikönigskonzert, die Mitwirkung beim Freischießen.

Hobby zum Beruf gemacht

"Ich gehe mit einem lachenden und einem weinenden Auge", bedauert Florian Unkauf (28) indes, dass er dem Verein nicht weiter die Treue halten kann. Denn schließlich hat Florian Unkauf in Zeyern angefangen. Und bei ihm ist die Musik die ganz große Berufung geworden. Florian Unkauf hat sein Hobby Tenorhorn zum Beruf gemacht. Und das bedeutet, dass er in Karlsruhe beim Bundeswehrorchester mitspielt. Jedes Wochenende fährt er von Karlsruhe nach Zeyern, zurück in die alte Heimat.

"Zeyern ist mein Heimatverein, aber jedes Wochenende 700 Kilometer, das ist einfach nicht auf Dauer machbar", sagt Florian Unkauf schweren Herzens. Und jetzt möchte er ein Studium in Würzburg zur Blasorchesterleitung aufnehmen und ist zudem zum Heeresmusikcorps nach Veitshöchheim versetzt. "Ich freue mich natürlich auf die neue Chance, aber ich kann einfach nicht immer hin- und herfahren", sagt Florian Unkauf. Seine Mitmusiker haben Verständnis.

Hinzu kommt, dass der Musikverein keinen Vizedirigenten hat. Das bedeutet: Der Dirigent muss auch wirklich vor Ort sein und ein gewisses Zeitkontingent einbringen können. "Wir organisieren jedes Jahr zwei Feste - das Josefifest in der Fastenzeit, bei dem wir unsere Gäste mit böhmischer und Egerländer Blasmusik unterhalten. Am Fronleichnamswochenende findet unser traditionelles Gartenfest statt. Hier kann man vier Tage lang ein gemütliches Zeltfest mit Blasmusik - auch von befreundeten Kapellen - erleben. Und außerdem spielen wir zu zahlreichen kirchlichen und weltlichen Anlässen", versuchen Partheymüller und die anderen Musiker einem potenziellen Dirigenten die Kapelle Schmackhaft zu machen. Geprobt wird meisten am Wochenende.