Staatsministerin Emilia Müller besuchte das Modellprojekt "In der Heimat wohnen" in Teuschnitz.
Für Katharina Rech war gestern ein besonderer Tag: So viel Rummel gibt es selten bei ihr zu Hause. Die 88-Jährige wohnt aber auch in einem ganz speziellen Wohnheim. Sie nimmt am Modellprojekt der Caritas und Joseph-Stiftung Bamberg "In der Heimat wohnen" teil. Ein Modell, das die bayerische Staatsministerin für Arbeit, Soziales, Familie und Integration, Emilia Müller, interessierte und das sie im Rahmen des "Sozialtages Oberfranken" besuchte.
"Wenn ich mit 88 Jahren noch so ausschau und zamm bin wie Sie, dann bin ich glücklich", sagte Müller zu der Rentnerin. Sie fragte die Wickendorferin nach ihrem Alltag. "Ich habe hier meinen Arzt, die Apotheke, einen Metzger und Bäcker", zeigte sich Rech zufrieden. Und: "Meine verstorbenen Angehörigen kann ich auch auf dem Friedhof besuchen." Seit zwei Jahren wohnt sie in der Wohnanlage, die den Senioren möglichst viel Selbstständigkeit erhalten soll.
Ursprünglich habe sie zu ihrer Tochter nach Nürnberg ziehen sollen, "aber das wollte ich nicht".
Emilia Müller zeigte sich beeindruckt von "In der Heimat wohnen". Es sei schön, wenn Menschen im Alter ihre gewohnte Umgebung nicht verlassen müssen. Sie sprach davon, dass Senioren Respekt und Anerkennung verdienen und auch benötigen. "Das ist ein zukunftsträchtiges Projekt. Denn wir haben nicht zu viele alte Menschen, sondern zu wenige junge Leute auf dem Land." Weiterhin äußerte sie ihre Hochachtung gegenüber den Leuten, die sich für Senioren und hilfsbedürftige Menschen einsetzen.
Der stellvertretende Caritasdirektor Helmar Fexer, erklärte, dass man beim Modellprojekt den ursprünglichen Gedanken der "reinen Seniorenwohnanlage" weiterentwickelt habe.
Durchaus könne man sich vorstellen, dass die fünf barrierefreien Wohnungen auch an Familien mit behinderten Kindern, an Behinderte sowie an anerkannte Flüchtlinge vermietet werden könnten, zumal die Lage und der Ort ideal für Integration seien.
Die Leiterin der betreuten Wohnanlage, Janet Januszewski, berichtete der Ministerin, was sich in der Stadt Teuschnitz rund um das Projekt in den letzten fünf Jahren entwickelt hat. Sie sprach unter anderem von einem monatlichen Mittagstisch, bei dem Frauen ehrenamtlich das Essen zubereiten und erwähnte das in Kooperation mit dem Kindergarten St. Anna durchgeführte "Gute Laune Frühstück". Sie berichtete vom Lieferservice, Strickstammtisch, vom Angebot der Mitfahrzentrale, bei dem 40 bis 50 ehrenamtliche Fahrer im Einsatz sind.
"Ich bin stolz auf das in Teuschnitz gelebte ehrenamtliche Engagement." Durch "In der Heimat wohnen" sei es den Bewohnern möglich, ihr Leben unabhängig einer Hilfs- und Pflegebedürftigkeit, selbstständig unter Wahrung ihres eigenen Lebensstil führen können.
Emilia Müller besichtigte natürlich auch die Räumlichkeiten. Als Begleiter mit dabei war der Regierungspräsident Wilhelm Wenning, der ebenfalls Gefallen an der betreuten Wohnanlage hatte.
Die Bürgermeisterin der Stadt Teuschnitz, Gabriele Weber (CSU), freute sich über den Besuch. Sie bedankte sich bei Emilia Müller, dass sie den Weg in die Arnikastadt fand. Zuvor besuchte die Ministerin zwei Einrichtungen in Wunsiedel und im Landkreis Hof.