In den Tettauer Ortsteilen ist der Kubikmeterpreis für Wasser unterschiedlich, weil es mehrere Versorger gibt. Die Bürger erwarten von der Verwaltung deshalb ein Entgegenkommen beim Abwasser. Die Schauberger und Langenauer müssen mehr zahlen.
Dass nicht alle Bürger einer Gemeinde die gleichen Kosten für Wassergebühren aufbringen müssen, wurde am Montagabend bei der Gemeinderatssitzung in Tettau deutlich. Unter Punkt "Sonstiges" sprach Hubert Steiner (SPD) ein heikles Thema an, dass vielen Kommunalpolitikern zwar bewusst ist, aber über das nicht gerne gesprochen wird.
Hubert Steiner wohnt in Schauberg. Der Ortsteil bezieht sein Wasser von der Frankenwaldgruppe (FWG). Er hat ebenso wie seine Langenauer Mitbürger bis dato 1,95 Euro netto pro Kubikmeter Wasser bezahlt. Ab 1. Juli, so führte der SPD-Gemeinderat aus, müssen 2,45 Euro netto plus Mehrwertsteuer für einen Kubikmeter Wasser berappt werden. Gegenüber den Tettauern Mitbürgern, die ihr Wasser teilweise von der Fernwasserversorgung Oberfranken (FWO) beziehen, seien das Mehrkosten in Höhe von 0,81 Euro pro Kubikmeter. Hinzu komme, dass die monatliche Grundgebühr ab 1.
Juli von derzeit vier Euro auf sechs Euro angehoben werde.
Er fragte den Bürgermeister: "Können wir da mit einem Entgegenkommen seitens der Gemeinde in punkto Abwasser rechnen, um diese Differenz zwischen den Schaubergern/Langenauern und den Tettauern zu minimieren?"
Mit Änderungen ist zu rechnen
Bürgermeister Hans Kaufmann (SPD) äußerte sich zurückhaltend. Er wies darauf hin, dass künftig mit Änderungen im Abwasserbereich zu rechnen sei. Wegen der Wassergebühren verwies er auf ein Treffen des Gemeinderats mit Vertretern der Frankenwaldgruppe und der Fernwasserversorgung am 15.
März in Rieblich.
Und wie ist das jetzt mit den Wassergebühren? Müssen künftig die Bürger der Gemeindeteile, die ihr Wasser von der FWG beziehen, künftig mehr bezahlen, als wenn das Wasser von der FWO kommt? Dass die Frankenwaldgruppe sich in einer finanziellen Schieflage befindet, ist vielen bekannt.
Wie der Vorsitzende der Fernwasserversorgung Oberfranken, Heinz Köhler, auf Anfrage erläuterte, werden seit rund fünf Jahren Gespräche zwischen den beiden Wasserversorgungsunternehmen geführt. Fakt sei, dass die rund ein bis zwei Meter tief in der Erde liegenden Wasserleitungen der Frankenwaldgruppe sich großteils in einem maroden Zustand befinden. Seit der Inbetriebnahme der Gruppenwasserversorgung Mitte der 50er Jahre seien kaum Sanierungen durchgeführt wurden.
Eine größere Investition sei lediglich am Birnbaumer Wasserturm Mitte der 80er vorgenommen worden.
Ein Kostenaufwand sei zudem die vorhandene Struktur der Frankenwaldgruppe. Die 400.000 Kubikmeter Wasser, die pro Jahr verteilt werden, müssen auf einer großen Fläche zu den Endkunden gepumpt werden. Die Frankenwaldgruppe müsse nun in den nächsten zehn Jahren rund 34 Millionen Euro - überwiegend für die Sanierung der Rohrleitungen aufbringen, um die rechtliche Sicherung zu gewährleisten.
Keine Rücklagen
Die Frankenwaldgruppe verfüge über keine finanziellen Rücklagen. Mittlerweile habe sich die FWO bereit erklärt, die Wasserfernleitungen des nördlichen Frankenwaldes ab Effelter zu übernehmen.
Durch diese Kooperation minimiert sich die Investitionssumme der FWG auf 24 Millionen Euro.
Auch hat sich die Staatsregierung bereits im vergangenen Jahr bereit erklärt, eine im Rahmen des Modellprojekts "Aktionsplan demografischer Wandel" Unterstützung in Höhe von etwa 3,5 Millionen Euro zu leisten. Das bedeute, dass die Frankenwaldgruppe immer noch 20,5 Millionen Euro für die Sanierung ihrer maroden Wasserleitungen aufbringen müsse. Diese Summe, so ist Köhler überzeugt, werden großteils die Verbraucher aufbringen müssen, deren Gemeinde an der FWG angeschlossen ist.
Zudem: Die Staatsregierung hat die Förderung nur unter der Prämisse in Aussicht gestellt, dass die FWG den Wasserpreis pro Kubikmeter sukzessive auf vier Euro erhöht. Dieser Betrag sei den Bürgern zumutbar, hieß es. Mittlerweile sei die Frankenwaldgruppe vom Wasserwirtschaftsamt aufgefordert worden, ein Ingenieurbüro für eine europaweite Ausschreibung der erforderlichen Maßnahmen zu beauftragen.
Dann folgt die Planung und die Antragstellung zwecks Förderung.
Verbraucher ist machtlos
Und wie kann sich eigentlich ein betroffener Verbraucher gegen diese Erhöhungen wehren? Eigentlich gar nicht. Auch könne die FWO die Wasserversorgung der betroffenen Gemeinden nicht übernehmen, denn dann müssten komplett neue Leitungen verlegt werden. Das würde wiederum Kosten bedeuten.
Auch sei es nicht ratsam, die Kosten durch Wassereinsparungen minimieren zu wollen, denn die Unterhaltskosten der Wasserversorger seien vorhanden. Hinzu komme auch die demografische Entwicklung, weniger Menschen bedeute weniger Wasserverbrauch.
Die Wasserversorger
Frankenwaldgruppe Verteilung: rund 400.000 Kubikmeter pro Jahr.
Fläche des Versorgungsgebiets: rund 120 Quadratkilometer
Anschluss Folgende Orte beziehen Wasser von der Frankenwaldgruppe: Ludwigsstadt, Lauenhain, Reichenbach, Buchbach, Hirschfeld, Kehlbach, Windheim, Steinwiesen, Birnbaum, Neufang, Langenau, Schauberg, Haßlach, Rappoltengrün, Wilhelmsthal, Steinberg, Roßlach, Gifting, Hesselbach, Lahm, Grümpel, Effelter.
FWO Fernwasserversorgung Oberfranken Verteilung: 14 Millionen Kubikmeter Wasser pro Jahr. Mitglieder der FWO sind: Landkreise Bamberg, Bayreuth, Coburg, Haßberge, Hof, Kronach, Kulmbach, Lichtenfels. Kreisfreie Städte: Bamberg, Bayreuth, Coburg, Hof, Kulmbach, Neustadt bei Coburg, Selb.