Unternehmerpersönlichkeit mit Weitblick

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Als "Dankeschön" hat Joachim Wiegand für Mitarbeiter und die Bewohner Steinbachs die Rennsteighalle bauen lassen. Foto: Veronika Schadeck
Als "Dankeschön" hat Joachim Wiegand für Mitarbeiter und die Bewohner Steinbachs die Rennsteighalle bauen lassen.  Foto: Veronika Schadeck

Der Seniorchef der Wiegand-Gruppe, Joachim Wiegand, feierte am Sonntag seinen 80. Geburtstag. Seit fast 20 Jahren wohnt er in Kronach, dennoch schlägt sein Herz noch für Steinbach am Wald.

Zusammen mit seinem Cousin Konrad Wiegand hat er nicht nur das größte Unternehmen der Gemeinde geleitet, sondern auch seinen Heimatort entscheidend mitgeprägt. Nicht zuletzt deshalb wurde er auch, zusammen mit seinem Cousin, vor über zehn Jahren zum Ehrenbürger ernannt. Joachim Wiegand, die Gemeinde Steinbach, Wiegand-Glas und seit vergangenem Jahr nun auch die Rennsteighalle sind eng miteinander verbunden.

Innere Zufriedenheit strahlt der 80-Jährige aus, als er aus seinem Leben erzählt. Während er spricht, ist immer wieder von der langen Familientradition und einer damit verbundenen Verpflichtung die Rede.

Es gibt viele Stationen in seinem Leben, die Spuren hinterlassen haben. Da ist beispielsweise die Kindheit in Gehren/Thüringen, die Enteignung und die Flucht während der Berlin-Blockade im Jahre 1949, als er zusammen mit seiner Familie aus Berlin in den Westen ausgeflogen wurde.
"Für mich war das spannend!"

In Erinnerung sind für ihn auch die ersten Monate in Steinbach am Wald, als mehrere Familien unter einem Dach in seinem späteren Haus zusammenwohnten.

Der Jurist übernahm schließlich im Jahre 1965 zusammen mit seinem Cousin Konrad Wiegand das Unternehmen in Steinbach am Wald. "Zu diesem Zeitpunkt hatte ich keine Ahnung von einer Glasschmelze!"

In den folgenden Jahren war Joachim Wiegand viel auf Reisen, um möglichst viel über Glas und die Technik zu lernen. Zu Hause wurde die Produktion von Glas vom Halb- auf Vollautomaten umgestellt, es folgten zahlreiche Investitionen in Gebäude und Technik.


Viele Herausforderungen

Der Bau der Wanne IV mit dem Doppeltropfen, der Bau der Wanne V fünf , "das waren alles Herausforderungen". Nahezu alle Investitionen und Betriebserweiterungen seien mit langwierigen Grundstücks- und Kreditverhandlungen verbunden gewesen, erzählt er.

Eine bewegende Zeit in seinem Leben sei der Fall der Berliner Mauer und der damit verbundene Erwerb des ehemaligen VEB-Werkes in Großbreitenbach gewesen. Die ersten Kontakte gab es noch 1989, bereits im Januar 1990 fanden die ersten Gespräche statt.

Im März 1990 kam schließlich der historische Moment, als ein Gesellschaftsvertrag mit den damaligen Geschäftsführern des einstigen VEB-Werkes geschlossen wurde. Es entstand somit deutschlandweit eines der ersten Joint-Venture-Projekte in Thüringen. Anfang Mai begann man mit dem Neubau einer Glasschmelzwanne und einer Lagerhalle.


"Ich hatte schlaflose Nächte!"

Das Projekt Neue Glaswerke sei mit vielen Problemen verbunden gewesen, so Joachim Wiegand. "Ich hatte schlaflose Nächte!" In diesem Zusammenhang berichtete er vom Zusammenbruch der Ostmark, von langwierigen Verhandlungen mit der Treuhand, von fehlender Rechtssicherheit, von notwendigen Entlassungen - das VEB-Werk hatte beispielsweise acht Pförtner -, von Anpassungsschwierigkeiten bei den Mitarbeitern, die aus einem anderen System sich erst an die Technik und deren Möglichkeiten gewöhnen mussten.

Sein jüngstes Projekt war vor drei Jahren der Bau der Rennsteighalle durch die Joachim-Wiegand-Sportstiftung in Steinbach am Wald. Zusammen mit einem Architekturbüro und seinem Sohn, Nikolaus Wiegand, hat Joachim Wiegand den Plan entworfen.

Mit der Rennsteighalle, die der Allgemeinheit und den Vereinen zur Verfügung steht, will der Seniorchef "danke" sagen an seine einstigen Mitarbeiter und an die Bürger. "Denn nur durch deren Engagement und Leistungen ist Wiegand-Glas das, was es heute ist!"

Was wünscht sich nun ein Mensch, der in seinem Leben vieles erreicht hat? Joachim Wiegand hält für einen kurzen Moment inne. "Noch ein bisschen Zeit in guter Gesundheit mit meiner lieben Frau!"


In der 15. Generation

Und: "Dass die Familientradition weitere Jahrzehnte bestehen bleibt. Die Chancen sind gut, denn derzeit wird die Wiegand Gruppe durch seinen Sohn Nikolaus und seinem Cousin, Oliver Wiegand, in der 15. Generation geführt. "Und die 16. steht vor der Tür!"

Zu den Gratulanten gehörten auch Steinbachs Bürgermeister Klaus Löffler. Wiegand-Glas und die Gemeinde seien seit vielen Jahrzehnten eng miteinander verbunden. Er habe Joachim Wiegand kennengelernt, als jemand, der es verstand, sein Unternehmen und seine Mitarbeiter zu führen, so Löffler.

Beeindruckt sei er, wie Joachim Wiegand und sein Cousin schon wenige Tage nach der Grenzöffnung ein neues Glaswerk in Großbreitenbach gebaut und somit zusammengeführt hätten, was zusammen gehört. Lobend erwähnte der Bürgermeister das soziale Engagement des Seniorchefs, das er gerade mit dem Bau der Rennsteighalle wieder einmal unter Beweis gestellt habe.