Kronach
Behinderung
Trotz Blindheit glücklich und zufrieden
Karen Greiner erzählte den Drittklässlern der Grundschule Steinbach am Wald aus ihrem Leben als Blinde.

Die blinde Karen Greiner gab an der Steinbacher Schule einen Einblick in ihren Alltag.Heike Schülein
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Die Schüler zeigten sich erstaunt über die Lebensfreude der Pressigerin, ihre vielen Hilfsmittel und über die Klugheit ihres Blindenführhunds "Efendi". Treuherzig blicken die braunen Hundeaugen in die Welt. Freudig wedelt Efendi mit dem Schwanz. Wer kann schon diesem bildschönen Labrador widerstehen? Für sein Frauchen Karen Greiner kann aber genau das zum Problem werden. "Wenn wir unterwegs sind, dürft ihr ihn nicht streicheln. Wenn er sein Geschirr anhat, ist er im Dienst", erklärt sie den an diesem Montagvormittag um sie herum im Kreis sitzenden, ihr aufmerksam zuhörenden Drittklässlern. Selbst wenn er nur für einen Moment abgelenkt sei, könne sie beispielsweise gegen ein Hindernis laufen.
Glücklicherweise arbeitet Efendi jetzt gerade nicht und sein Frauchen hat ihm sein Geschirr abgenommen. Der Rüde legt sich vor sie hin und genießt die Liebkosungen der Kinder. Sobald die Pressigerin seinen Namen ruft oder auch Kosenamen wie "Hase" oder "Baby", ist er pflichtbewusst sofort zur Stelle. Karen Greiner ist hochgradig sehbehindert. Eine Sehbehinderung hatte sie bereits bei Geburt. Verschlimmert wurde diese im Grundschulalter durch einen von einem betrunkenen Taxifahrer verschuldeten Verkehrsunfall, wodurch sich ihre Netzhaut ablöste. In ihrer Heimat besuchte sie eine weiterführende Schule beziehungsweise ein Internat speziell für Sehbehinderte in Hannover, an der sie ihr Fachabitur ablegte. Die Schuleinrichtung begleitete sie auch während ihrer Ausbildung zur Bankkaufrau in Hamburg. "Ich habe ein tolles Leben und ich habe durch meine Behinderung meinen Mann kennengelernt, der ebenfalls blind ist", hadert sie in keinster Weise mit ihrem Schicksal.
Der Liebe wegen führte sie ihr Weg dann auch in den Landkreis Kronach. Im Gegensatz zu ihrem schwarzblinden Mann, kann sie noch einige Farbumrisse erkennen. In ihrer Wahlheimat fühlt sie sich wohl, obwohl ihre Familie, darunter auch ihre Zwillingsschwester, doch weit entfernt lebt. Mit den Kindern ihres Mannes verstehe sie sich bestens. "Ich bin auch schon Oma", lacht die 50-Jährige, die auch aufgrund ihres modernen Outfits und der flotten Kurzhaarfrisur wesentlich jünger wirkt. "Unser Hund macht uns das Leben schön", zeigt sich Karen Greiner dankbar über ihre wichtigste Hilfe, die seit sieben Jahren zur Familie gehört und das Ehepaar im Alltag begleitet - so auch bei ihren Hobbies, wandern oder Essen gehen. Efendi kennt viele Befehle. Mit "Such den Eingang" beispielsweise hatte er auch den Weg zur Eingangstür der Steinbacher Schule gefunden, obwohl er hier noch nie zuvor war. Der Labrador ist ihr zweiter Blindenführhund, nachdem sein Vorgänger leider mit elf Jahren verstarb.
Ganz ohne menschliche Hilfe geht es dann aber doch nicht. So kam sie nach Steinbach mit einer Begleitperson, die sie mit dem Auto herfuhr. "Man ist schon auf Hilfe angewiesen", räumt sie ein. Da sie beispielsweise nur laktosefreie Milch vertrage; man diese aber in ihrem Wohnort nicht kaufen könne, brauche sie hierfür einen Autofahrer. Es gebe auch Tage, an denen es ihr nicht so leicht falle, um Hilfe zu bitten. Die meisten Menschen aber seien sehr hilfsbereit - auch wenn sie unterwegs sei. "Wenn ihr mich wo seht, dann sprecht mich an und fragt, ob ich Hilfe benötige. Was ich nicht mag, ist, wenn mich jemand einfach anfasst", sagt sie bestimmt. Erleichtert wird ihr der Alltag durch verschiedene - insbesondere technische - Hilfsmittel, mit denen sie sich sehr gut auskennt. So führte sie den Kindern einige Sonderfunktionen ihres "sprechenden" Handys vor - unter anderem das Erkennen von Produkten beim Einkauf durch Abscannen des Codestreifens. Über das Smartphone kann sie auch Hörbücher aufrufen oder Zeitung lesen.
Zum Schreiben nutzt sie ein Steno-Gerät. "Das ist noch ein wenig ,old scool‘, funktioniert aber gut", lacht Karen Greiner, als sie die Vornamen mehrerer Schüler in Braille-Schrift schreibt. Es handelt sich dabei um Punktmuster, die mit den Fingerspitzen als Erhöhungen zu ertasten sind. Beim Gehen nutzt sie als Orientierungshilfe einen Taststock, den die Kinder mit geschlossenen Augen testen durften. Sichtlich beeindruckt bedankten sich diese wie auch Referendarin Mareike Peetz für die hautnahen Schilderungen.
Durch die interessanten Ausführungen und ehrlichen Antworten auf ihre Fragen habe man einen unverkrampften Umgang mit einem Nichtsehenden gelernt und nun wisse man, wie man sich zu verhalten habe. Auch eine kleine Vorstellung von dem Leben in Dunkelheit habe man erhalten. Dass die Behinderung - trotz aller Hilfsmittel - Einschränkungen mit sich bringe, räumt Karen Greiner unumwunden ein. Vor 25 Jahren beispielsweise sei sie noch nach Amerika geflogen und habe sich dort gut bewegen können - etwas, was ihr jetzt nicht mehr möglich wäre. Grund für Trübsal sei dies aber nicht. "Ich verbringe meine Zeit gerne mit lieben Menschen und nicht solchen, die mir Energie klauen. Ich mag Leute, die gerne lachen, Spaß haben und Blödsinn machen", verrät sie und bestätigt: "Ich habe ein glückliches, erfülltes Leben."
Glücklicherweise arbeitet Efendi jetzt gerade nicht und sein Frauchen hat ihm sein Geschirr abgenommen. Der Rüde legt sich vor sie hin und genießt die Liebkosungen der Kinder. Sobald die Pressigerin seinen Namen ruft oder auch Kosenamen wie "Hase" oder "Baby", ist er pflichtbewusst sofort zur Stelle. Karen Greiner ist hochgradig sehbehindert. Eine Sehbehinderung hatte sie bereits bei Geburt. Verschlimmert wurde diese im Grundschulalter durch einen von einem betrunkenen Taxifahrer verschuldeten Verkehrsunfall, wodurch sich ihre Netzhaut ablöste. In ihrer Heimat besuchte sie eine weiterführende Schule beziehungsweise ein Internat speziell für Sehbehinderte in Hannover, an der sie ihr Fachabitur ablegte. Die Schuleinrichtung begleitete sie auch während ihrer Ausbildung zur Bankkaufrau in Hamburg. "Ich habe ein tolles Leben und ich habe durch meine Behinderung meinen Mann kennengelernt, der ebenfalls blind ist", hadert sie in keinster Weise mit ihrem Schicksal.
Der Liebe wegen führte sie ihr Weg dann auch in den Landkreis Kronach. Im Gegensatz zu ihrem schwarzblinden Mann, kann sie noch einige Farbumrisse erkennen. In ihrer Wahlheimat fühlt sie sich wohl, obwohl ihre Familie, darunter auch ihre Zwillingsschwester, doch weit entfernt lebt. Mit den Kindern ihres Mannes verstehe sie sich bestens. "Ich bin auch schon Oma", lacht die 50-Jährige, die auch aufgrund ihres modernen Outfits und der flotten Kurzhaarfrisur wesentlich jünger wirkt. "Unser Hund macht uns das Leben schön", zeigt sich Karen Greiner dankbar über ihre wichtigste Hilfe, die seit sieben Jahren zur Familie gehört und das Ehepaar im Alltag begleitet - so auch bei ihren Hobbies, wandern oder Essen gehen. Efendi kennt viele Befehle. Mit "Such den Eingang" beispielsweise hatte er auch den Weg zur Eingangstür der Steinbacher Schule gefunden, obwohl er hier noch nie zuvor war. Der Labrador ist ihr zweiter Blindenführhund, nachdem sein Vorgänger leider mit elf Jahren verstarb.
Ganz ohne menschliche Hilfe geht es dann aber doch nicht. So kam sie nach Steinbach mit einer Begleitperson, die sie mit dem Auto herfuhr. "Man ist schon auf Hilfe angewiesen", räumt sie ein. Da sie beispielsweise nur laktosefreie Milch vertrage; man diese aber in ihrem Wohnort nicht kaufen könne, brauche sie hierfür einen Autofahrer. Es gebe auch Tage, an denen es ihr nicht so leicht falle, um Hilfe zu bitten. Die meisten Menschen aber seien sehr hilfsbereit - auch wenn sie unterwegs sei. "Wenn ihr mich wo seht, dann sprecht mich an und fragt, ob ich Hilfe benötige. Was ich nicht mag, ist, wenn mich jemand einfach anfasst", sagt sie bestimmt. Erleichtert wird ihr der Alltag durch verschiedene - insbesondere technische - Hilfsmittel, mit denen sie sich sehr gut auskennt. So führte sie den Kindern einige Sonderfunktionen ihres "sprechenden" Handys vor - unter anderem das Erkennen von Produkten beim Einkauf durch Abscannen des Codestreifens. Über das Smartphone kann sie auch Hörbücher aufrufen oder Zeitung lesen.
Zum Schreiben nutzt sie ein Steno-Gerät. "Das ist noch ein wenig ,old scool‘, funktioniert aber gut", lacht Karen Greiner, als sie die Vornamen mehrerer Schüler in Braille-Schrift schreibt. Es handelt sich dabei um Punktmuster, die mit den Fingerspitzen als Erhöhungen zu ertasten sind. Beim Gehen nutzt sie als Orientierungshilfe einen Taststock, den die Kinder mit geschlossenen Augen testen durften. Sichtlich beeindruckt bedankten sich diese wie auch Referendarin Mareike Peetz für die hautnahen Schilderungen.
Durch die interessanten Ausführungen und ehrlichen Antworten auf ihre Fragen habe man einen unverkrampften Umgang mit einem Nichtsehenden gelernt und nun wisse man, wie man sich zu verhalten habe. Auch eine kleine Vorstellung von dem Leben in Dunkelheit habe man erhalten. Dass die Behinderung - trotz aller Hilfsmittel - Einschränkungen mit sich bringe, räumt Karen Greiner unumwunden ein. Vor 25 Jahren beispielsweise sei sie noch nach Amerika geflogen und habe sich dort gut bewegen können - etwas, was ihr jetzt nicht mehr möglich wäre. Grund für Trübsal sei dies aber nicht. "Ich verbringe meine Zeit gerne mit lieben Menschen und nicht solchen, die mir Energie klauen. Ich mag Leute, die gerne lachen, Spaß haben und Blödsinn machen", verrät sie und bestätigt: "Ich habe ein glückliches, erfülltes Leben."