Der Kreisausschuss Kronach informierte sich über die Planungen für die Stromtrasse durch Oberfranken. Vieles scheint bei diesem Thema noch in der Schwebe zu sein. Momentan steht der Landkreis Kronach bei den Planern aber offenbar nicht im Fokus.
Alle 300 Meter ragen 75 Meter hohe Masten auf. Bäume werden auf 100 Metern Breite gerodet. Ein silber-graues Band durchschneidet den grünen Frankenwald. Die Frauenliste will solchen Schreckensszenarien vorbeugen. "Wir müssen unsere Natur schützen", betonte Petra Zenkel-Schirmer, als sie auf den Antrag ihrer Gruppierung einging, aktuelle Informationen zu den Planungen für die vorgesehene Nord-Süd-Stromtrasse einzuholen.
Wolfgang Puff von der Wirtschafts- und Strukturentwicklungsgesellschaft Landkreis Kronach (WSE) brachte den Kreisausschuss auf den neuesten Stand - der jedoch mit Fragezeichen versehen ist. Vier Trassen seien bundesweit für den Stromtransport in Nord-Süd-Richtung vorgesehen. Eine davon soll durch Oberfranken verlaufen. Hierzu stellte Puff Kartenmaterial der für den Netzausbau zuständigen Firma Amprion vor.
Linie neu eingezeichnet Ursprünglich war eine Trassenführung über Hof angedacht. Zuletzt hatten sich der Start- und der Zielpunkt hierfür geändert. "Die Linie der Trasse ist daher um 30 bis 50 Kilometer nach Osten verschoben worden", ging er auf eine der Karten ein. Der Haken daran: Die gezeigte Linie ist nur eine schematische, kerzengerade Verbindung zwischen den beiden Punkten. Wie die Leitungen im Detail verlaufen werden, lässt sich daraus nicht ableiten. Daher sei nicht einfach anzunehmen, dass mit der neuen Linie eine Verlegung der Trasse vom Kreis Hof in den Kreis Kronach verbunden sei. So sei die Information allerdings von vielen Bürgern aufgenommen worden, wie die Diskussion im Gremium zeigte.
Weiter erklärte Puff, dass es auf den detaillierteren Karten Vorzugs- und Alternativtrassen gebe. Die einzige entsprechende Markierung im Landkreis Kronach, die bestehende 380-KV-Trasse, sei hierbei in der Farbe der niedrigsten Stufe gekennzeichnet, "in Dunkellila - das heißt, sie ist äußerst gering geeignet". Daher spekulierte Puff, dass der Betreiber zurzeit eher an seinen bisherigen Trassenverläufen festhält, der Kreis Kronach nicht von der Trasse tangiert wird. Allerdings räumte er auch ein, dass die Verlagerung des Trassenstart- und - zielpunktes dazu führen könnte, dass das gesamte Verfahren für das Projekt neu aufgerollt werden muss.
"Wir müssen wachsam bleiben", unterstrich Petra Zenkel-Schirmer. Dem pflichtete Landrat Oswald Marr (SPD) bei. "Ganz überzeugt bin ich noch nicht", wollte sich Ralf Pohl (SPD) von den Skizzen der Firma nicht in Sicherheit wiegen lassen. Richard Rauh (SPD) gab zu Bedenken, dass der Strom irgendwo herkommen und die Energiewende geschafft werden muss. Deshalb zeigte er prinzipiell Verständnis dafür, dass solche Leitungen entstehen müssen, denn "sonst gehen die Lichter aus". Seine schöne Natur wolle sich letztlich jeder Landkreis erhalten. "Die Frage wird daher nur sein, an wem der Kelch vorübergeht."