Stockheimer mit Leidenschaft für Heimatkunde - Haus ist kleines Museum

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"Ich schreibe nicht nur über die Geschichte, sondern lebe mit ihr", betont Gerd Fleischmann. Viele kleine Schätze wie diese Grubenlampen finden sich in seinen vier Wänden. Fotos: Marco Meißner
"Ich schreibe nicht nur über die Geschichte, sondern lebe mit ihr", betont Gerd Fleischmann. Viele kleine Schätze wie diese Grubenlampen finden sich in seinen vier Wänden. Fotos: Marco Meißner
Eines der Schmuckstücke in Fleischmanns heimatkundlicher Sammlung: Das Geschehen auf dem Doberbach um das Jahr 1920 wurde von Harald Popig für den Kreisheimatpfleger gemalt.
Eines der Schmuckstücke in Fleischmanns heimatkundlicher Sammlung: Das Geschehen auf dem Doberbach um das Jahr 1920 wurde von Harald Popig für den Kreisheimatpfleger gemalt.
 

Der Stockheimer Gerd Fleischmann ist seit zehn Jahren offiziell auf den Spuren der Geschichte unterwegs. Die Leidenschaft für die Heimatkunde steckt ihm aber schon viel länger im Blut.

"Ich war historisch vorbelastet", sagt der scheidende Kreisheimatpfleger Gerd Fleischmann mit einem Schmunzeln. "Schon von der Schule her. Geschichte, Erdkunde und Naturkunde waren meine Lieblingsfächer."
Seine Liebe zum Frankenwald, zu dessen Brauchtum und Geschichte konnte der ehemalige Zeitungsredakteur auch beruflich und im Vereinsleben über Jahrzehnte pflegen. Seither hat sich aber viel verändert; Stift und Zettel sind bei seiner Arbeit vom Computer abgelöst worden, und auch sein Wirken für die Heimat wurde auf eine andere Ebene gehievt. "Vor zehn Jahren bin ich als Kreisheimatpfleger vorgeschlagen worden", erinnert er sich. "Ich habe damals gesagt, dass ich es fünf Jahre machen werde, dann habe ich nochmal fünf draufgelegt."

Im Juli ist für ihn jedoch der Moment für den Abschied von diesem Ehrenamt gekommen. "Es war eine hoch interessante Zeit.
Und ich habe noch dazugelernt und viele Leute kennen gelernt", zieht er Bilanz. "Aber man wird ja nicht jünger, und ich habe genug gemacht", merkt er an, dass nun die Nächsten an der Reihe seien, ihre Ideen einzubringen. Auch habe seine Familie in der Vergangenheit oft für die Heimatkunde zurückstecken müssen. Eine 70-Stunden-Woche sei die Regel gewesen, doch seine Frau habe ihn immer unterstützt. Fleischmann ist allerdings weit davon entfernt, alle Brücken hinter sich abzubrechen. Seine Kontakte will er weiterhin pflegen, sein Wissen gerne zur Verfügung stellen - zum Beispiel wenn es museale Aktivitäten zum Stockheimer Steinkohle-Bergbau gibt.

Drei Bücher veröffentlicht

Dieser Aspekt der Heimatgeschichte liegt Fleischmann besonders am Herzen. Auch in einem Buch hat er seine Erkenntnisse hierzu niedergeschrieben. Das war aber nicht das einzige Buch und der Bergbau ist nicht das einzige Steckenpferd des Kreisheimatpflegers. "Die Glas industrie lag mir auch sehr am Herzen", schwärmt Fleischmann, während er durch sein Haus führt, das selbst schon ein kleines Museum ist.

Vom Keller bis auf den Dachboden finden sich in jedem Zimmer kleine Schätze der Frankenwald-Geschichte. So auch überdimensionale Champagnerflaschen, die in Stockheim hergestellt wurden. "1930 ist die Produktion stillgelegt worden. Ich habe 30 Jahre für mein Buch recherchiert und auch den Landkreis-Norden mit einbezogen, sonst wäre das wohl in Vergessenheit geraten."

Die Bücher zum Bergbau und zur Glasindustrie hätten sich zu Standardwerken der Heimatgeschichte entwickelt, die wie die warmen Semmeln weggegangen seien - genauso wie Fleischmanns drittes Buch. Darin befasst er sich mit der Flößerei im Frankenwald.

"Die Flößerei zu betreuen, war mir sehr wichtig", betont der Kreisheimatpfleger. Auch sie habe eine enge Verbindung zu seiner Heimatgemeinde. Die Flößer hätten die Stockheimer Kohle früher bis nach Frankfurt am Main transportiert. "Über 4000 Fässer sind allein im Jahr 1790 in Küps verzollt worden", berichtet Fleischmann. Gerne habe er daher als "neutrale Instanz" dazu beigetragen, die heimischen Flößervereine enger zusammenrücken zu lassen. Und er schätzt die zahlreichen Veranstaltungen und Kontakte in der Flößerszene sehr. "Damit sind viele Erlebnisse verbunden", schwärmt er. "Wir sind beispielsweise beim Deutschen Flößertag gemeinsam auf der Isar gewesen."

Untrennbar mit der Flößerei ist für ihn die Geschichte der Mühlen verbunden, der er sich auch sehr gerne angenommen hat. "Wir sind ja eine Mühlenlandschaft. In Spitzenzeiten hatten wir 153 Mühlen."

Ein Auge aufs Weltgeschehen

Fleischmann, der auch die weltweiten Geschehnisse immer im Blick hat, hofft, dass sein Wirken ein Stück weit dazu beigetragen hat, den Bezug zur Heimat und ihrer Geschichte weiterzugeben. Durch die Geschichte werde die Heimatverbundenheit gesteigert, und diese bilde einen wichtigen Gegenpol zur Globalisierung. Sie sei ein Instrument zur Stabilisierung der Gesellschaft, ist er überzeugt. "Die Leistungen der Vorfahren haben schließlich die Basis für unseren Fortschritt gelegt." Außerdem müsse man den jungen Menschen eine Chance geben, aus der Geschichte zu lernen, "denn Geschichte wiederholt sich".