Startschuss für Wohnheim der Lebenshilfe
Autor: Sonny Adam
Kronach, Donnerstag, 16. Mai 2013
Die Lebenshilfe baut das ehemalige evangelische Gemeindezentrum am Kronacher Kreuzberg zu einem Wohnheim um. Auf dem Gelände des ehemaligen evangelischen Gemeindezentrums am Kreuzberg soll ein 1200 Quadratmeter großes Gebäude für insgesamt 24 Menschen mit Behinderung entstehen.
Mit vereinten Kräften hoben die Vorsitzende des Vereins Lebenshilfe Renate Döring, Landrat Oswald Marr und Bürgermeister Wolfgang Beiergrößlein sowie der Architekt Jörg Detsch mit Spaten die ersten Brocken Erdreich aus - und alle waren glücklich, dass nun endlich die Weichen für ein neues Wohnheim für Menschen mit Behinderung gestellt sind. Jahrelang war der Verein Lebenshilfe nach einem geeigneten Ort auf der Suche, blickte die Vorsitzende Renate Döring zurück.
Auf dem Gelände des ehemaligen evangelischen Gemeindezentrums entsteht das neue Wohnheim. Schon jetzt liegen der Lebenshilfe 57 Anfragen vor. Doch tatsächlich wird das Wohnheim nur 24 Menschen Platz bieten können. Die Menschen mit Behinderung werden in zwei Gruppen untergebracht. Jeder Bewohner wird sein eigenes Reich haben - ausschließlich Einzelzimmer, seinen eigenen Sanitärbereich.
"Insgesamt wird das ehemalige evangelische Gemeindezentrum auf ein zweigeschossiges Bauwerk aufgestockt", erläuterte der Architekt Jörg Detsch vom Architekturbüro 3D die Planungen. "Das Gebäude hat eine Fläche von 1200 Quadratmetern. Jeder Heimbewohner hat dann einen Bereich von fast 50 Quadratmetern. Aber das ist genau geregelt", erklärt Detsch die Anforderungen.
Der Umbau des Gemeindezentrums wird fast 2,8 Millionen Euro kosten. Unter der Regie von Bauleiter Alexander Hempfling soll das neue Wohnheim schnell entstehen. Die ersten Bagger sind bereits angerollt und machen die Vorarbeiten. Denn schon im Herbst 2014 wollen die ersten Bewohner einziehen.
Der Bedarf ist immens
Die Leitung für das Heim übernimmt Hilmar Hader. "Das Wohnheim soll für erwachsene Menschen, auch für ältere Menschen mit Behinderung gedacht sein. Aber sie müssen sich natürlich selbst versorgen können", erklärt Hader.
Tatsächlich ist der Bedarf, Menschen mit Behinderung auch im Erwachsenenalter unterzubringen, im Landkreis Kronach immens, bestätigt Renate Döring. Die Vorsitzende des Vereins Lebenshilfe hat selbst ein Kind mit Down-Syndrom. Und durch dieses Kind - das inzwischen 49 Jahre alt ist - ist Renate Döring zum Verein gekommen. Für die Eltern, vor allem wenn sie älter werden, ist die richtige Unterbringung des Nachwuchses ein echtes Anliegen, kann Döring die Sorge um die erwachsenen Menschen mit Behinderung nachempfinden.
Erst im Jahr 1967 hat Bayern für Menschen mit geistigen Behinderungen überhaupt die Schulpflicht eingeführt, so Döring. Doch seitdem kämpft sie persönlich stetig für Menschen mit Down-Syndrom und für Menschen mit anderen Behinderungen. Viel wurde erreicht, in der Betreuung, in der Familienentlastung. "Eine solche Aufgabe endet nie", sagte auch Landrat Oswald Marr (SPD).
"Der Spatenstich heute ist ein Meilenstein für die Lebenshilfe", so Marr und versprach spontan, sich mit dem Kronacher Bürgermeister Wolfgang Beiergrößlein (FW) zusammenzusetzen, um noch ein bisschen Geld für den Umbau des evangelischen Gemeindezentrums beizusteuern. Auch der Kronacher Bürgermeister wünschte dem Unterfangen viel Kraft und Gottes Segen.
Lachendes und weinendes Auge
Dekanin Dorothea Richter sah den Umbau mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Denn natürlich bedauern viele Menschen, dass die evangelische Kirche nicht mehr am Kreuzberg vertreten ist, doch die neue Nutzung versöhne die Menschen wieder. "Ich bin sicher, dass ich bei der Einweihung dann zwei lachende Augen haben werde", sagte Richter. Und die Menschen mit Behinderung, die kräftig beim Spatenstich mit anpackten, pflichteten ihr bei. Denn alle freuen sich schon auf die Erweiterung und auf die neuen Räumlichkeiten.