Druckartikel: SPD steht geschlossen hinter Norbert Tessmer

SPD steht geschlossen hinter Norbert Tessmer


Autor: Veronika Schadeck

Langenau, Sonntag, 24. März 2013

Nach dem Rückzug von Carl-Christian Dressel wurde am Freitagabend in der Langenauer Turnhalle Norbert Tessmer zum SPD-Bundestagskandidaten gewählt. Der zweite Bürgermeister von Coburg erhielt 100 Prozent aller Delegiertenstimmen.
Applaus für den Kandidaten: Norbert Tessmer wird von den Landtagsabgeordneten Christa Steiger (l.) und Susann Biedefeld bejubelt.


Bei der Bundeswahlkreiskonferenz erhielt der Zweite Bürgermeister der Stadt Coburg, Norbert Tessmer, 97 Stimmen und erzielte somit ein Ergebnis von 100 Prozent. Es gab keine Nein-Stimmen und keine Enthaltungen. Tosender Applaus brach aus, als Versammlungsleiter Thomas Nowak das Wahlergebnis bekannt gab. "Es haut mich um, es ist gigantisch! Ich habe so etwas noch nie erlebt! Dieses Ergebnis wird mir Kraft geben!", zeigte sich Tessmer überwältigt.

Von Beginn an herrschte Aufbruchstimmung bei den Genossen in der nahezu vollbesetzten Halle. Bei seiner Rede wurde Tessmer immer wieder von Beifall unterbrochen. Er selbst gab sich bescheiden: "Es wäre Selbstbetrug und das Maul zu voll genommen, zu behaupten, dass wir uns derzeit in einer komfortablen Ausgangslage befinden!" Es sei aber keine Zeit für Vergangenheitsbewältigung und Wehklagen, wie schlecht die Welt ist, sondern die Energie müsse für ein gutes Ergebnis eingesetzt werden.

Gerechter und sozialer soll es zugehen, dafür werde er kämpfen!"

Temperament und Leidenschaft waren aus seiner Stimme zu hören. Tessmer sprach unter anderem von gebrochenen Bildungsbiografien, die es zu beseitigen gelte, von der Bekämpfung der Leiharbeit, der Altersarmut. "Ich will, dass niemand mehr in einer Obdachlosenherberge Unterschlupf suchen und keiner in Mülltonnen nach Nahrung wühlen muss!"

Ziele aufgezeigt

Die sozialen Fragen des 21. Jahrhunderts, nämlich den demografischen Wandel zu gestalten und den Erhalt der Umwelt, bezeichnete er als die wichtigsten Aufgaben. Für seine Ziele, so Tessmer, werde er kämpfen. Er will zudem den Menschen deutlich machen, dass die SPD das Land voranbringen kann.

Sollte er gewinnen, werde er sich für die Belange der Menschen im Frankenwald und im Coburger Land einbringen. Ein Schwerpunkt seiner Arbeit werde auch die Bildung sein. In beiden Landkreisen gebe es zurzeit 215 Jugendliche, die keinen Ausbildungsvertrag vorweisen könnten. Deren Weg in die Armut sei vorgezeichnet. Es müssten Bestrebungen dahingehend stattfinden, dass alle Heranwachsenden die Grundlagen für eine Ausbildung vermittelt bekommen und Jugendliche in den Berufsschulen ausschließlich in Facharbeiterklassen unterrichtet werden.

Seit 1984 ist Tessmer in der Kommunalpolitik. Seine politischen Erfahrungen sieht er als eine gute Grundlage für die SPD, den Wahlkreis zurückzugewinnen. Das sei die SPD als älteste Partei Deutschlands denen, die vorausgegangen seien, und den Bürgern schuldig. Er erinnert an Josef Seelmann und seinen Mitstreiter, in dessen Ära der damalige Stimmkreis Kronach-Lichtenfels die Auszeichnung als "einer der bestorganisiertesten sozialdemokratischen Wahlkreise" erhalten hatte. Für ihn lohne es sich, in diesem sozialdemokratischen Kerngebiet wieder daran anzuknüpfen.

Er kennt sich auch im Frankenwald aus

Der SPD-Kandidat sprach auch sein Verhältnis zum Frankenwald an. Er brauche kein Navigationsgerät, um alle Orte zu finden. Er habe in seinen früheren Berufsjahren den Landkreis per Fuß, per Hubschrauber und im Streifenwagen kennen gelernt. Sein Horizont werde nicht an der Stadt- und Landkreisgrenze Coburg enden.

Tessmer hatte in Langenau eine andere Rede als in Weidhausen parat. "Ich habe meine Unterlagen entsorgt!", stellte er fest. Allerdings, so gestand er, habe er sich noch einmal die Berichterstattung angeschaut. Ein Wohlmeinender habe geschrieben, er habe damals wohl die falschen Themen gebracht. Darüber habe er nachgedacht. "Ich bin lernfähig, nicht beratungsresistent - aber ich lasse mich nicht verbiegen!", lautete seine Antwort. Und er wolle sich auf keinen Fall der Lebenswirklichkeit verschließen.

Visionen hält Tessmer für notwendig, aber "die Verhältnisse sollten passen, und die Visionen müssen bei den Menschen ankommen". Bevor unnötige Summen in Objekte und Gebäude investiert werden, sollte das Geld für Schulen und Betreuungsmöglichkeiten sowie für die Frühförderung von Kindern verwendet werden. "Es gibt genügend Schulen und Kindergärten, in die es hineinregnet!"

Kritik übte er an der Bundesregierung, welche die finanziellen Mittel für das Programm "Soziale Stadt" gekürzt habe. Auch im Coburger Stadtteil Wüstenahorn und in Neustadt fielen soziale Projekte dem Rotstift zum Opfer.
An seinen Ausführungen wurde deutlich: Tessmer hat Ziele, er ist kampfbreit. Aber er ließ keinen Zweifel daran, dass er die Unterstützung seiner Partei benötigt. Er versprach zudem, einen fairen Wahlkampf zu führen. "Ich bin kein Freund von rhetorischer Rabatzmacherei, ebenso wenig liegt mir Politikkrawall."

In der "rotesten" Gemeinde

Der Zweite Bürgermeister des Marktes Tettau, Dietmar Schmidt, freute sich, dass die Bundeswahlkreiskonferenz "im hohen Norden und in der ,rotesten‘ Gemeinde Bayerns" durchgeführt wurde. Er sieht den Standort als ein gutes Omen für die SPD und für Norbert Tessmer.

Landrat Oswald Marr sah in Tessmer einen starken SPD-Abgeordneten für Berlin.

Der SPD-Kreisvorsitzende aus Kronach, Ralf Pohl, stellte am Anfang den Bundestagskandidaten vor. Tessmer leiste in Coburg als Zweiter Bürgermeister sowie als Kultur- und Sozialreferent der Stadt Coburg eine hervorragende Arbeit. Bundesweit sei er in verschiedenen Fachgremien tätig. Zudem zeige er großes Engagement im Ehrenamt, beispielsweise als Vorsitzender des Stiftungsrates krebskranker Kinder. Tessmer werde eine Bereicherung für den Bundestag sein, war Pohl überzeugt. Und mit ihm sei das Ziel erreichbar: Nämlich das Direktmandat bei der nächsten Bundestagswahl. Für die musikalische Umrahmung sorgte die Musikkapelle Tettau.