In einer Serie beleuchten wir die Situation des Handwerks im Landkreis Kronach. Mit welchen Herausforderungen hat diese Branche zu kämpfen? Im Teil 1 starten wir mit der Bäcker-Innung.
Es ist 7 Uhr morgens. Gerhard Löffler winkt aus der Backstube: "Ich bin gleich soweit!" Draußen, im angrenzenden Laden duftet es nach frisch gebackenem Brot.
"Das wird immer weniger", meint der Obermeister der Bäcker-Innung im anschließenden Gespräch. "Im Oktober wurde bei dem Discounter, bei dem ich als Bäcker präsent bin, eine Backstation integriert. Seitdem backen wir 20 Prozent weniger Brot und Brötchen!"
Die Zahl der Bäckereibetriebe, so Löffler, sinkt seit Jahren. In der Rennsteig-Region gebe es nur noch sechs, im Landkreis Kronach insgesamt etwa 24 Meisterbäckereien. Löffler sieht mehrere Gründe für diese Entwicklung. Er spricht von der demografischen Entwicklung, Kettenbäckereien und zunehmenden Backshops in den Discountern.
Für den klassischen Bäckereibetrieb werde daher der Überlebenskampf immer härter, zumal auch die Energie- und Rohstoffpreise steigen, erklärt der Bäckermeister: "Es sind immer weniger Kunden bereit, für ein Brötchen 25 Cent zu bezahlen, wenn diese für 15 Cent im Discounter zu haben sind!"
Hinzu komme, dass es immer schwieriger werde, geeignete junge Leute für eine Ausbildung zu gewinnen. Dabei ist Bäcker ein schöner Beruf, meint der 58-Jährige und kommt dabei ins Schwärmen. Ein Auszubildender sei weder Wind noch Wetter ausgesetzt. Sicherlich startet am frühen Morgen, in der Regel so ab 4 Uhr, sein Arbeitstag. Dafür hat man aber ab Mittag frei. Außerdem, so Löffler, sei das Bäckerhandwerk sehr vielseitig und kreativ. "Es ist ein richtiges Kunsthandwerk." Im Berufsalltag werden Brotteig geknetet, Kuchen und Torten gebacken, Blätterteig geformt, etc.
Und: Obwohl viele Maschinen im Bäckerhandwerk eingesetzt werden, ist nach wie vor Handarbeit erforderlich.
Von den Discountern abheben Gerhard Löffler führt die Bäckerei in Kleintettau in zweiter Generation. Trotz aller Schwierigkeiten versucht er, sich abzuheben von den Discountern. Nicht ohne Stolz erzählt er, dass er Mitglied bei der Genuss-Region Oberfranken ist, das bedeutet, dass 85 Prozent seiner Rohstoffe aus der Region kommen. Weiterhin wird die Bäckerei einmal pro Jahr bezüglich Qualität von einen Institut zertifiziert. Seine eigene Homepage lässt der Obermeister moderner gestalten.
Mittlerweile steht sein Sohn Carsten in den Startlöchern. "Ich will einfach die Tradition in unserer Familie weiterführen", erklärt er. Der 32-Jährige weiß um die Schwierigkeiten des Bäckerhandwerks.
Dennoch ist der junge Mann zuversichtlich, auch künftig seine Existenz mit dem Bäckerhandwerk bestreiten zu können. Ein Meister-Bäckereibetrieb habe die Möglichkeit, auf individuelle Wünsche seiner Kunden, wie beispielsweise die Gestaltung einer Hochzeitstorte, einzugehen. Man könne auch eigene Rezepte ausprobieren, beziehungsweise Rezepte nach den Vorstellungen der Kunden weiterentwickeln. "Wir können mehr bieten, als die üblichen Standardprodukte!"
Er habe es jedenfalls nicht bereut, in die Fußstapfen seines Vaters Gerhard und Großvaters Walter Löffler zu treten. Dass er um 2 Uhr morgens aufstehen muss, daran habe er sich gewöhnt. "Dafür habe ich den ganzen Nachmittag frei!"
Die Einführung des Mindestlohns fällt bei den Löfflers nicht so ins Gewicht.
Schon immer wurde für die Belegschaft - diese besteht aus zwei Bäckergesellen, drei Verkäuferinnen und einen Aushilfsfahrer sowie einen Auszubildenden im Bäckereihandwerk - ordentlich nach Tarif bezahlt. Und der lag und liegt über dem Mindestlohn. "Wir Bäcker haben ja auch eine soziale Verantwortung, was die Arbeitsplätze betrifft", so Gerhard Löffler. Dieser könne aber künftig nur nachgekommen werden, wenn die Bevölkerung auch das Angebot der hiesigen Meisterbäckereien annimmt.
So viel ich weiß, kommt viel Backwaren tiefgekühlt aus fernen Ländern. Wir wissen nicht, was darin ist und wie die hyghienischen Verhältnisse dort sind und ob die Arbeiter fair behandelt und bezahlt werden. Vielleicht sollten sich die verbliebenen Bäcker zusammentun und mal die Vorteile der heimischen Bäcker darstellen.
Allerdings verstehe ich manchmal auch meine Mitbürger nicht. Der Bäcker in der Diska in Tettau hat sehr ordentliche Ware. Weshalb wird dann das Automatenzeug gekauft, von dem niemand weiß, wie und aus was es entstanden ist? Auch wenn man wenig Geld für Lebensmittel ausgeben kann, kann man durchaus sparen, z.B. indem man nichts wegwirft, saisonal einkauft und nach den althergebrachten Rezepten mit wenig Fleisch kocht.
Auf keinen Fall sollten die Bäcker den Fehler machen, mit den Backfabriken preislich mithalten zu wollen. Ich kenne aus Stuttgart, wohin das führt. Schließlich hatten die Bäcker das gleiche geschmacklose Brot und die übersüßten Konditoreiwaren wie die Backfabriken und waren trotzdem teurer.
Die Bäcker können nur über die Qualität konkurrieren. Denn ohne ein gutes Brot taugt der beste Schinken nichts. Und wer sich mal so richtig gruseln will, der kann bei dem Ernährungswissenschaftler Udo Pollmer nachlesen, was denn so alles im Brot erlaubterweise drin sein kann, was ich aber auf keinen Fall essen möchte.
Wenn Sie Ihr Bauernbrot im Lankreis Kronach bei einem der wenigen "richtigen" Bäcker kaufen würden,
gäbe es vielleicht noch mehr davon.
warum noch Backstationen. Und ich verstehe den Bäckereifilialenwahn auch nicht. Überall Müller, Müller , Müller. Mal ehrlich seit zehn Jahren essen wir die Sachen, wenn ich mal nach Bamberg komme freue ich mich schon auf dem Markt ein Bauernbrot zu bekommen. Ich kann auch nicht verstehen, wieso der REWE in Rothenkirchen Blumen verkauft, wo 1,5 km weiter zwei super Blumenläden sind. Hauptsache kaputtmachen, die kleinen Läden und dann haben wir keine Wahl mehr und müssen die Sachen bei Rewe kaufen. In Pressig gibts auch einen Getränkehandel, aber egal also in den REWE noch einen. Auch wenns dort glitzert, alles neu und schön-freundlich gehts in den kleinen Geschäften zu.