Situation im Handwerk im Kreis Kronach: "Discounter verdrängen Bäcker"

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Der Obermeister der Bäcker-Innung, Gerhard Löffler (rechts), ist erleichtert, dass sein Sohn Carsten (links) den Familienbetrieb übernehmen will. Schon seit Jahren sind beide ein Team. Foto: Veronika Schadeck
Der Obermeister der Bäcker-Innung, Gerhard Löffler (rechts), ist erleichtert, dass sein Sohn Carsten (links) den Familienbetrieb übernehmen will. Schon seit Jahren sind beide ein Team. Foto: Veronika Schadeck

In einer Serie beleuchten wir die Situation des Handwerks im Landkreis Kronach. Mit welchen Herausforderungen hat diese Branche zu kämpfen? Im Teil 1 starten wir mit der Bäcker-Innung.

Es ist 7 Uhr morgens. Gerhard Löffler winkt aus der Backstube: "Ich bin gleich soweit!" Draußen, im angrenzenden Laden duftet es nach frisch gebackenem Brot.

"Das wird immer weniger", meint der Obermeister der Bäcker-Innung im anschließenden Gespräch. "Im Oktober wurde bei dem Discounter, bei dem ich als Bäcker präsent bin, eine Backstation integriert. Seitdem backen wir 20 Prozent weniger Brot und Brötchen!"

Die Zahl der Bäckereibetriebe, so Löffler, sinkt seit Jahren. In der Rennsteig-Region gebe es nur noch sechs, im Landkreis Kronach insgesamt etwa 24 Meisterbäckereien. Löffler sieht mehrere Gründe für diese Entwicklung. Er spricht von der demografischen Entwicklung, Kettenbäckereien und zunehmenden Backshops in den Discountern.


Für den klassischen Bäckereibetrieb werde daher der Überlebenskampf immer härter, zumal auch die Energie- und Rohstoffpreise steigen, erklärt der Bäckermeister: "Es sind immer weniger Kunden bereit, für ein Brötchen 25 Cent zu bezahlen, wenn diese für 15 Cent im Discounter zu haben sind!"

Hinzu komme, dass es immer schwieriger werde, geeignete junge Leute für eine Ausbildung zu gewinnen. Dabei ist Bäcker ein schöner Beruf, meint der 58-Jährige und kommt dabei ins Schwärmen. Ein Auszubildender sei weder Wind noch Wetter ausgesetzt. Sicherlich startet am frühen Morgen, in der Regel so ab 4 Uhr, sein Arbeitstag. Dafür hat man aber ab Mittag frei. Außerdem, so Löffler, sei das Bäckerhandwerk sehr vielseitig und kreativ. "Es ist ein richtiges Kunsthandwerk." Im Berufsalltag werden Brotteig geknetet, Kuchen und Torten gebacken, Blätterteig geformt, etc. Und: Obwohl viele Maschinen im Bäckerhandwerk eingesetzt werden, ist nach wie vor Handarbeit erforderlich.


Von den Discountern abheben

Gerhard Löffler führt die Bäckerei in Kleintettau in zweiter Generation. Trotz aller Schwierigkeiten versucht er, sich abzuheben von den Discountern. Nicht ohne Stolz erzählt er, dass er Mitglied bei der Genuss-Region Oberfranken ist, das bedeutet, dass 85 Prozent seiner Rohstoffe aus der Region kommen. Weiterhin wird die Bäckerei einmal pro Jahr bezüglich Qualität von einen Institut zertifiziert. Seine eigene Homepage lässt der Obermeister moderner gestalten.

Mittlerweile steht sein Sohn Carsten in den Startlöchern. "Ich will einfach die Tradition in unserer Familie weiterführen", erklärt er. Der 32-Jährige weiß um die Schwierigkeiten des Bäckerhandwerks. Dennoch ist der junge Mann zuversichtlich, auch künftig seine Existenz mit dem Bäckerhandwerk bestreiten zu können. Ein Meister-Bäckereibetrieb habe die Möglichkeit, auf individuelle Wünsche seiner Kunden, wie beispielsweise die Gestaltung einer Hochzeitstorte, einzugehen. Man könne auch eigene Rezepte ausprobieren, beziehungsweise Rezepte nach den Vorstellungen der Kunden weiterentwickeln. "Wir können mehr bieten, als die üblichen Standardprodukte!"

Er habe es jedenfalls nicht bereut, in die Fußstapfen seines Vaters Gerhard und Großvaters Walter Löffler zu treten. Dass er um 2 Uhr morgens aufstehen muss, daran habe er sich gewöhnt. "Dafür habe ich den ganzen Nachmittag frei!"

Die Einführung des Mindestlohns fällt bei den Löfflers nicht so ins Gewicht. Schon immer wurde für die Belegschaft - diese besteht aus zwei Bäckergesellen, drei Verkäuferinnen und einen Aushilfsfahrer sowie einen Auszubildenden im Bäckereihandwerk - ordentlich nach Tarif bezahlt. Und der lag und liegt über dem Mindestlohn. "Wir Bäcker haben ja auch eine soziale Verantwortung, was die Arbeitsplätze betrifft", so Gerhard Löffler. Dieser könne aber künftig nur nachgekommen werden, wenn die Bevölkerung auch das Angebot der hiesigen Meisterbäckereien annimmt.