Bei einem Selbstbehauptungskurs in Küps lernten Kinder, richtig mit gefährlichen Situationen und Gewalt umzugehen.
In den letzten Monaten machen immer wieder Geschichten die Runde, dass auch in der Region fremde Männer Kinder angesprochen haben oder dass Autofahrer versucht haben, Kinder anzusprechen. "Oft ist das nur Panikmache", sagt Heike Bittner, Vorsitzende des TSV Küps. Denn manchmal stellt sich heraus, dass der vermeintlich Fremde nur der Opa einer Freundin war und dass das Gespräch ganz harmlos war.
"Aber es ist wichtig, dass Eltern herausfinden, was wirklich war und dass die Kinder lernen, richtig zu reagieren, wenn so etwas tatsächlich passiert", sagt Bittner. "Auf mich sind Eltern zugekommen und haben gefragt, ob wir nicht einmal beim TSV einen Selbstbehauptungskurs geben könnten", erklärt Bittner. Und die Trainerin, die selbst solche Kurse auch in der Volkshochschule gibt, konnte auch JuJutsu-Trainer Fred Busse und Polizist Stefan Luthardt, JuJutsu-Trainer und Anti-Aggessionstrainer, für die praktischen Übungen gewinnen.
"Es ist schon wichtig, dass man sich wehren kann und dass man sich verteidigen kann", findet Saskia Weidner. Sie ist mit neun Jahren die jüngste Teilnehmerin und geht in die vierte Klasse. "Ich möchte auch ein paar Schläge lernen, dass ich mich, wenn mich mal jemand festhalten sollte, befreien kann", erklärt Saskia. Für sie ist das Selbstbehauptungstraining ganz neu, doch sie hat Spaß.
"Die Jungs sind eben stärker, deshalb ist es wichtig, dass auch wir Mädchen uns verteidigen können", findet auch Franziska Weber (10). Zur Verteidigung gehört übrigens nicht nur, dass man sich selbst körperlich wehren kann, sondern auch, dass man sich traut, die Lehrerin zu informieren oder Erwachsene auf sich aufmerksam zu machen.
"Mich hat in der Schule immer ein Kind gebissen. Das wollte ich nicht.
Das habe ich dann der Lehrerin gesagt und die hat dann eine Mitteilung an die Eltern gegeben", erzählt Franziska. Auch solch eine Reaktion gehört zum Selbstbehauptungsverhalten. "Die Reaktion war richtig", sagt Heike Bittner.
"Ich habe letztes Jahr schon mal mitgemacht, mir macht das Selbstbehauptungs-Training Spaß", sagt Jan Kestel (11). "Wenn einem ein Fremder Süßigkeiten anbietet, dann soll man wegrennen. Und wenn jemand versucht, die Hand zu packen, dann muss man laut um Hilfe schreien. Wenn niemand da ist, muss man an der Haustür klingeln oder in ein Geschäft laufen oder so", erklärt Jan.
Ganz schön zur Sache geht es bei den praktischen Übungen "Ich bringe euch alle um", schreit Trainer Stefan Luthardt und fuchtelt mit einem Messer vor den Kindern herum. Die rennen weg und schreien laut.
In der Realität könnte solch eine Reaktion Hilfe herbeiholen.
Doch nicht nur bei den praktischen Übungen lernten die Kids viel, sondern sie beschäftigten sich auch theoretisch mit dem Thema Gewalt. Denn Gewalt ist nicht nur, wenn zwei sich schlagen. Gewalt ist auch, zu beißen, zu zwicken, zu grabschen. Gewalt sind außerdem auch Beleidigungen, andere anzuschreien oder ins Gesicht zu spucken.
"Man soll nachts nicht alleine nach Hause laufen. Man soll niemandem die Haustür aufmachen", stellten die Kinder gemeinsam einige Regeln auf.
Und auch die Eltern wurden ins Selbstbehauptungstraining mit einbezogen. Demnächst wird es auch für die Viertklässler der Lucas-Cranach-Schule einen Selbstbehauptungskurs geben. "Und am Ende möchten wir dann ein Holzbrett durchschlagen können. Das ist gut für die Selbstsicherheit", sagt Heike Bittner. Allerdings geht es beim Selbstbehauptungstraining nicht nur um richtige Reaktionen, sondern auch einfach darum, nein sagen zu lernen.