Die Kräuterpädagogin Christina Zehnter gibt beim Gartenfestival in Kronach ihr Wissen über Früchte und Wildkräuter weiter.
Das Haus von Christina Zehnter liegt versteckt in zweiter Reihe. Schon bei der Ankunft ahnt man, dass die Menschen, die dort wohnen, einen besonderen Draht zur Natur haben müssen. Das Gebäude ist ringsum in Holz gekleidet. Der Garten wirkt viel naturbelassener als die Gegenstücke in der Nachbarschaft. Blüten, Sträucher und Kräuter, wohin man schaut. Doch wen wundert's, immerhin ist Christina Zehnter eine ausgebildete Kräuterpädagogin.
"Vor zwei Jahren habe ich diese Ausbildung abgeschlossen", sagt sie im Rückblick auf monatlich zwei Tage Unterricht - und das über ein Jahr lang. "Es dauerte so lange, damit die gesamte Wachstumsperiode eingeschlossen ist." Inzwischen gibt sie ihr Fachwissen gerne an Interessierte weiter. Dabei gehe es bei ihr weniger um den medizinischen Aspekt, sondern in erster Linie um die Ernährung.
Den Kräutern auf der Spur Zu Hause und in der freien Natur bietet sie Kurse an. "Die kann man sich vorstellen wie Wildkräuter-Spaziergänge", erklärt sie. Danach gebe es verschiedene Speisen zu essen, die aus oder mit Wildkräutern zubereitet werden. "Mit Kräutern gebackenes Brot, Kräuterbutter oder Brennnesselsuppe", nennt sie einige der vielfältigen Beispiele. Löwenzahn, Sauerampfer, Brennnessel, Beinwell und Giersch seien "Standardkräuter", die bei uns zu finden seien. Je nach Saison gebe es aber viel mehr zu sehen. Und auch Wildfrüchte seien noch verbreitet. Schlehe, Weißdorn und Hagebutte finde man beispielsweise noch relativ häufig.
Zum Sammeln geht die Neukenrotherin am liebsten in den eigenen Garten. Von Pflanzen am Wegesrand und möglicherweise gedüngten Wiesen rät sie ab.
"Und die Wiesen der Bauern will man ja auch nicht niedertrampeln." Daher ist sie auch eine Verfechterin eines "nicht ganz so aufgeräumten Gartens".
Wichtig ist ihr weiterhin, dass den Kindern die Natur auf eine Weise nahe gebracht wird, die ihr Interesse weckt. So gestaltet sie inzwischen Kindergeburtstage mit Papierschöpfen, mit Wildkräuter-Spaziergängen zu Märchen und Geschichten sowie mit einem gemeinsamen Kochen; der Nachwuchs mache mit Feuereifer mit.
Wie auch im Zuge ihrer "freien Mitarbeit" bei der Ökologischen Bildungsstätte habe sie festgestellt, dass die Kinder keineswegs so naturfremd seien, wie mancher Erwachsene denke. Und auch das Gekochte würden 95 Prozent von ihnen probieren. Dagegen merke man bei den Erwachsenen, dass viel Wissen der früheren Generationen verloren gegangen ist. Aber man spüre auch eine Rückbesinnung.
"Die Leute sind interessiert, sich dieses Wissen wieder zu holen."
Eine gute Gelegenheit dazu besteht bei der Rosen- und Gartenmesse am 20. und 21. September in Kronach auf der Festung Rosenberg. Christina Zehnter ist schon beim Arnikamarkt in Teuschnitz und beim historischen Gartenfest in Kleintettau in die Rolle der Marktfrau geschlüpft - und das hat ihr viel Spaß gemacht.
Beim Festival in Kronach rückt sie neben den Kräutern besonders die Wildfrüchte in den Blickpunkt. Diese will sie auch bei einer Führung vorstellen.
Wildfrüchte aus der Region Schlehe Die Schlehe enthält sehr viel Gerbstoff, weshalb man den ersten Frost vor der Ernte abwarten sollte. "Dann steigt der Zuckeranteil, aber die Frucht wird matschig", erklärt Christina Zehnter. Deshalb pflückt sie doch früher, friert die Beeren dann aber ein.
Aus der vielseitigen Schlehe lässt sich Likör, Marmelade oder Chutney herstellen.
Aronia Die Aroniabeere ist eher nicht in unserer Natur zu finden, als Gartenpflanze aber im Kommen. Die Frucht dieses Rosengewächses wird vor allem wegen ihrer gesundheitlichen Effekte geschätzt. Die Beere wird getrocknet und als Saft zubereitet verwendet. "Mit Himbeere gemischt ergibt sie eine der besten Marmeladen", stellt Christina Zehnter fest.
Holunder Vom Holunder stammt vermutlich sogar der Name von Frau Holle. "Der Holunder ist früher verehrt worden, weil er viele Krankheiten heilen soll", sagt Christina Zehnter. Die Beeren sind roh leicht giftig und sollten nur in gekochter Form verwendet werden.
Für Saft (Volksmedizin) oder Gelee wird der Holunder genutzt.
Weißdorn Den Weißdorn gibt es in verschiedenen Varianten, wobei es auch zu Mischformen kommt. "Der Weißdorn kreuzt sich gerne untereinander", erklärt Christina Zehnter. Blätter, Blüten und Frucht finden Verwendung. "Aus der Pflanze gewinnt man ein gutes Mittel für ein altes, müdes Herz." Daher werden auch professionelle Präparate daraus hergestellt.