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Sammler findet Wald aus Stein bei Stockheim


Autor: Sonny Adam

Stockheim, Dienstag, 04. Februar 2014

Der Stockheimer Heimatforscher Berthold Schwämmlein beweist, dass es vor 300 Millionen Jahren Bäume in der Region Kronach gab.
Berthold Schwämmlein ist stolz auf diese Baumversteinerung, denn sie beweist, dass vor rund 300 Millionen Jahren in der Region schon Nadelhölzer beheimatet waren.


Der versteinerte Wald von Chemnitz macht nicht nur in Forscherkreisen weltweit Furore. Berthold Schwämmlein aus Stockheim hat versteinerte Waldrelikte gefunden und reiht sie jetzt in seine Heimatsammlung ein.

"Wissen Sie, was das ist?" fragt der Stockheimer Berthold Schwämmlein und kostet seinen Wissensvorsprung aus. Denn während der Betrachter nur kopfschüttelnd und unkundig einen Stein erkennt - vielleicht noch einen Stein mit einer auffälligen Maserung an einer Seite, fällt es Experten bei dem Fundstück wie Schuppen von den Augen.

Denn Berthold Schwämmlein hat Teile des versteinerten Stockheimer Waldes gefunden. "Einfach auf einem Acker", den genauen Fundort möchte der Hobbygeologe natürlich nicht nennen.

Schwämmleins Stein stammt aus der geologischen Schicht "Rotliegend", die vor allem für den Bergbau sehr wichtig war - und ist der Beweis, dass es vor 300 Millionen Jahren in Stockheim schon einen Nadelwald gegeben haben muss.

Der Stein wurde aufgesägt

Warum dies so sensationell ist, kann Diplom-Geologe Friedrich Leitz aus Redwitz an der Rodach erklären. Denn in den noch älteren Phasen des Erdzeitalters gab es eben keine Nadelhölzer. Erst seit der Silurzeit (man bezeichnet die Erdzeit vor 440 bis 405 Millionen Jahren so) kamen überhaupt erste primitive Landpflanzen auf. Später entstanden dann Bärlappgewächse, Schachtelhalme. Erst im Karbonzeitalter sollen die ersten Nadelhölzer entstanden sein. Und das Rotliegende ist in der sich anschließenden Phase entstanden. Im Rotliegenden sind also die ersten Nadelbaum-Varianten erhalten.

Berthold Schwämmlein hat den Stein aufsägen lassen, um die Musterung besonders gut herauszuarbeiten. Und dann hat er von einem Fotografen in Mittelfranken eine stark vergrößerte Aufnahme der Holzzellen machen lassen. Dabei wurden die sonst nur 0,004 Millimeter großen Zellen klar und deutlich sichtbar - und Experten bestätigten, dass sich es sich um Gymnospermen (nacktsamige Pflanzen) und Nadelhölzer handeln müsse.
Auch Leitz selbst hat in der Gegend schon ein Stück des versteinerten Waldes gefunden: Sein Fundstück hat sogar die Form eines Baumstamms. "Deshalb wird es auch nicht aufgesägt. Das muss so bleiben, wie es ist", erklärt Leitz.

Geologische Sensation

Die kleine geologische Sensation ist für Schwämmlein allerdings kein Zufallsfund, sondern nur ein weiteres Stück, das seine umfangreiche Sammlung bereichert. Vor rund 30 Jahren ist Berthold Schwämmlein durch Zufall darauf gestoßen, dass die Eisenbahnlinie Stockheim-Ludwigstadt 100 Jahre alt wird. Das hat sein geschichtliches Interesse geweckt. Alles, was mit Stockheim und der näheren Umgebung zu tun hat, faszinierte fortan Schwämmlein - vor allem der Bergbau. Schwämmlein trug alte Bergmannsuniformen und Bergbauutensilien, wie sie früher im Stockheimer Bergwerk verwendet worden sind, zusammen. Er zeigte in der Zecherhalle eine Ausstellung "Schwarzes Gold" und hat natürlich all die Exponate bei sich - in seinem privaten Museum - eingelagert. "Und wenn man sich mit dem Bergbau beschäftigt, dann kommt man irgend wann automatisch auf die Geologie", sagt Leitz.

Seitdem steht Leitz Berthold Schwämmlein mit Rat und Tat zur Seite und hilft immer wissenschaftlich weiter. Inzwischen hat auch Berthold Schwämmlein schon fast den Blick eines Geologen. "So einen Dreck wie ich, sammelt keiner sonst", sagt Schwämmlein und nimmt sich selbst auf die Schippe. Denn inzwischen hat er schon Tausende und Abertausende Gesteinsstücke mit nach Hause getragen und lagert sie in seinem privaten Bergbau- und Heimatmuseum zwischen. Manche Gesteine tragen kleine Edelsteineinschlüsse in sich. Und zu jedem Stein kann Schwämmlein eine Geschichte erzählen. So ist in einem Stein ein Farn abgebildet, in einem anderen Stein sind es Blätter, in einem anderen Stein sind Schuppen von Fischen noch erhalten, in einem anderen Stück Stein ist ein Stück Holzkohle. "Aber ob das schon Holzkohle war, als es in den Stein eingeschlossen wurde oder noch Holz, weiß niemand", rätselt Schwämmlein.


Führung durch das Privatmuseum

Auch die neuere Geschichte lässt Schwämmlein nicht kalt. "Oder wussten Sie, dass Johann Wolfgang von Goethe Stockheimer Steine hatte und dass diese Herzog Karl August selbst Goethe geschenkt hat. Die Steine, die es bei mir zu sehen gibt, sind Schätze für die Lokalgeschichte und für die Geologie", sagt Schwämmlein und betont, dass sie nur ideell wertvoll sind.

Natürlich können seine Fundstücke und seine Bergbauausstellung auch besichtigt werden, aber nur nach vorheriger Anmeldung: Telefon 0175/4281872.