Raiffeisen-Volksbank macht "mobil" mit rollender Geschäftsstelle
Autor: Veronika Schadeck
Kronach, Donnerstag, 27. Juni 2013
Eine rollende Geschäftsstelle soll die Kunden der Raiffeisen-Volksbank noch heuer in den Orten bedienen, wo Geschäftsstellen geschlossen wurden. Fünf Arbeitsplätze fallen weg. Es wird jedoch niemand entlassen.
Das Geschäftsjahr der Raiffeisen-Volksbank Kronach Ludwigsstadt und die Schließung der Geschäftsstellen Fischbach, Friesen, Neufang, Seibelsdorf sowie die Umwandlung von Rothenkirchen in eine Selbstbedienungsgeschäftsstelle waren die Schwerpunkte eines Pressegesprächs. Die beiden Vorstände, Jürgen Möhrle und Georg Feder, hatten dazu eingeladen. Rund 750.000 Euro wird das Geldinstitut durch die Schließung der Geschäftsstellen einsparen. Noch heuer soll eine mobile Geschäftsstelle fahren.
An den Ausführungen wurde deutlich, dass die Situation nicht spurlos an den Vorständen vorbeigeht. "Glücklich ist keiner", brachte es Georg Feder auf den Punkt.
Mit 16 Geschäftsstellen, 30.000 Kunden bei einer Bilanzsumme 2012 in Höhe von 356,8 Millionen Euro, war das Geldinstitut bisher überproportional in der Fläche gut aufgestellt.
Bei dem Gespräch wurden die Herausforderungen angesprochen, mit denen sich die Bank auseinandersetzen muss. Da ist zum einen das Niedrigzinsniveau, viele Altkredite laufen in nächster Zeit aus, bei den Folgekrediten fallen niedrigere Zinsen an. Auf Grund der niedrigen Renditen investieren Kunden ihr Erspartes nicht in Anlagen oder auf dem Sparbuch, sondern geben es für Sanierungen, Renovierungen und Anschaffungen aus. Das hat sicherlich erfreuliche Auswirkungen für Handwerker und Bauunternehmer, aber für die Raiffeisen-Volksbank bedeutet das weniger Einnahmen. Hinzu kommt, dass kaum Neubauten im Landkreis entstehen, beispielsweise wurden 2010 im Geschäftsbereich der Raiffeisen-Volksbank lediglich 29 Häuser neu gebaut. Weiterer Faktor ist die demografische Entwicklung, die das Leben der Banker nicht gerade einfacher macht. "Wir wollen keine Riesengewinne, aber wir brauchen eine Mindestrendite, um die Bank aufrecht erhalten zu können", so Feder.
Die Kosten senken
Jürgen Möhrle wies darauf hin, dass die Bank, beispielsweise durch eine Verbesserung der Eigenanlagestrategie, durch interne Prozessoptimierungen, durch IT- und Sachkostenanalysen versucht, die Kosten zu senken. Und er betont, dass das Geldinstitut solange wie möglich am bisher bestehenden Geschäftsstellennetz festgehalten habe. In diesem Zusammenhang spricht er von zunehmenden Sicherheitsvorkehrungen und gesetzlichen Regelungen, die bei einer Geschäftsstelle vorhanden sein müssen und die im Verhältnis zur Kundenfrequenz zu hohe Kosten verursachen würden.
Beide Vorstände betonten, dass die Raiffeisen-Volksbank auch künftig nah am Menschen sein wird, halt in einer anderen Form. So soll noch in diesem Jahr eine mobile Geschäftsstelle an bestimmten Tagen und Zeiten die Ortschaften anfahren, die von einer Schließung betroffen sind. Somit wolle man die Grundversorgung mit Bankdienstleistungen, vor allem für nicht mobile Kunden, aufrecht erhalten. Zudem werden bis spätestens August 2013 im Backhaus Müller (Friesen) sowie den Bäckereien Müller (Neufang) und Möckel (Fischbach) Möglichkeiten geschaffen, Bargeld bis zu 200 Euro abzuheben. Und außerdem: "Wir sind immer noch dort, wo die Bürgermeister sitzen!" Möhrle betonte, dass bei Härtefällen auch seine Mitarbeiter die Kunden zu Hause besuchen werden.
Die beiden Vorstände gingen zudem auf die Wahl von drei Aufsichtsratsmitgliedern ein. Während Christa Hammerschmidt (Kleintettau) und Georg Weber (Kronach) im Amt bestätigt wurden, wurde bei Peter Hänel (Wallenfels) und Frank Wich (Fischbach) eine Stichwahl notwendig, wobei schließlich Letztgenannter ins Gremium mehrheitlich gewählt wurde. Zum Geschäftsjahr 2012 stellten Möhrle und Feder fest, dass sich die Bank mit Rang 516 unter den insgesamt 1099 Genossenschaftsbanken gut behaupte. Der Jahresüberschuss von 751.600 Euro fließt nach Zustimmung (zwei Enthaltungen) in eine 2,5-prozentige Dividende (181.212 Euro) und in die Rücklagen. 60.000 Euro spendete die Raiffeisen-Volksbank für soziale, kulturelle und sportliche Bereiche. Bei den Schließungen der Geschäftsstellen werden fünf Arbeitsplätze wegfallen. Es werden keine Mitarbeiter entlassen, sondern durch Fluktuation abgebaut.
Zahlen 2012 Bilanzsumme 356,8 Millionen Euro, Kundeneinlagen 313,6 Millionen Euro, Ausleihungen 140,6 Millionen Euro, Kundenanlagenvolumen 526,9 Millionen Euro, Kundenkreditvolumen 196,8 Millionen Euro, Provisionsergebnis 3,4 Millionen Euro, Spenden 60.000 Euro, Mitglieder 10.244, Geschäftsstellen 16, Geldautomaten 18, Kontoauszugsdrucker 21, Mitarbeiter 117
Aufsichtsrat Josef Geiger (Kronach - Vorsitzender), Dieter Kohlmann (Pressig - Stellvertreter), Hans-Peter Förtsch (Reichenbach), Christa Hammerschmidt (Tettau), Fritz Leiß (Ludwigsstadt), Ewald Müller (Marktrodach), Georg Weber (Kronach), Frank Wich (Kronach)