Putzmann hat "den Bogen raus"

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Vor einem Jahr haben Jürgen und Diana Panzer mit dem Kronacher Reinigungsservice den Sprung in die Selbständigkeit gewagt. Inzwischen haben sie 15 Angestellte und Teilzeit-"Putzfeen".

Diana Panzer (45) ist die Frau fürs Büro: Zwanzig Mal täglich und mehr klingelt bei ihr das Telefon. Es sind Anfragen, ob der Kronacher Reinigungsservice putzen kann. Das Gros der Aufträge sind Unterhaltsreinigungen - eben einfach ein Mal pro Woche oder täglich durchputzen. Von Firmen, von Privatleuten. "Aber meistens sind das keine älteren Leute, die wollen alles selber machen, ob sie das nun noch können oder nicht - eher Leute Mitte vierzig, melden sich", berichtet Diana Panzer.

Doch es kommen auch andere Anfragen: Der Kronacher Reinigungsservice reinigt nach Bauarbeiten öffentliche Gebäude, Schulen, Kindergärten. Auch nachts, am Wochenende, auf den letzten Drücker. "Neulich habe ich mit dem Hochdruckreiniger und Algenlöser die Ziegel gereinigt, damit sie so aussahen wie der Neubau", erzählt Jürgen Panzer.

Jürgen Panzer (50) und sein Sohn Mark (18) sind beide gelernte Gebäudereiniger. Drei Jahre lang dauert die Ausbildung. "Man muss da einiges an Fachwissen haben", betont Jürgen Panzer und zeigt auf ein umfangreiches Kanistersortiment in seinem Lager. Nicht jedes Mittel ist für jeden Boden geeignet. Laminat braucht Sonderbehandlung, Naturstein und PVC ebenfalls. Sporthallen müssen mit rutschfesten Mitteln behandelt werden, umweltfreundlich sollten die Mittel sein. Und für Krankenhäuser gibt es wieder andere Mittelchen, die auch desinfektionsmittelverträglich sind.
Sohn Mark hat seine Ausbildung eben erst in Erfurt beendet. Auch er kann schon gut mitreden.

Der aktuelle Trend
Wintergartenreinigung hat derzeit Hochsaison. "Die Leute wollen den Wintergarten oft noch mal reinigen lassen, ehe sie die Blumen im Winter einräumen", erzählt Panzer. Doch derzeit boomt auch eine andere Branche: die Photovoltaikanlagenreinigung. "Die Leute wissen anfangs oft gar nicht, dass man die Felder auch mal reinigen lassen muss, damit sie die volle Leistung bringen. Das mache ich dann - mit viel Wasser und ohne Seife", erzählt Jürgen Panzer. Angst hat er nicht und gefährlich findet er solche Jobs auch nicht. Denn wenn er sich auf dem Dach bewegt, dann hat er eine zweite Person dabei und ist immer angeseilt. "Das ist Vorschrift und anders geht es auch nicht", erklärt Panzer.

Manchmal schmunzelt er über den aktuellen Architekturtrend: Denn immer mehr Häuser mit Glasgiebeln und feststehenden Fenstern werden gebaut. Und die kann dann nur ein Profi mit Hubbühne reinigen. "Ich muss ehrlich sagen, dass mein Mann den Bogen mit dem Wischer raus hat", zollt selbst Diana Panzer ihrem Mann Respekt. Er selbst schwört bei der Fensterreinigung darauf, nur Spezial glasreiniger zu verwenden. "Bloß keinen Spiritus, sonst kann man regenbogenfarbige Gläser bekommen", erzählt Panzer. Er seift die Fenster mit einem so genannten Einwäscher ein und zieht sie dann bogenförmig ab. "Wenn man den Bogen raus hat, gibt das keine Streifen und geht schnell. Mit der Zeitung nachpolieren - die Zeiten sind lange vorbei", erklärt Panzer. Fensterputzen ist auch ein prima Geschenk, das immer beliebter wird. "Ich bin schon oft heimlich um irgend welche Häuser geschlichen, um zu schauen, wie viele Fenster es gibt und wie die sind, damit wir ein Angebot erstellen können", sagt Panzer und findet das eigentlich eine nette Idee.

Zu Hause ist Jürgen Panzer, wenn er nicht gerade bei der Feuerwehr Dienst leistet, auch für die Fensterreinigung zuständig - doch ansonsten ist Putzen eher Frauensache. Tatsächlich hat auch der Kronacher Reinigungsservice fast hundert Prozent Frauenanteil. Außer Jürgen Panzer, dem Chef, und seinem Sohn Mark, sind nur weibliche Putzfeen im Einsatz. Die meisten sind Freundinnen von Diana Panzer oder frühere Arbeitskolleginnen, die sich nebenbei ein bisschen etwas dazu verdienen, oder Verwandte. So hilft Hildegard Vonberg (53), die Schwester von Jürgen Panzer, auch mit - obwohl sie eigentlich schon einen Verkäuferinnenjob macht. "Ich putze drei Mal pro Woche und meine Objekte kann ich auch mal schieben, das ist ideal", berichtet Hildegard Vonberg.
"Putzen kann auch nicht jeder, da muss man die Leute schon kennen", erklärt Diana Panzer und achtet genau auf die Angestellten.

Auch die Panzers haben in ihrer Putzzeit schon Wohnungen erlebt, in denen die Inhaber offensichtlich nicht putzen konnten: Messiwohnungen, die man nur mit Schutzanzug, Maske und Handschuhen betreten konnte. Jürgen Panzer zeigt Fotos von einer Wohnung mit einem völlig kotverschmierten Bad. Die Räume waren nicht mehr begehbar, die Essensreste bewegten sich. "Es ist schon eklig, wenn der Braten lebt und wenn man halb verweste Sachen findet, aber das muss man einfach wegstecken können und so oft kommt das ja auch nicht vor. Wir hatten das vielleicht zwei Mal bislang", erzählt Panzer und hofft auch darauf, dass solche ekligen Sachen nicht allzu oft vorkommen.
Im Einsatz sind die Panzers überall in Kronach aber auch in Bamberg, Erlangen, sogar in Hildburghausen haben sie Aufträge. "Das läuft bei uns eigentlich alles über Mundpropaganda", erklärt Diana Panzer. Bislang haben die Panzers jedenfalls den Sprung in die Selbstständigkeit noch nicht bereut. Und der Trend sieht gut aus.