Präzisionsarbeit mit Zukunft
Autor: Veronika Schadeck
Ludwigsstadt, Sonntag, 15. Februar 2015
Stefan Heyder ist Feinwerkmechaniker. Der 44-jährige Chef der Ludwigsstadter H & M Präzisionsformenbau GmbH fertigt Spritzgieß- und Preßwerkzeuge für Kunststoffteile - unter anderem für BMW-Kunststoffaschenbecher. Sein Wissen gibt er derzeit an sechs Azubis weiter.
Es ist Samstagvormittag: Stefan Heyder ist in seinem Betrieb bei der H & M Präzisionsformenbau GmbH in Ludwigsstadt. In seinem "Showroom" zeigt er Produktionsartikel, die Unternehmen für die Herstellung von Formen benötigen - zu sehen sind unter anderem Schutzvorrichtungen für Motorhauben, Steckdosenabdeckungen, Schrauben, die für die Flaschenproduktion benötigt werden, Aschenbecher aus Duroplast für BMWs und vieles mehr.
Stefan Heyder führt zusammen mit seinem Partner, Joachim Müller, das kleine Unternehmen mit 29 Mitarbeitern seit dem Jahre 2001. Der "Steämicher" ist nicht nur Geschäftsführer, Arbeitgeber, vierfacher Familienvater und Stadtrat, sondern er ist zudem seit über 13 Jahren auch Obermeister der Werkzeugmacher-Innung Kronach.
Es sind also viele Jobs gleichzeitig, die der Obermeister der Werkzeugmacher-Innung unter einen Hut bringt. "Wahrscheinlich liegt das an meinem Humor!", meint er mit einem verschmitzten Lächeln. Und: "Ich übe diese Funktionen gerne aus, zumal ich auch das eine oder andere miteinander verbinden kann."
Computer wird immer wichtiger
Verbinden kann er auch seine Tätigkeiten als Unternehmer und Obermeister der Werkzeugmacher-Innung: Dadurch erfahre er immer Neuigkeiten aus der Branche. In diesem Zusammenhang spricht er von Beratungen in tariflichen und arbeitsrechtlichen Angelegenheiten, vom Erfahrungsaustausch mit anderen Betrieben und Feinwerkmechanikern, von seiner Arbeit im Prüfungsausschuss bei den Feinwerkmechanikern.
Stefan Heyder ist einer, der sein Handwerk von der Pike auf erlernt hat. Noch gut kann er sich daran erinnern, als er als Heranwachsender seine Ausbildung als Werkzeugmacher bei einem Ludwigsstädter Unternehmen begann. Damals sei sein Alltag eher von Handarbeit, wie bohren, fräsen und feilen bestimmt gewesen. Mittlerweile wurde aus dem Werkzeugmacher der Feinwerkmechaniker. Der Computer gehört längst zum Arbeitsalltag: Mithilfe von speziellen CAD-Programmen werden Werkzeuge konstruiert. Stefan Heyder befasst sich aber eher mit sogenannten CAM-Programmen. "Ich bin sozusagen die Schnittstelle zwischen der Konstruktion und der Werkstatt."
Der 44-Jährige ist davon überzeugt, dass der Beruf des Feinwerkmechanikers Zukunft hat. Es werden immer Kunststoffteile in den verschiedenen Industriesparten, wie Automobilindustrie oder Medizintechnik gebraucht. Die Kundenansprüche werden immer höher, das bedeutet, dass die Vielfalt der Formenteile zunehmen wird.
Was den Nachwuchs betrifft, so hat Stefan Heyder bis jetzt keine Probleme. Sechs Auszubildende lernen derzeit den Handwerksberuf Feinwerkmechaniker mit der Fachrichtung Werkzeugbau. Regelmäßig hat er wegen Praktika Anfragen. Stolz ist er darauf, dass seine Innung bezüglich Ausbildung im Landkreis die Nase vorne hat. Die 14 Werkzeugmacher-Innungsbetriebe im Handwerk bilden rund 25 Jugendliche pro Jahrgang aus.
Beruf mit großen Möglichkeiten
Für ihn ist der Feinwerkmechaniker ein interessanter Beruf, weil er vielfältig ist: Ein Feinwerkmechaniker arbeitet an computergesteuerten Werkzeugmaschinen, zum Teil aber auch manuell. Er plant Arbeitsabläufe, fräst, bohrt und schleift und er beurteilt die Arbeitsergebnisse. Er muss Präzisionsarbeit leisten. Außerdem stehen nach der Ausbildung interessante Weiterbildungsmöglichkeiten offen, beispielsweise kann sich ein Feinwerkmechaniker zum Konstrukteur, Techniker oder zum Meister fortbilden. "Feinwerkmechaniker", erklärt Heyder, "machen so gut wie alles. Und ihre Berufsaussichten sind glänzend, denn Fachkräfte sind rar".
Die Existenz der Handwerkerschaft mit den Innungen hält Heyder für notwendig. Denn, abgesehen von den Hilfestellungen, bedeutet der Zusammenschluss verschiedener Handwerksbetriebe auch eine gewisse Einflussnahme auf politische Entscheidungen auf Landes- und Bundesebene: "Als Einzelner könnte keiner was machen", betont Stefan Heyder.