Polizei wacht über die Schüler

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Der nächste Schulbus rollt heran. Die Polizei wird auch dieses Fahrzeug kontrollieren. Fotos: Marco Meißner
Der nächste Schulbus rollt heran. Die Polizei wird auch dieses Fahrzeug kontrollieren. Fotos: Marco Meißner
Der Polizist Wolfgang Schramm (links) fragt Busfahrer Ottmar Hüttner nach dessen Unterlagen.
Der Polizist Wolfgang Schramm (links) fragt Busfahrer Ottmar Hüttner nach dessen Unterlagen.
 
Schilder zeigen die Zahl der Sitz- und Stehplätze in den Bussen an.
Schilder zeigen die Zahl der Sitz- und Stehplätze in den Bussen an.
 
Georg Pabstmann
Georg Pabstmann
 

Nicht nur zu Schuljahresbeginn steht die Sicherheit in den Bussen bei den Beamten ganz oben auf der Agenda. Gerade auch in der dunklen Jahreszeit ist der Schulweg für sie ein besonders wichtiges Thema.

6.45 Uhr. Es ist noch stockdunkel. Der Parkplatz am Schulzentrum ist fast leer. Jeden Moment werden die ersten Schulbusse über das feuchte Pflaster heranrollen. Vier Männer in reflektierenden Westen warten schon auf sie. Die Polizeibeamten wollen die Sicherheit der Schüler in den Bussen kontrollieren. Doch noch ehe sie das erste Fahrzeug inspizieren können, fällt ihnen ein anderer Gefahrenherd auf - die Beleuchtung. Die Sicherheit der Kinder und Jugendlichen hört für sie nämlich nicht mit dem Aussteigen aus den Bussen auf.

Besonders zu Schuljahresbeginn steht die Schulwegsicherheit für die Kronacher Polizei auf der Tagesordnung. Aber auch übers Jahr hinweg und gerade in der jetzigen, dunklen Jahreszeit haben die Beamten einen Blick darauf, dass Kinder und Jugendliche sicher in die Schulen und wieder nach Hause kommen. "Wir sind auch außerhalb Kronachs unterwegs.
Zum Beispiel bekamen wir Beschwerden aus Marktrodach, dass dort gedrängelt wurde", betont Georg Pabstmann, dass die Kontrollen nicht nur in der Kreisstadt oder an festen Tagen stattfinden. Der Ablauf erfolgt auch nicht nach Schema F. "Teilweise kommen wir in Zivil und dann auch mit zivilen Fahrzeugen", erklärt Pabstmann. Das helfe, wenn man sich ein objektives Bild von den Drängeleien an den Haltestellen machen wolle.

Reibungslose Kontrollen

An diesem Tag laufen die Kontrollen der Busse und ihrer Fahrer relativ reibungslos - wie meistens im Bereich der Kronacher Inspektion. Wolfgang Schramm und einer seiner Kollegen lassen die Schüler aussteigen, dann gehen sie in einen der Busse. Während Schramm mit dem Fahrer spricht und dessen Papiere prüft, checkt der andere Polizist die Sicherheitseinrichtungen des Fahrzeugs. Nothämmer, Verbandkästen, Feuerlöscher - alles da.

Auch im nächsten Bus sieht alles vollständig aus. Dann muss sich der Fahrer jedoch auf die Suche machen. Klimpernd zieht er den Schlüssel aus dem Zündschloss. Er schließt einen Kasten nach dem anderen auf. Irgendwo müssen Warndreieck und Notfall-Lampe doch sein!? Im dritten Anlauf hat er Glück. Er habe den Bus von einem Kollegen übernommen, entschuldigt er sich. Schramm zeigt Verständnis, macht dem Fahrer aber auch klar: "Es wäre nicht schlecht, wenn man vorher wüsste, wo die Sachen sind, falls etwas passiert!" Pabstmann verweist auf ein Schild im Eingangsbereich. Darauf sind einige Zahlen eingetragen: "Sitzplätze 44, Stehplätze 44". Das sei ganz wichtig, erklärt der Polizeibeamte. Wenn die Schüler stehen müssen, sorge das gerade zum Schulstart oft für Kritik der Eltern. An den Schildern lasse sich für jeden ablesen, für wie viele Insassen der jeweilige Bus zugelassen ist.

"Es geht seinen Gang", ist Pabstmann mit dem Verlauf der Kontrolle zufrieden. Ein Busfahrer hatte seine Papiere vergessen, in einem Bus waren die Verbandkästen seit einem Vierteljahr abgelaufen. Kleinigkeiten.
"Ich bewundere die Busfahrer. Was die für Nerven haben", gesteht Pabstmann. Der Job der Fahrer sei alles andere als leicht. Deshalb ist er froh, dass es mit ihnen bei den Schulwegkontrollen kaum Probleme gebe. Mit ihren Passagieren sei das eine ganz andere Geschichte. "Was fehlt, ist die Disziplin der Schüler. Die Großen verschaffen sich erstmal Platz. Und später sind die Kleinen irgendwann die Großen und machen es dann genauso", schildert der Polizist seine langjährigen Erfahrungen.

Das größte Problem an diesem Tag ist jedoch das anfangs erwähnte Licht. Auf 20 Meter Entfernung verschmelzen die Silhouetten der Schüler mit der Dunkelheit. Auch der Trennstreifen zwischen Bus- und Wartebereich lässt sich nur vage erkennen. Einige Lampen sind völlig defekt, andere strahlen kaum noch Licht aus.
"Ich bin froh über diese Aussage zur Beleuchtung", betont Schulleiter Klaus Morsch vom Frankenwald-Gymnasium. Er pflichtet den Polizisten bei, dass hier eine Gefahr für die Schüler und Sporthallen-Nutzer besteht - zumal die Jugendlichen heutzutage meistens dunkel gekleidet sind, wie Polizist Andreas Müller anfügt. Doch hier kann die Polizei kaum mehr machen, als die verantwortlichen Stellen auf den Missstand hinzuweisen, damit am Ende nicht doch noch etwas Schlimmes an der Bushaltestelle passiert.


Begleiter für Schulbusse gesucht

Nicht nur die Polizei bemüht sich darum, den Schulweg im Kreis Kronach sicherer zu machen. Auch der Fachberater für Verkehrserziehung im Schulamtsbezirk, Siegbert Jakob von der Grundschule Stockheim, berichtet in dieser Hinsicht über verschiedene Aktivitäten. Allerdings spricht er von einer teilweise enttäuschenden Resonanz.

Alle etwa vier bis fünf Jahre finde ein Seminar für Schulbusfahrer statt. Im vergangenen Oktober habe man dazu nach Stockheim eingeladen. Ein Experte aus München sei eigens angereist. Doch außer den Firmen Frey und Neubauer habe kein Busunternehmen teilgenommen. "Die anderen haben abgesagt oder sich gar nicht gemeldet", resümiert Jakob. Das sei traurig.

Dass sich bei derartigen Veranstaltungen etwas bewegen lasse, zeige die Diskussion bei diesem Seminar. Man habe ein konkretes Problem bei der Bushaltestelle in Windheim aufgegriffen und gemeinsam Lösungsansätze gefunden. Diese sollen schon bald umgesetzt werden.

"Resonanz gleich null"

Auf den Nägeln brennt Jakob auch, dass es an erwachsenen Schulbusbegleitern mangelt. Im Bereich Stockheim gebe es beispielsweise keinen einzigen mehr. "Die Resonanz ist gleich null", stellt er klar. Die Busfahrer würden sich eine solche Person jedoch ausdrücklich wünschen, um nicht neben dem Fahren auch noch permanent das Treiben der Schüler im Fahrzeug überwachen zu müssen. Doch die Aussicht, ein solches Ehrenamt ohne Vergütung zu übernehmen, sei allem Anschein nach für die meisten nicht sehr reizvoll.

Dabei wollten die Eltern doch, dass ihre Kinder möglichst sicher und gut betreut wieder zu Hause ankommen. Und es gebe zum Beispiel immer mehr Rentner, von denen der eine oder andere vielleicht eine solche Aufgabe übernehmen könnte.

Wer sich für die Aufgabe als Schulbusbegleiter interessiert, soll sich bei der Polizei, bei seiner Gemeindeverwaltung oder direkt bei Siegbert Jakob melden.