Podiumsdiskussion: Viele Gäste und kleine Sticheleien

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Michael Bohl, Egon Herrmann und Klaus Hannweber (von links) stellten sich den Fragen von Corinna Igler (rechts). Fotos: Matthias Hoch
Michael Bohl, Egon Herrmann und Klaus Hannweber (von links) stellten sich den Fragen von Corinna Igler (rechts). Fotos: Matthias Hoch
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Gleich zwei Herausforderer hat der Weißenbrunner Bürgermeister Egon Herrmann (SPD): Seinen Vorgänger Klaus Hannweber (FW) und Michael Bohl (CSU) . Bei der FT-Podiumsdiskussion hat Corinna Igler den Dreien auf den Zahn gefühlt.

Mit so einem großen Ansturm bei der Podiumsdiskussion des Fränkischen Tages hatte niemand gerechnet. Noch eine halbe Stunde nach dem offiziellen Beginn drängten interessierte Weißenbrunner in den Saal. Sämtliche verfügbaren Tische und Stühle wurden in den Saal getragen - und schließlich hatten die etwa 200 Interessierten alle ein Plätzchen gefunden. Viele nutzten die Gelegenheit, um direkt und live vor Ort die Positionen der einzelnen Kandidaten gegenüberzustellen und um die Kandidaten persönlich kennen zu lernen.

Als amtierender Bürgermeister steigt Egon Herrmann (58), SPD) erneut ins Rennen. Er möchte gerne Bürgermeister der "wunderschönen Gemeinde Weißenbrunn" bleiben.

Vor zwölf Jahren hat er Klaus Hannweber (FW, 52) beerbt. Und dieser stellt sich wieder zur Wahl und würde gerne den Spieß umdrehen. "Ich will zurück ins Rathaus", sagt er selbst.

Und dann gibt es noch den Dritten im Bunde: Michael Bohl, gelernter Schreinermeister und mit 37 Jahre der Jüngste der drei. "Ich bin kein großer Redner, aber ich kann zuhören. Ich bin einer, der eine eigene Meinung hat und der vor Schwierigkeiten nicht davon rennt, sondern diese als Herausforderung sieht und auch gleich anpackt", sagt Bohl von sich selbst. Während seine beiden Mitbewerber im Anzug erschienen, kam er in Jeans und mit hochgekrempelten Hemdsärmeln.

In einem Punkt waren sich alle drei einig: Wenn sie einen Wunsch frei hätten, dann würden sie sich "genügend finanziellen Spielraum" (Bohl), "finanzielle Unabhängigkeit" (Herrmann) oder auch "einen Goldesel im Rathaus" (Hannweber) wünschen: Geld, Geld, Geld. Denn dann könnte man die kaputten Straßen sanieren. Michael Bohl liegen die Infrastruktur, aber auch die Jungen und die Alten am Herzen. Für beide Gruppierungen müsse sich etwas tun. Und natürlich müsse die Sonnenleite angepackt werden. Seit Jahrzehnten wird geplant, monierten Michael Bohl und Klaus Hannweber.
Während sich Bürgermeister Egon Herrmann mit dem Erreichten in Punkto Kinderbetreuung, Kinderkrippe, Schule und Mittagsbetreuung zufrieden zeigte, ist das alles Klaus Hannweber nicht genug. "Wir haben 200 Einwohner verloren und die Hälfte der landwirtschaftlichen Betriebe", monierte er. Er fordert Verbesserungen im öffentlichen Personennahverkehr. "Es geht darum, dass wieder Leute herziehen", so Hannweber. "Am wichtigsten sind Kinderbetreuung und die Schule", konstatierte indes Michael Bohl. Damit diese Familienfreundlichkeit auch funktionieren kann und praxistauglich wird, müssten die Öffnungszeiten angepasst werden.

Für die Senioren hat Hannweber in seiner Verwaltungstätigkeit im Landratsamt bereits ein Konzept ausgearbeitet. "Was ist aus dem Gemeindemobil geworden?", fragte er den amtierenden Bürgermeister, in der Hand einen alten Wahlflyer Herrmanns haltend. Dieser gab zu, dass solch ein Mobil auf seiner Agenda gestanden hat, aber dann, weil die Sponsoren sich zurückgezogen haben, nicht habe realisiert werden können.

"Wir brauchen kein Altenheim. Lieber ein Bereutes-Wohnen-Konzept", schwebt indes Michael Bohl (CSU) vor. Er möchte lieber Einkaufsmöglichkeiten vor Ort, die für alle erreichbar sind. Und Bürgermeister Egon Hermann sagte: "Solange ich Bürgermeister bin, lasse ich keinen Großanbieter in den Ort, der macht nur die Kleinen kaputt!"

Unternehmen spalten Gemüter
Unterschiedliche Anschauungen gab es auch zum Thema Betriebe und Unternehmen. Bürgermeister Herrmann möchte die Unternehmen unterstützen. Aber "wir müssen eine Wohngemeinde werden", sagte er und konstatierte, dass im Gewerbegebiet von 10 000 Quadratmetern Fläche, das in der Amtszeit seines Klaus Hannweber erschlossen worden ist, keine einzige Parzelle verkauft ist. Der Grund: Für das Gelände gibt es hohe Lärmschutzrichtlinien. "Dann hätte man doch die Gewerbefläche umwidmen können", konterte Hannweber.

"Durch unsere geografische Lage wird sich in Weißenbrunn sicherlich kein produzierendes Gewerbe ansiedeln, aber wie haben auch Handwerksbetriebe und Drei- oder Vier-Mann-Betriebe. Mit solchen Betrieben können wir sprechen, die sind wichtig", zeigte sich Michael Bohl bodenständig.




Ein Gelände, viele Ideen
Das ehemalige Brauereigelände in Weißenbrunn ist für alle, die den Bürgermeistersessel möchten, Thema.
Mit wenigen Worten skizzierte der CSU-Kandidat seine Vorstellung: "Am Altmünsterplatz würde ich ein paar Bäume und Sträucher pflanzen. An der Ecke zum Groschhaus müsste man etwas aufschütten, um die dortige Verkehrssituation etwas übersichtlicher zu machen. Und dann würde ich Rasengitter-Steine für Parkplätze einbringen. Dann könnte man dort parken. Wir brauchen hier keinen zugebauten Platz, sondern einen Platz, auf dem man auch feiern kann und der schön ist", konstatierte Bohl. Er könnte sich vielmehr bei der Kirchweih oder kirchlichen Veranstaltungen den Platz als herrliche Spielwiese vorstellen.

"Genauso würde ich dort gerne einen Mehrgenerationen-Spielplatz anlegen, wie es ihn in Kulmbach gibt. Das könnte ein Treff für Jung und Alt werden", schwebt Bohl vor.
Doch mit dieser Idee konnte sich Amtsinhaber Egon Hermann nicht anfreunden. "Einen Spielplatz dort anzulegen, finde ich schwierig", sagte Herrmann. "Das Gelände muss für soziale Zwecke genutzt werden", erklärte der Amtsinhaber und regte einen Architektenwettbewerb an.

Angriffslustiger Hannweber
Und damit handelte er sich von seinem Amtsvorgänger und jetzigen Herausforderer eine offene Schelte ein. "Der Bürgermeister versucht seit zwölf Jahren was zu machen, aber er hat kein Konzept", zeigte sich Hannweber angriffslustig.

Auf der Wiese sollte ein Zeltplatz entstehen. Das Gelände könnte zum Dorfplatz werden, auf dem die Biertage in Weißenbrunn gefeiert werden. Zudem könnte man umliegende Gebäude zur Unterbringung für die Schüler der Finanzfachschule, die in Kronach angesiedelt werden soll, nutzen.

Und natürlich stellten sich alle drei Kandidaten auch den Bürgerfragen. Hochwasserfreilegung und schnelles DSL, der Bahndamm und der Dorfplatz in Hummendorf und die Durchfahrt von Lastern waren Themen, die den Bürgern unter den Nägeln brannten.

Und nach der offiziellen Diskussion nutzten viele die Gelegenheit, um bei spendierten Würstchen von Klaus Hannweber und bei Pralinen von Amtsinhaber Egon Herrmann weiter zu diskutieren. Natürlich hatte auch Michael Bohl Wahlgeschenke dabei - handfeste Kochlöffel mit dem Spruch "Für Ihr Wohl - Michael Bohl".


Wie gut kennen sich die Kandidaten gegenseitig?
Wie gut kennen sich die Kandidaten gegenseitig? Moderatorin und FT-Redaktionsleiterin Corinna Igler machte die Probe aufs Exempel. Welche Gemeinsamkeit haben die beiden Herausforderer, fragte sie Egon Herrmann (SPD) - und konnte den Amtsinhaber nicht in Verlegenheit bringen. "Abgesehen davon, dass sie alle beide meinen Stuhl wollen, mögen sie beide Pfefferhaxe", hat sich der amtierende Bürgermeister bestens informiert. Auch Hannweber hatte die Gegner bestens unter die Lupe genommen. "Lesen, Schnitzen und Radfahren wie Michel von Lönneberga", sind die Hobbys des Bürgermeisters. Und Michael Bohl (CSU) bringt gerne Projekte voran - beispielsweise das der Rothmühle. Von ihm wollte die Moderatorin wissen, wofür seine Gegner kein Verständnis haben - für Unehrlichkeit, klar. Das fiel Michael Bohl auf Anhieb ein. Bei Egon Herrmann kommt eine Abneigung gegen Intoleranz hinzu, bei Hannweber eine gegen Raser - das hatte Bohl nicht gewusst.


Warum sollte man die Kandidaten wählen?

Michael Bohl (CSU) "Mich sollte man wählen, weil ich eben nicht aus der Verwaltung bin. Eine funktionierende Verwaltung haben wir ja schon. Ich bin einer, der anpackt, ich kann kreativ sein, ich habe Ideen und ich kann gestalten und ich kann Leute mitziehen."

Egon Herrmann (SPD) "Weil sich Weißenbrunn in den letzten zwölf Jahren gut entwickelt hat und weil ich viel erreicht habe: Kindergarten, Krippe, DSL usw. Und es gibt noch viel zu tun: Seniorenwohnungen und die Situation zum Thema Wohnen im Alter verbessern."

Klaus Hannweber (FW) "Weil ich der einzige bin, der eine Verwaltungsausbildung hat und ich Erfahrungen als Kreisrat und Bürgermeister habe. Ich habe mich intensiv mit meinen Fehlern, die zu meiner Abwahl geführt haben, auseinandergesetzt und daraus gelernt."