Öl aus Haig: Bio vom Feld bis in die Flasche
Autor: Marco Meißner
Haig, Dienstag, 16. Sept. 2014
René und Cindy Langner aus Haig achten bei ihrer Ernährung auf gesunde, natürliche und hochwertige Kost. Diese Lebensphilosophie führte zum Betrieb einer Ölmühle. Beim Gartenfestival in Kronach stellt sich "Purpur" vor.
Die Saat im Trichter senkt sich langsam in die massive Metallröhre. Der Presskuchen aus festen Pflanzenbestandteilen wächst und fällt in einen Eimer. Langsam fließt eine dunkelbraune, trübe Flüssigkeit durch einen Schlauch ab und tropft in ein Glasgefäß. Was mit seiner kleinen Schaumkrone auf den ersten Blick wie ein dunkles Weizenbier aussieht, ist Leinöl. Frisch gepresst. Hergestellt wird es jedoch nicht in Massen in einem großen Industriebetrieb, sondern auf Nachfrage im Untergeschoss eines Wohnhauses.
Erst seit einigen Wochen produzieren Cindy und René Langner bei sich zu Hause in Haig kalt gepresste Speiseöle für den Verkauf. Was mit einer Ernährungsveränderung begann, mündete in den Betrieb der Ölmühle Purpur. "Vor zwölf Jahren haben wir unsere Ernährung auf vital stoffreiche Vollwertkost umgestellt", erinnert sich der 40-jährige René Langner.
Die Anschaffung einer Ölmühle stellte das Paar jedoch vor ein Problem. René Langner, der hauptberuflich in der Automobilzulieferung beschäftigt ist, erklärt: "Bei den meisten Mühlen für den Hausgebrauch muss man die Saaten und Nüsse vorab erwärmen, doch dadurch werden die Vitalstoffe zum Teil zerstört." Eine Mühle, wie sie der Biohof einsetzte, erschien wegen der Kaltpressung perfekt - wenn sie auch nicht gerade billig war. "Einen neuen, guten Golf bekommt man dafür", gesteht René Langner. Doch die Frische und Qualität des Öls waren ihm das wert, zumal auch Freunde und Verwandte mitversorgt werden konnten. Doch selbst dies lastete die Maschine nicht aus. So wuchs eine Geschäftsidee.
"Wir waren an Pfingsten erstmals in Ahorn auf einem Kunsthandwerkermarkt", blickt René Langner auf die erste Präsentation zurück. Und seine Frau ergänzt: "Die Öle sind sehr gelobt worden. Das hat motiviert, nochmal Gas zu geben." Die positive Resonanz sei keine Eintagsfliege gewesen. "Sie hält an. Es ist täglich Kundschaft hier."
Beim Verarbeiten ist den Langners nicht nur wichtig, dass die Öle unter 37 Grad Celsius gepresst werden, sondern auch woher die Rohstoffe kommen und dass die Produkte ihre Qualität behalten. Spezielles Violettglas schützt daher die Inhaltsstoffe.
Kontrolliert biologischer Anbau
Die Saaten und Nüsse erhält die Ölmühle aus kontrolliert biologischem Anbau von einem festen Partner, der genau die Ansprüche von Purpur kennt. "Vom Feld an in Rohkostqualität", verspricht René Langner mit Blick auf den Verarbeitungsweg bis zum fertigen Öl. Die beiden Haiger wollen aber noch einen Schritt weiter gehen. So soll nicht nur das Sortiment von derzeit acht Ölen ausgeweitet, sondern auch bei den Rohstoffen sollen neue Wege eingeschlagen werden. Zum einen möchte man Pflanzensorten, die früher in unserer Gegend gewachsen sind, wieder einführen. Zum anderen sucht man nach Partnerschaften mit regionalen Landwirten.
Im Biohof Porzelt hat Purpur einen solchen Partner gefunden. "Michael Porzelt hat bereits ein Versuchsfeld in Gehülz für echtes Kronacher Leinöl angelegt", erklärt René Langner. So soll auch gewährleistet werden, dass man die Inhaltsstoffe bei den Ölen in allen Nuancen herausschmecken kann. Bei industriell produzierten Produkten vermisst Langner dies. Sie schmecken seiner Ansicht nach oft sehr neutral. Er freut sich auch, dass seine Familie mit ihrer Ernährungsumstellung längst nicht mehr alleine dasteht. "Ein Umdenken in Richtung hochwertige Lebensmittel ist im Gange." So könne man die kleinbäuerliche Landwirtschaft unterstützen.
Bei der Rosen- und Gartenmesse am 20. und 21. September auf der Festung Rosenberg in Kronach will das Purpur-Team den Besuchern diese Lebensphilosophie vermitteln. "Wir werden die Öle präsentieren und den Leuten zeigen, was dahinter steckt", sagt René Langner. Und Cindy Langner sichert eine Verkostung an einem "Gemütlich-Stand" zu.