Muslime im Landkreis Kronach: "Mir tut's weh"

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Grafik: Fränkischer Tag
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Meltem Elkol
Meltem Elkol
 
Safet Alkoyun
Safet Alkoyun
 
Serkan Kemah
Serkan Kemah
 

Was Muslime im Landkreis Kronach zu dem Anschlag auf ein französisches Satiremagazin in Paris sagen.

Der Anschlag auf das französische Satiremagazin Charlie Hebdo, bei dem zwölf Menschen am Mittwoch getötet wurden, beschäftigt auch die muslimischen Mitbürger in unserer Region.

"Der Anschlag in Paris auf das Satiremagazin Charlie Hebdo, die Karikaturen, Pegida - das sind zurzeit Schwerpunktthemen in unseren Familien, in unserem türkisch-islamischen Verein in Tettau", sagt Safet Alkoyun. Und: "Ich finde den Anschlag schlimm, böse und nicht gerecht".

Safet Alkoyun ist einer, der fast vier Jahrzehnten in Steinbach am Wald lebt. Er engagiert sich in Vereinen und hat seinen Job hier. Was religiöse Karikaturen betrifft, so sollte jeder Mensch vorsichtig damit umgehen und Achtung vor anderen Religionen haben, findet er. Gerade in den letzten Jahren sei ihm bewusst geworden, dass es nicht selbstverständlich sei, in einer friedlichen Region leben zu dürfen.
"Ich bin dafür dankbar!"

Dass der Terror in Paris negative Auswirkungen auf das Miteinander haben wird, das glaubt der 46-Jährige nicht. Er habe in den 40 Jahren noch nie Fremdenfeindlichkeit gespürt. "Hier kennt jeder jeden, wir sind am Arbeitsplatz und beim Sport miteinander verzahnt!"

Der Steinbacher vertritt dennoch die Auffassung, dass Christen und Moslems künftig noch mehr miteinander reden müssen, um Vorurteile abzubauen.

Als eine tolle Sache empfindet er die Zusammenkunft, die Anfang Dezember auf Initiative der evangelischen Kirche mit Moslems und Christen in Tettau stattgefunden hat. "Wir deutschen und türkischen Bürger, Pfarrer und Imam haben gemeinsam für den Frieden gebetet."

"Mir tut´s weh, wie Menschen, die dem Islam angehören, im Namen Allahs töten", sagt Meltem Elkol. Die junge Frau ist derzeit bei Heinz-Glas in Lima/Peru beschäftigt und verfolgt die Nachrichten aus ihrer Heimat und Europa. Das seien keine Menschen, so die Tettauerin, sondern Terroristen, Mörder, von denen der Islam in den "Dreck" gezogen wird.

Sie frage sich nun als Muslimin, ob sie jetzt für diesen Anschlag mitverantwortlich sei? Bisher haben in ihrem Dorf Christen und Muslime immer friedlich miteinander leben können. Freundschaften seien entstanden. Sie ist überzeugt, dass solche Anschläge und auch die Medien viele Menschen beeinflussen werden. Sie könne nur beten und hoffen, dass der Terror ein Ende nimmt und der Islam nicht als Bedrohung angesehen wird.

Es gibt keine Islamisten, es sind entweder Moslems oder Mörder, sagt Serkan Kemah. Der 38-Jährige wuchs in Steinbach auf und lebt zurzeit in Kronach. Er ist Ansprechpartner bei der "DITIB - Türkisch Islamische Gemeinde zu Redwitz e.V." und gehört dem Gremium für Dialoge und Integration an. Karikaturen und Satire seien schon seit jeher Streitthemen, die zum einen Aufmerksamkeit erzeugen, zum anderen aber auch ein Pulverfass entzünden können.

Beim Verfolgen all der Medienberichte der letzten Wochen über Pegida oder diesen Extremismus überkomme ihn ein tiefes Gefühl der Dankbarkeit dafür, dass er in der Rennsteig-Region aufwachsen durfte. Sowohl er, als auch seine Familie seien sozial, sportlich und kulturell integriert. In all den Jahren habe er als Migrant nie einen Hauch von Fremdenfeindlichkeit gespürt.

Er sei zwar überzeugt, dass solche Zustände wie in Dresden und in anderen Großstädten Deutschlands beziehungsweise in Frankreich nicht in der Region passieren, dennoch dürfe die Gefahr des Extremismus nicht unterschätzt werden. Künftig werden noch mehr Dialoge, Gespräche, Aufklärung nötig sein, damit solche Anschläge und solcher Terror nicht mehr passieren.