Der "mobilen Sozialladen" ist oft unterwegs. Im Landkreis gibt es viele hilfsbedürftige Menschen, für die dieses Angebot ein Segen ist. Für viele Nutzer istes unangenehm, die Leistungen in Anspruch nehmen zu müssen.
Isolde Gleisner (Name von der Redaktion geändert) geht einkaufen. Sie geht nicht in einen Supermarkt, sondern steht beim mobilen Sozialladen. Sie packt zwei Tüten voll: Obst, Gemüse, Joghurt, Kartoffeln, Nudeln, Semmelkloßteig. Dazu gibt es ein paar Schokoriegel. Sie zahlt für diese Menge rund zwölf Euro. "Es ist schön, dass es den mobilen Sozialladen des Caritasverbandes gibt, denn sonst käme ich nicht über die Runden", sagt sie.
Die zweifache Mutter kauft seit wenigen Monaten im mobilen Sozialladen ein. Dass die Lebensmittel von einigen Lebensmittelketten des Umlands gespendet werden, stört sie nicht. Sie findet es super, dass es Geschäftsführer von Supermärkten gibt, die ihre noch brauchbaren Lebensmittel für das Soziallädla und dem mobilen Sozialladen zur Verfügung stellen und somit Menschen in der Region helfen.
Mit dieser Einstellung ist Isolde Gleisner nicht alleine.
Der Kundenkreis im Caritas-Sozialladen und auch beim mobilen Sozialladen wächst. Isolde Gleisner hätte es sich vor ein paar Jahren nicht vorstellen können, einmal in ihrer Heimatgemeinde in einer versteckten Ecke einzukaufen.
Zuerst hatte sie Hemmungen, das Angebot anzunehmen, räumt sie ein. Mittlerweile habe sich die Scham aber gelegt. Denn sie weiß, dass eigentlich jeder in eine derartige Situation kommen kann.
Eine ganze Menge Die 37-Jährige arbeitete noch bis vor kurzer Zeit in Vollzeit. Nacht- und Wochenenddienste waren Normalität. Nebenbei managte sie ihren Haushalt. Derzeit ist sie geringfügig beschäftigt. Auf Grund ihrer familiären und gesundheitlichen Situation kann sie momentan keinen Vollzeitjob ausüben. Sie hofft aber, dass es bald wieder aufwärts geht und sie in ihren Beruf wieder einsteigen kann.
"Das Geld ist also knapp und hier bekomme für zehn Euro eine ganze Menge!"
Neben ihr steht eine Rentnerin. Man kennt sich mittlerweile. Auch sie will ihre Identität nicht preisgeben. Sie kaufe nicht für sich, sondern für eine Mitbürgerin, die aus gesundheitlichen Gründen verhindert ist, ein, sagt sie.
Am Anfang war es komisch Daneben steht eine 51-jährige Frau. Auch sie ist mittlerweile feste Kundin beim mobilen Sozialladen. Früher hat sie ihren Lebensunterhalt bei McDonald's verdient. Auf Grund einer Krankheit kann sie aber ihren Job nicht mehr ausüben. Das Arbeitslosengeld ist abgelaufen und eine Rente nicht in Sicht.
"Für mich war es schon am Anfang komisch, hier einzukaufen, aber wenn man nicht mehr Geld zur Verfügung hat, bleibt einem fast nichts anders übrig!"
Froh ist sie, dass der mobile Sozialladen ihre Heimatgemeinde ein Mal pro Woche anfährt. "Das ist eine feine Sache, zumal ich ja nicht mobil bin!" Helga Nickol hört bei den Befragungen zu. Sie ist seit wenigen Monaten für die Logistik und die Organisation zuständig. Ihre Aufgabe ist es unter anderem, Spenden zu sammeln, mit Lebensmittelläden in Kontakt zu treten. "Es ist doch besser, wenn die nicht mehr benötigten und genießbaren Lebensmittel zu uns kommen, anstatt dass diese wenige Tage später in der Mülltonne landen".
Für sie ist es keine Überraschung, dass die Leute ihre Vita nicht preisgeben wollen. Die Schamgrenze ist hoch.
Helga Nickol ist dankbar, dass sie auf viele helfende Hände zurückgreifen kann.
"Ohne die ehrenamtliche Tätigkeit meiner Kolleginnen und ohne die Spendenbereitschaft von Einzelpersonen und unterschiedlicher Verbrauchermärkte könnte diese Einrichtung nicht bestehen." Dennoch: Sie wünscht, dass mehr Supermärkte ihre noch genießbaren Lebensmittel spenden.
Nun steht in nächster Zeit die Anschaffung eines neuen Fahrzeugs für den "mobilen Sozialladen" an. Das bisherige sei in die Jahre gekommen und weise Mängel auf. "Das wird keine leichte Aufgabe!" Zudem sei die Caritas dringend auf Geldspenden für Miete, Kfz- und Instandhaltungskosten angewiesen. Mittlerweile ist Helga Nickol eifrig am Sammeln. Sie hofft, dass die notwendigen Investitionskosten aufgebracht werden können. "Es muss sein, schon wegen der vielen hilfsbedürftigen Menschen in unserem Landkreis!"
Fahrzeug Der Sozialladen braucht dringend ein neues Verkaufsmobil.
Damit auch in Zukunft die 20 Haltestellen im Landkreis angefahren werden können, wird dringend ein neues Verkaufsmobil für den Sozialladen gebraucht. Das Fahrzeug muss alle Hygienevorschriften erfüllen und unter anderem mit Verkaufskühltheken ausgestattet sein. Ein solches Fahrzeug hat einen Neupreis von rund 70 000 Euro. Nach Abzug aller gewährten "sozialen" Rabatte wird immer noch die stolze Summe von 50 000 Euro benötigt.
Berechtigung Einkaufen kann man beim Soziallädla in der Rosenau in Kronach und beim mobilen Sozialladen nur mit einer Berechtigungskarte. Derzeit sind über 1000 Berechtigungsscheine an Einpersonen-Haushalte und Familienhaushalte vergeben. Diese erhalten Bürger mit Grundsicherungsleistungen, beziehungsweise geringem Einkommen. Sowohl das Soziallädla als auch der mobile Sozialladen sind wichtige Einrichtungen für Menschen, die auf Hilfe angewiesen sind.
Spenden sind immer willkommen.
Spendenkonto Caritas-Spendenkonto 200 000 833, Raiffeisen-Volksbank Kronach-Ludwigsstadt, BLZ 77361600. Mehr Infos gibt es bei der Caritas, Telefon 09261/605620.
Anfahrtsstationen des mobilen Sozialladens:
Dienstag: Pressig (Rathaus, Schule), Rothenkirchen (Nähe Gaststätte Hauckensepper), Förtschendorf (Leinerbräu), Steinbach (Parkplatz Freizeitzentrum), Ludwigsstadt (Feuerwehr), Kleintettau (Feuerwehrhaus) und Langenau (Ortsmitte)
Mittwoch: Mitwitz (Turnplatz an der Schlossallee), Oberlangenstadt (Feuerwehr), Küps (Hirtengraben, Jugendwerkstatt), Donnerstag: Marktrodach (altes Feuerwehrhaus), Steinwiesen (Caritas Sozialstation), Nordhalben (Dreschhallenplatz),
Freitag: Stockheim (Parkplatz Rathaus), Teuschnitz (Hinter dem Rathaus), Hesselbach (Ortsmitte), Wilhelmsthal (Bauhof)