Mit Perlen der Musik verabschiedet sich Kreiskulturraum in Sanierungspause

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Schöner hätte der Abschied vom alten Kreiskulturraum für die treuen Kulturabonnenten nicht sein können - die Hofer Symphoniker hatten Perlen der Musik ausgesucht. Foto: Sonja Adam
Schöner hätte der Abschied vom alten Kreiskulturraum für die treuen Kulturabonnenten nicht sein können - die Hofer Symphoniker hatten Perlen der Musik ausgesucht. Foto: Sonja Adam
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Tomer Maschkowski brillierte bei dem ziemlich unbekannten Concertino F-Dur für Bassposaune und Orchester von Ernst Sachse und begeisterte mit samtweichem Ton. Foto: Sonja Adam
Tomer Maschkowski brillierte bei dem ziemlich unbekannten Concertino F-Dur für Bassposaune und Orchester von Ernst Sachse und begeisterte mit samtweichem Ton. Foto: Sonja Adam
 
 

Dirigent Johannes Klumpp und die Hofer Symphoniker tischten den Klassikfreunden aus Kronach beim Auftritt im Kronacher Kreiskulturring musikalische Besonderheiten auf - von Aram Chatschaturjan, von Ernst Sachse und Georges Bizets nur selten gespielte Symphonie Nr. 1 C-Dur.

Wenn für mehr als ein Jahr im Kreiskulturraum in Kronach der letzte Vorhang fällt, dann sollte der Abschied den Kulturabonnenten und Zaungästen so schwer wie möglich gemacht werden, hatte sich Kreiskulturreferentin Gisela Lang wohl gedacht, als sie die Hofer Symphoniker mit dem Nachwuchsdirigenten Johannes Klumpp, der bereits Mitglied der Künstlerliste "Maestros von morgen" ist, verpflichtet hatte.

Zum Auftakt hatten sich die Hofer Symphoniker das Adagio aus Spartacus ausgesucht. Das Adagio "ist ein wunderherrliches Stück", schwärmte Klumpp selbst. Tatsächlich ist das Adagio das wichtigste Liebesduett zwischen dem Sklaven Spartacus und seiner Frau Phrygia. Als Sklaven wurde beide voneinander getrennt, doch dann kam die Revolution - und die beiden Sklaven waren wieder vereint.
Romantisch und zuckersüß interpretierte die Oboe das Liebesthema, die Streicher zauberten und verhalfen dem Thema zu einem wundervollen Triumphzug der Liebe. Die Zuhörer ließen sich von Romantik pur gefangen nehmen.

"Aber Musik ist immer dann große Kunst, wenn sie sowohl als auch ist", hatte Dirigent Johannes Klumpp in seiner Ansage orakelt. Und Aram Chatschaturjan hat dieses "Sowohl-als-auch"-Gefühl in seinen Melodien vereint. Er stellt in der berühmten Ballett-Musik ein zuckersüßes Liebes-Tutti, purer Traurigkeit gegenüber. Denn die Revolte wurde zwei Jahre später niedergeschlagen und 6000 Überlebende wurden entlang der Via Appia gekreuzigt. Spartacus starb übrigens als Letzter.

Ein echtes Musik-Geheimnis barg das Concertino in F-Dur von Ernst Sachse. "Ich habe Ernst Sachse vorher auch nicht gekannt", gab der Dirigent offen zu. Und tatsächlich weiß die Musikwissenschaft bis heute nicht viel über den Trompeter. Er muss wohl zwischen 1808 und 1813 geboren worden sein und starb zwischen 1848 und 1870. Zudem war Ernst Sachse wohl der Sohn von Ernst Friedrich Ludwig Sachse. Unstrittig ist allerdings, dass Ernst Sachse wohl Trompeter in Weimar war und in aller Welt Konzerte gegeben haben muss.
Bei seinen Kompositionen hat sich Sachse von verschiedenen Stilrichtungen beeinflussen lassen: von der Romantik, von italienischer Musik von den deutschen Spielopern. Und all diesen Elemente vereinte Sachse in dem dreisätzigen Concertino.

Tomer Maschkowsksi, Bassposaunist des Deutschen Symphonieorchesters Berlin, brillierte mit seinem anspruchsvollen Instrument - und zeigte, wie weich, gefühlvoll und zart sich mit einem derart bassigen Instrument spielen lässt. Keinerlei Zuggeräusche störten. Maschkowski hat schon im Alter von 13 Jahren in Rotterdam angefangen, Posaune zu lernen, wechselte zwei Jahre später zur Bassposaune und ist inzwischen ein Meister seines Faches. Im ersten Satz überzeugte er mit zarten, fast getupften Klängen. Doch auch das Adagio und das Allegro moderato gingen dem Solisten hervorragend über die Lippen. Und als Zugabe gab Tomer Maschkowski, der übrigens erst 32 Jahre alt ist, ein Prelude von Johann Sebastian Bach zum Besten.

Ob nun das Solowerk, oder die äußerst anspruchsvolle Symphonie Nr. 1 C-Dur von Georges Bizet der Höhepunkt des Konzertes im Kronacher Kreiskulturraum waren, ist reine Geschmacksache. "Die Symphonie Nr. 1 ist eine Symphonie, die lächelt", versprach Dirigent Johannes Klumpp - und auch er lächelte, so schön spielte das Orchester. Die viersätzige Symphonie ist abwechslungsreich und ideenreich. Sie ist unterhaltsam und espritvoll. Sie beinhaltet im dritten Satz ein Trio mit volkstümlichen Elementen. Und Dirigent Johannes Klumpp kostete es aus, diese volkstümlichen Anklänge in besonderer Weise zu betonen. Ein bisschen übertrieben, aber witzig. Und natürlich mit künstlerischem Kalkül. Um so feiner und prickelnder kam dann das folgende Allegro vivace heraus: spritzig, prickelnd wie perlender Champagner. Die Violinen kitzelten ihre Instrumente - und der Dirigent lächelte.

"Ich weiß eigentlich nicht, warum Bizets Symphonie Nr. 1 C-dur so selten gespielt wird. Sie ist ein wahres Meisterwerk", stapelte Dirigent Johannes Klumpp bescheiden. Doch spätestens der vierte Satz bringt nahezu alle Streicher zum Verzweifeln. Johannes Klumpp legte ein gewagtes Tempo vor - und die Streicher ließen dem Dirigenten den Spaß und überzeugten durch Virtuosität.

Die Kronacher jedenfalls waren vom Abwechslungsreichtum und der Brillanz, mit der Dirigent Johannes Klumpp und die Hofer Symphoniker sich präsentierten, so begeistert, dass sie noch drei Zugaben forderten: einen Marsch von Wolfgang Amadeus Mozart, die berühmte kleine Nachtmusik und Christoph Willibald Glucks bekanntes Pizzicato-Konzert. Und bei dem stahl sich der Dirigent dann klammheimlich aus dem Saal, denn ein bisschen Spaß muss auch sein.

BU
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2 Nicht nur der Auftritt des Solisten Tomer Maschkowski war einfach wunderbar, sondern auch die Hofer Symphoniker zeigten sich bei der Abschlussveranstaltung im Kreiskulturraum in Bestform und verzauberten die Zuhörer

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