Mehr Farbe im Kinderzimmer

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Ramona Eckert näht Babynestchen am laufenden Band und macht ihre Arbeit gern. Fotos: Sonja Adam
Ramona Eckert näht Babynestchen am laufenden Band  und macht ihre  Arbeit gern. Fotos: Sonja Adam

Hochwertige Matratzen, aber auch komplette Babyausstattungen sind das Geschäft für die in Schmölz ansässige Julius Zöllner GmbH & Co. KG. Der Preisdruck aus Indien und anderen asiatischen Ländern ist immens.

Die sinkenden Geburtenzahlen können das Unternehmen Julius Zöllner nicht schrecken. Im Gegenteil: Das mittelständische Unternehmen, das heute von der Tochter des Gründers - Ruth Zöllner - geführt wird, gehört zu den größten nationalen Baby- und Kleinkinderausstattern. Die Spezialität: hochwertige Matratzen und Baby-Komplettausstattungen bis hin zu Möbeln.

"Ich erinnere mich noch daran, wie früher Seegras oder Holzwolle per Hand in die Matratzen gestopft wurde", erzählt Ruth Zöllner (55) und muss fast ein bisschen lachen. Denn der Kult, den jeder von Erwachsenenmatratzen kennt, hat längst auf die Babymatratzen übergegriffen. Es geht nicht mehr einfach um eine Schlafunterlage, sondern um Punktelastizität, um richtige Stützung, um Luftzirkulation. Und eigentlich ist es für die Kleinen noch viel wichtiger, wie man sie bettet. Denn sie haben noch weiche, verformbare Knochen.
Deshalb hat Zöllner seit vielen Jahren besonders hochwertige Matratzen, die gemeinsam mit dem Kinderarzt Lübbe entwickelt worden sind, im Programm.

Viskoelastische Schäume verformen sich durch Körperdruck und Wärme, stützen die kleine Wirbelsäule optimal. Die Punktelastizität verhindert, dass Babys auf einer Stelle liegen. Kleine Glatzenbildungen gibt es bei richtigen Matratzen nicht mehr.

Zudem sind die Matratzen durchlöchert: Das sorgt dafür, dass die Matratzen besonders gut durchlüftet werden. Die neuen Funktionsstoffe nehmen sehr gut Feuchtigkeit auf und bewahren trotzdem eine trockene Oberfläche - ähnlich wie die modernen Windeln. Für Bezugsstoffe gibt es sogar solche, die für Körperflüssigkeiten durchlässig sind, aber dennoch die Luft zirkulieren lassen. Und auch die Matratzenkerne sind nach modernsten Erkenntnissen gefertigt, aus Kaltschaum, Polyestervliesen und Abstandsgeweben. Kokosmatten sind rückläufig. "Die meisten Matratzen, die wir verkaufen, liegen im Preissegment bis 100 Euro - und die können schon viel. Aber unsere Premiummatratze liegt bei 240 Euro", so Zöllner.
Doch nicht nur die Matratzen fertigt das Familienunternehmen. In Schmölz rattern rund sechzig Nähmaschinen am laufenden Band. Und die vorwiegend weibliche Belegschaft - achtzig Prozent sind Frauen - nähen Schlafsäcke, Nestchen, Vorhänge, Bett- und Wiegenhimmel, Bettwäsche, Stillkissen, Wickelauflagen und alles, was zu einer Komplettausstattung dazu gehört. Die Produkte sind in den großen Versandhäusern für Babyartikel zu bekommen. "Das Fachhändlersterben in der Babybranche setzt sich weiter fort, gleichzeitig weiten sich die Aktivitäten der Großmärkte, Einkaufsverbände, Versender und Möbelhäuser aus", erklärt Ruth Zöllner und gibt offen zu, dass auch das Schmölzer Unternehmen von dieser Verlagerung profitiert.

Trotzdem werden die meisten Artikel, die in Schmölz gefertigt werden, in Deutschland verkauft: mehr als 90 Prozent. Auch die Schweiz und Österreich gehören zu den starken Kunden - und in den vergangenen Jahren auch zunehmende die Benelux-Staaten. "Aber unsere Produkte überspringen nicht so leicht die Grenze", so Zöllner. Denn Babyausstattung wird im jeweiligen Land gekauft und auch der Geschmack differiert. Bereits jetzt gibt es Anfragen, das Geschäft beispielsweise von Amazon auch auf Frankreich auszudehnen. "Das müssen wir mal sehen", so Zöllner.

Ein wichtiger Faktor bei der Babyausstattung ist das Design. So bescherten die Neueinführung der farbenfrohen Marke "Lief", die Disney-Designs und die eigenen Zöllner-Produkte dem Schmölzer Unternehmen im vergangenen Abrechnungsjahr ein Umsatzplus von elf Prozent. Tendenziell sind aber auch Bärchen hoch im Kurs. Der drollige Bär Winnie, the Pooh ist nach wie vor ein Liebling der Kleinen und Großen. Der Trend geht zu weiß-grau, zu dezenten Farben oder sehr bunten Designs hin, verrät Markus Pötzl vom Controlling. Hauptsache, das ganze Zimmer ist aufeinander abgestimmt. Bestickte Dinge, die auch optisch besonders hochwertig sind, liegen bei den werdenden Müttern hoch im Trend. Deshalb hat das Unternehmen Zöllner den Stickmaschinenbereich aufgerüstet.

Auch die Energieversorgung wurde erst modernisiert: So ist das Unternehmen Zöllner an die Biogasanlage in Schmölz angeschlossen, kann so günstiger Wärme beziehen. "Wir haben zwar keine außerordentlich hohen Energiekosten, aber Energie zu sparen, ist immer gut", betont die Firmenchefin.

Ihre persönliches Lieblingsmarke ist derzeit "My Julius", benannt nach ihrem Sohn: Und die ist farbenfroh und modern - mit Blumen oder Muffins für Mädchen und mit Autos und Sternen für Jungen. Zöllner beschäftigt auch drei eigene Designerinnen. Derzeit tüfteln sie schon wieder an neuen Ideen für Wickelauflagen, Stillkissen und all die andere Dinge, die man für die Erstausstattung so braucht.