An der Lucas-Cranach-Schule in Kronach bekommen die Lehrer tierische Unterstützung. Die Lesehunde besuchen jeden Montag die Erstklässler, und ein Schulhund wird auch "einziehen".
So lässt es sich aushalten! In dem kleinen Schulraum sind die Lichter ausgeschaltet. Es ist schön warm. Am Boden sind gemütliche Ecken zum Sitzen und Rumlümmeln eingerichtet. Mir wird der Rücken gekrault. Und beim Vorlesen einer kleinen Geschichte döse ich ein. Über so ein Hundeleben kann ich nicht klagen!
Das scheint die Hundedame "Lupita" zu denken, wenn man sie mit ihren zwei Artgenossen Montagmorgens in der Lucas-Cranach-Schule sieht. Dort ist das tierische Trio mit einem Herrchen und zwei Frauchen seit zwei Wochen bei den Erstklässlern zu Gast. Einige Schüler, bei denen das Lesen noch nicht ganz so flüssig klappt wie bei den besten Leseratten dieser Klassenstufe, dürfen die Hunde in den Snoozle-Raum begleiten und ihnen aus kleinen Büchern Tiergeschichten vorlesen. Das entspannt die Vierbeiner genauso wie die jungen Zweibeiner. Alle Schüchternheit ist weg. Die Kinder öffnen sich. Sie bleiben dabei aber sehr gelassen und entwickeln eine ungeheuere Freude am Lesen. "Das macht Spaß!", "Das ist toll!", hört man von den Schülern, als sie am Ende der rund 40 Minuten ihren Lesebe gleitern ein Leckerli als Dankeschön geben.
Ganze Schule ist begeistert Traurig müssen die jungen Vorleser beim Abschied nicht sein. "Lupita", "Josy" und "Luggi" werden mit ihren Begleitern Manfred Burdich, Manuela Fischer und Karolin Gremer schon nächste Woche wieder kommen. Und das ist gut so, denn die Begeisterung für die Vierbeiner hat die ganze Schule längst erfasst. "Jeder möchte mit", stellt Sabine Bock von Wülfingen fest, die in diesem Angebot eine schöne Ergänzung des Deutsch-Unterrichts sieht. Die Konrektorin weiß natürlich, dass eine Ausweitung auf mehr der insgesamt rund 440 Schüler an der Cranach-Grundschule angesichts der Räumlichkeiten und der Zahl der Hunde nicht klappen kann. "Wir überlegen deshalb schon, wenigstens mal ein Klassenprojekt auf die Beine zu stellen", macht sie den Erstklässlern Hoffnung, die nicht im Snoozle-Raum dabei sein können.
Damit das Lesehund-Projekt überhaupt starten konnte, mussten aber einige Voraussetzungen geschaffen werden. "Man braucht die Einverständniserklärung der Eltern", erklärt Sabine Bock von Wülfingen. Und natürlich müsste bei den teilnehmenden Kindern sicher sein, dass sie weder Angst vor Hunden noch eine Allergie gegen die Tierhaare haben.
Für dieses schulische Angebot ist aber auch nicht jeder Hund geeignet. Vorsitzender Manfred Burdich von der Kronacher Arbeitsgemeinschaft Mantrailing - sie führt das Projekt durch - weiß, dass die Vierbeiner kinderlieb, gutmütig und gut ausgebildet sein müssen. Schließlich dürften sie auch nicht aggressiv reagieren, wenn einer der kleinen Vorleser mal nicht ganz so feinfühlig beim Liebhaben ist. "Wir wissen aber genau, wie die Hunde ticken." Ebenso wie das Tier müsse der begleitende Mensch Kinder mögen und gut mit ihnen umgehen können. Deshalb seien viele, die beim Lesehund-Projekt mitmachten, selbst Eltern.
Keine Eintagsfliege Momentan ist der Kreis der Lesehunde noch klein, doch das soll sich ändern. "Der Bedarf ist anscheinend da", spekuliert Burdich nach seinen bisherigen Erfahrungen. Und das Projekt in Kronach soll keine Eintagsfliege sein, sondern "ein dauerhaftes auf ehrenamtlicher Basis". Bald soll das Team soweit geschult sein, dass die Kronacher Man trailer selbst ausbilden dürfen.
Die Lucas-Cranach-Schule kommt derweil noch auf einem anderen Weg auf den Hund. Die Lehrerin Ina Löw teilt sich ihre Arbeitszeit zwischen der Mitwitzer und der Kronacher Grundschule auf. In Mitwitz hat sie eine Begleiterin dabei, die sie auch schon früher an der Gehülzer Schule an ihrer Seite wusste: "Ayoka". Nun soll die Australian-Shepherd-Hündin als Schulhündin auch immer wieder mal mit nach Kronach kommen.
"Das ist fürs Schulklima super", betont die Lehrerin ihre guten Erfahrungen aus über zwei Jahren Teamwork. Zum einen wirke der Hund beruhigend, wenn die Kinder einmal laut oder wild würden. Zum anderen würden die Schüler gegebenenfalls die Angst vor Tieren schnell ablegen und gleichzeitig den richtigen Umgang mit ihnen lernen. "Das ist sehr gut", ist Ina Löw überzeugt.
Für die Kinder sei auch wichtig, dass "Ayoka" keine Unterschiede mache; anders als es Menschen manchmal täten, gehe sie auf alle Schüler vorbehaltlos zu, egal welche Noten sie schreiben. In Gehülz und Mitwitz habe die Hündin jedenfalls schon viele Freunde gefunden. "In Mitwitz gehört sie schon zum Lehrpersonal", scherzt Ina Löw.