Druckartikel: Laura Nebatz wird in Kleintettau auf Händen getragen

Laura Nebatz wird in Kleintettau auf Händen getragen


Autor: Veronika Schadeck

Kleintettau, Donnerstag, 20. August 2015

Ein Mädchen sorgt dafür, dass in Kleintettau Kirmes gefeiert werden kann. Neben zehn Jungs wird Laura Nebatz die Kirchweihtradition aufrecht erhalten. Statt Paare gibt es am Sonntag einen "Männeraufzug plus eins".
Sie wird auf Händen getragen: Laura Nebatz ist neben zehn Jungs das einzige Mädchen bei der Trachtenkirchweih. Foto: Veronika Schadeck


Für viele Bürger in der Rennsteig-Region hat die Kirchweih einen ähnlichen Stellenwert wie das Freischießen für die Kronacher. In vielen Gemeinden ist es Brauch, dass dieses Fest mit Trachten, Zechbaum, Umzug und Plantanz zünftig gefeiert wird.

Auch in Kleintettau finden Trachtenkirchweihen seit 1999 statt. Damals wurde das 50-jährige Bestehen der Auferstehungskirche gefeiert. Seitdem fanden sich jedes Jahr zwischen acht und zwölf Paare zusammen. 2015 ist es jedoch anders. Am Sonntag werden keine Trachtenpaare durch das Dorf ziehen, vielmehr kann ein "Männeraufzug plus eins"bestaunt werden.


Tänzerinnen aus dem Publikum


"Plus eins" bedeutet, dass sich neben zehn jungen Männern mit Laura Nebatz nur ein Mädchen gefunden hat, das aktiv an der Kirchweih teilnimmt. Sie hat dann die Wahl, mit welchen "Burschen" sie den Plantanz eröffnet.
Die übrigen jungen Männer werden sich beim "Eintanzen des Plans" ihre Partnerinnen aus dem Publikum suchen.

Es ist Mittwochabend. Die Burschen und Laura Nebatz sind auf dem Festplatz. Der "Zechbaum" steht, die Vorbereitungen laufen auf Hochtouren. Es ist eine heitere Stimmung. Die Jungs sind mächtig stolz auf ihre Laura, die sich als einziges Mädchen bereit erklärt hat, das Brauchtum aufrechtzuerhalten.

"Wir mussten uns etwas einfallen lassen", erklärt Maximilian Müller, der mit Leon We schenfelder die Organisation inne hat. Bedauern ist aus der Stimme zu hören, wenn er davon spricht, dass viele ältere Mädchen inzwischen geheiratet oder sogar Kinder bekommen haben. Diese können dem Brauchtum zufolge nicht mehr mitmachen. Die Jüngeren hätten andere Interessen, außerdem sei auch der demografische Wandel spürbar.


"Es würde etwas fehlen"


Beide "Zechburschen" sind überzeugt, dass die Trachtenkirchweih nicht ausfallen dürfe, weil es sonst noch schwieriger würde, wieder so ein Fest auf die Beine zu stellen. Das sei auch ein Grund gewesen, eine Trachtenkirchweih mit einem "Männeraufzug plus ein" zu organisieren. "Innerhalb der Dorfgemeinschaft würde etwas fehlen!"

Von der Organisation her hat sich einiges geändert, denn die Jungs müssen zusätzliche Arbeiten verrichten, die sonst immer die Mädels verrichtet haben. Dazu gehören das Kranzbinden oder das Putzen von Zelt und Sanitärräumen.

Die Frage, ob denn die Regeln nicht gelockert werden könnten, damit auch verheiratete Frauen oder junge Mütter bei der Trachtenkirchweih mitmachen können, wird spontan verneint. "Da wäre ja die ganze Tradition hinfällig!"
Dass die Jungs in diesem Jahr eher eine "Männerkirmes" auf die Beine stellen, wird in der Dorfgemeinschaft überwiegend positiv aufgenommen. "Hauptsache, es findet ein Aufzug statt", sei die gängige Meinung.


Durchhaltevermögen und Teamfähigkeit


Die zehn Jungs sind sich einig, dass es "ein schönes Fest" werden wird. Und wie fühlt sich Laura Nebatz dabei? Sie habe keine Probleme, sie wolle zur Aufrechterhaltung der Tradition beitragen. "Trachtenkirchweihen gehören einfach zu Kleintettau und zu den Dörfern im nördlichen Frankenwald. Es wäre sehr schade, wenn dieses Brauchtum einschlafen würde. Denn abgesehen dass an diesen Tagen gefeiert wird, vermitteln wir auch soziale Kompetenzen wie Durchhaltevermögen und Teamfähigkeit. Mit den Burschen komme ich schon klar", sagt sie. Das liege wahrscheinlich daran, dass sie ihre Kindheit überwiegend mit Jungen verbracht habe. Außerdem: "Welches Trachtenmädel hat schon so eine große Auswahl!"

Dabei gesteht sie, dass sie insgeheim schon die Wahl bezüglich ihrer Tanzpartner getroffen hat. "Es sind die vier besten Tänzer!" Sie hofft allerdings, dass sich im nächsten Jahr wieder mehr Mädels finden, die bei der Kleintettauer Kirmes wieder mitmachen.