"Landwirte müssen den Wandel in der Welt mitgestalten"
Autor: Karl-Heinz Hofmann
Steinbach am Wald, Sonntag, 12. Oktober 2014
Die Landwirte im Landkreis Kronach waren zufrieden mit der Ernte und dankten dafür in Steinbach am Wald.
Einem Festgottesdienst in der St.-Heinrich-Kirche folgten ein Festzug und eine Feier in der Rennsteighalle. Es war die erste große Veranstaltung in dieser neu errichteten Halle.
Festredner beim Kreiserntedankfest war der Direktor des Hauses der bayerischen Landwirtschaft Herrsching, Wulf Treiber. Er setzte sich in seinem Vortrag "Bildung bewegt das Leben" mit dem Dialog zwischen Landwirtschaft und Gesellschaft auseinander.
In der Gesellschaft herrsche eine Tendenz zu immer mehr Unkenntnis über die Landwirtschaft und die führe zu einem Trend zu vegetarischer und veganer Ernährung aufgrund einer Skepsis gegenüber der Nutztierhaltung, sagte er.
Die Menschen hätten größtenteils den Kontakt zur Landwirtschaft verloren, daher hätten viele nur noch wenig Kenntnis von der bäuerlichen Arbeit.
Andererseits habe es die Landwirtschaft mit immer mehr Auflagen, Bürokratismus bis hin zu Verboten
Plus bei den Auszubildenden
Die Erwachsenenbildung sei eine Erfolgsgeschichte, die man insbesondere den Landfrauen zu verdanken habe. Die berufliche Bildung in der Landwirtschaft bestehe zum einen aus Aus- und Fortbildung. Fünf Prozent mehr Auszubildende in der Landwirtschaft deuteten darauf hin, dass dieses Angebot angenommen werde.
Die zweite Säule sei die Hochschulausbildung - und auch hier wählten immer mehr Leute vom Land ein Studium im "grünen Bereich". In diesem Zusammenhang sprach der Redner besonderen Dank an Ehrenpräsident Theo Zehnter aus Haig aus, der durch seine Entscheidungen vor mehreren Jahren die richtigen Weichen gestellt habe.
Aber die Landwirtschaft brauche auch Persönlichkeitsbildung. "Wir müssen die soziale Kompetenz stärken", sagte Wulf Treiber. "Dialog gelingt nur, wenn wir andere verstehen." Allerdings sei die Gesellschaft aufgrund des Welthandels größer geworden. Die Herausforderungen heute seien global - dazu gehöre der Klimaschutz genauso wie Energieeinsparung.
Für die Weltmärkte produzieren
"Die regionale Wertschöpfung allein wird nicht ausreichen, sondern wir müssen weltweit für die Weltmärkte produzieren", riet der Redner. "Wir müssen den Wandel in der ganzen Welt mitgestalten und uns mit Zuversicht den neuen Herausforderungen stellen", forderte er abschließend.
Kreisobmann Erwin Schwarz hatte zuvor mit Zufriedenheit auf das Erntejahr zurückgeblickt. Bedingt durch den ausgefallenen Winter habe man Mais und Kartoffeln so früh wie nie ernten können. Allerdings seien der Trockenperiode im Juni Ernteausfälle zuzuschreiben gewesen, die allerdings nicht ganz so hoch gewesen seien wie befürchtet. Deshalb könnten die Bauern im Landkreis Kronach mit der Ernte zufrieden sein.
Der weitere Stellvertreter des Landrats, Kronachs Bürgermeister Wolfgang Beiergrößlein sagte, man müsse aufgrund des Verbraucherverhaltens mehr darüber nachdenken, wie viel Mühe und Fleiß der Landwirte dahintersteckten, dass genügend Nahrungsmittel vorhanden seien. Der Trend, bei Direktvermarktern in der Region zu kaufen, sei auch Ausdruck des Vertrauens in die Landwirte vor Ort.
"Vereine halten zusammen"
Das Kreiserntedankfest beweise wieder den großartigen Zusammenhalt der Vereine und Verbände in der Gemeinde Steinbach am Wald, freute sich Bürgermeister Klaus Löffler. "Unsere Landwirtschaft steht für hochwertige Produkte und für nachhaltige Ökologie - auch dafür danken wir", sagte Löffler.Ein Grußwort sprach BBV-Bezirkspräsident Hermann Greif.
Der Musikverein Steinbach am Wald unter Leitung von Jens Vetter begleitete den Festzug zur Halle und spielte zur Unterhaltung auf. Die Zechgemeinschaft eröffnete das Erntedankfest mit Tänzen. Den Festgottesdienst zelebrierte Dekan Thomas Hauth.
Musikalisch wurde die Eucharistie von der Chorgemeinschaft Haßlach- Lauenhain unter Leitung von Maria Lindenberger und an der Orgel von Siegmund Fröba umrahmt. Der Altarraum war mit Erntegaben und einer liebevoll gesteckten Erntekrone vom Ortsbauernverband Steinbach am Wald geschmückt.
Nachfolger gesucht
Am Schluss des Erntedankfests gab Kreisobmann Erwin Schwarz eine persönliche Erklärung ab. Weil sich niemand von seinen Kindern bereiterkläre den Hof zu übernehmen, suche er ein Ehepaar welches Interesse hat, einen Landwirtschaftsbetrieb zu führen, sagte er. Seine Frau Ute und er hingen an ihrem Anwesen und seien mit Leidenschaft Landwirte. Daher wolle er gesichert haben, dass der Betrieb auch weitergeführt werde, wenn sie beide in Rente gingen. Er wolle einen reibungslosen Übergang finden und bei der Einarbeitung helfen, bot er an.