Die Menschen im Frankenwald sollen selbstbewusst sein. Das fordert ein DemografieKonzept für den Kreis Kronach. Rainer Kober erklärt, was hinter diesem abstrakten Anspruch steckt.
"Die Handlungsfelder sind Überlegungen entsprungen, die schon länger zurückliegen, an die man anknüpfen konnte", schildert Rainer Kober, Vorsitzender von Kronach Creativ, den Entstehungsprozess des Demografie-Konzeptes. Themen wie Verkehr oder Breitband hätten da auf der Hand gelegen. "Die weichen Faktoren sind nicht so greifbar", räumt er ein.
Um den Begriff "Selbstbewusstsein" richtig zu verstehen, geht er auf eine Einzelperson ein. An diesem Beispiel zeigt er auf, das Selbstbewusstsein nichts mit Egozentrik zu tun hat. "Ein selbstbewusster Mensch ist jemand, der sich seiner Fähigkeiten und Stärken bewusst ist und weiß, was er will." Genau das gelte auch im Großen.
Von einer solchen Einstellung sei der Landkreis Kronach noch vor zehn Jahren ziemlich weit entfernt gewesen.
"Die Mentalität bei uns war unglaublich geprägt von der Grenzsituation", erinnert sich Kober.
"Die Einstellung war bei vielen: Bei uns ist nichts los! Wir werden nicht gesehen! Uns wird nicht geholfen! Es hat keinen Sinn!" Der Kronach-Creativ-Vorsitzende fasst das unter dem Begriff "Jammern" zusammen. Und genau das helfe einer Region keinen Schritt weiter. "Da kann man sehr klar sagen, wer kommt voran, wer nicht."
Deutlicher Unterschied Bis heute spürt Kober in dieser Hinsicht - auch wenn sich bei uns vieles gebessert habe - einen deutlichen Unterschied zwischen Bayern und Franken. In Oberbayern trete man mit breiter Brust auf, wolle zeigen, was man kann. Die Franken hingegen hätten bei einem Lob für ihre Leistungen eine "Passt scho"-Mentalität, die von übertriebener Bescheidenheit zeuge.
Um einen gesellschaftlichen Wandel zu gestalten, brauche es in irgendeiner Weise "Energie". Geld oder mehr Personal in den Kommunen seien bei uns kein Thema.
Aber das bürgerschaftliche Engagement könne der Schlüssel sein, wenn sich auf dieser Ebene eine gewisse Eigendynamik entwickle. Deswegen sei das Handlungsfeld "Selbstbewusstsein" im Konzept auch ein so wichtiges, weil es die Voraussetzung für bürgerschaftliches Engagement schaffe."Man muss selbst schauen, was es hier Tolles gibt und sich damit identifizieren", betont Kober, dass Oberfranken - und der Landkreis Kronach ganz besonders - keinen Grund hätten, ihr Licht unter den Scheffel zu stellen. "Oberfranken ist unglaublich stark", unterstreicht er. Und im heimischen Landkreis sei in den vergangenen etwa fünf bis sechs Jahren gemeinschaftlich viel nach vorne gebracht worden.
Als konkrete Beispiele hierfür nennt Kober die Interkommunalen Entwicklungskonzepte im Oberen Rodachtal, am Rennsteig und in Mitwitz ("Ort schafft Mitte"), das Bündnis für Familie mit Arbeitsgemeinschaften in sieben Gemeinden, die Seniorengemeinschaft ("Sie ist unglaublich erfolgreich"), die LGS-Sonntagskonzerte, die Rosenmesse, das Flakonglasmuseum, das Tropenhaus, "Handwerk und Kultur erleben", die FOS am Rennsteig, "Kronach leuchtet" oder auch die Kronacher Klassikakademie.
Kronach Creativ sei mit dem Ziel gestartet, eine Aufbruchstimmung in der Region zu erzeugen und die Multiplikatoren in der Gesellschaft diese Idee aufgreifen zu lassen. "Es ging darum, aktiv zu werden, Themen anzupacken. Das haben wir wirklich erreicht", so Kober. Mit dem Demografie-Konzept werde nun der nächste Schritt eingeleitet, nämlich die Menschen im Kreis stärker auf dieses Ziel einzuschwören.
Perspektiven aufzeigen Das A und O hierfür sei es, Perspektiven aufzuzeigen. Mit der Gesellschaft verhalte es sich da nicht anders als mit einem Unternehmen. "Das kann nur gut laufen, wenn es eine Perspektive hat, die begeisternd ist. Dann übernehmen die Mitarbeiter auch Verantwortung", meint Kober. Und wenn es gelinge, diesen Denkansatz auf eine Gemeinde oder einen Landkreis und die Menschen dort zu übertragen, sei das das Tollste. Denn wenn sich dort etwas tue, würden beispielsweise auch Gastronomie oder Gewerbe früher oder später auf den Zug aufspringen und nach neuen Optionen suchen. "Einer zieht den anderen dann mit, und es schaukelt sich hoch", ist Kober fest überzeugt.
Und damit schließt sich für ihn der Kreis in Sachen "Handlungsfeld Selbstbewusstsein", wenn er sagt: "Das Demografie-Konzept ist nichts weiter als eine Perspektive.
Es zeigt auf, was man machen könnte." Und wenn dadurch Projekte entstehen, die dauerhaften Erfolg liefern, dann garantiert Kober, dass eine Glaubwürdigkeit entsteht, die den Bürger mit einsteigen lässt, denn "wir haben tolle Potenziale in der Region, und es ist toll mit anzupacken".