Kronach
Auszeichnung

Kronacher Unternehmen macht beim Styling keine Kompromisse

Im Dezember hat die Dr. Schneider Unternehmensgruppe den Supplier-Award von Fiat Chrysler Automobiles für das innovativste Produkt gewonnen - dabei befindet sich dieses noch in der Entwicklung.
Die Mitarbeiter der Dr. Schneider Unternehmensgruppe entwickeln innovative Produkte für den Autoinnenraum.   Grafik: Karl-Ludwig Holl
Die Mitarbeiter der Dr. Schneider Unternehmensgruppe entwickeln innovative Produkte für den Autoinnenraum. Grafik: Karl-Ludwig Holl
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Im Eingangsbereich der Unternehmensgruppe Dr. Schneider sticht vor allem eine mit Auszeichnungen gefüllte Glasvitrine ins Auge. Vor kurzem kam eine neue Trophäe hinzu. Der Kronacher Automobilzulieferer hat den Supplier-Award von Fiat Chrysler Automobiles (FCA) in der Kategorie "Innovation Supplier of the Year" gewonnen.

Aktiv für den Preis beworben hat sich Dr. Schneider allerdings nicht. "Es gibt insgesamt 16 Kategorien und für jede einzelne wählt ein Gremium bei FCA einen Lieferanten aus", berichtet Produktentwickler Roberto Campanaro. Für sein achtköpfiges Team kam die Auszeichnung überraschend: "Wir sind überzeugt davon, dass wir einen sehr guten Job machen. Aber es gibt Hunderte Lieferanten und nur einen Innovationspreis." Einschließlich des Supplier-Awards von FCA hat Dr. Schneider in den letzten vier Jahren vier Preise in der Kategorie Innovation gewonnen. "Dazu hat unsere Vorentwicklung einen entscheidenden Teil beigetragen - wir betreiben intensiv Marktforschung", sagt Frank Knorr, Leiter des Geschäftsbereichs Produktentwicklung FCA.

Entwicklung kann Jahre dauern

Das Produkt, für das Alessandro Carlucci, Geschäftsleiter Vertrieb, den Supplier-Award von FCA im Dezember in Turin entgegennehmen konnte, kommt erst 2021 auf den Markt. "Es wird in Fahrzeugen der Marken Maserati und Alfa Romeo eingesetzt, die es noch nicht gibt", verrät Campanaro. Um welches Produkt beziehungsweise um welche technische Innovation es sich handelt, darf der gebürtige Italiener noch nicht sagen.

Die Entwicklung neuer innovativer Produkte startet mit einem Kundenauftrag. "Der Kunde hat genaue Vorstellungen davon, wie das Endprodukt aussehen soll - für die Umsetzung müssen wir oft Veränderungen vornehmen", berichtet Knorr von seiner Arbeit. "Die Herausforderung besteht darin, die Technologien in das Produkt zu integrieren, ohne beim Styling Kompromisse machen zu müssen", ergänzt Campanaro. Die Produktentwickler bei Dr. Schneider sorgen letztendlich dafür, dass der Kunde das, was er sich vorstellt, in sein Fahrzeug bringen kann. "Neben den stylischen müssen auch die räumlichen Vorgaben eingehalten werden. In den Produkten müssen viele Einzelteile untergebracht werden, die von außen nicht sichtbar sind."

Das Design der Produkte zählt

Der Kronacher Automobilzulieferer wurde beispielsweise für einen turbinenförmigen Ausströmer, also Frischluftsysteme im Fahrzeuginneren, ausgezeichnet. "Der Ausströmer wurde für die E-Klasse entwickelt. In die neue A-Klasse wurde die Innovation übernommen - dafür haben wir den Daimler Supplier Award 2016 erhalten", berichtet Knorr. Das Aussehen des Endprodukts spielt bei der Preisvergabe eine entscheidende Rolle. Bei Ausströmern komme es auch darauf an, dass diese sich ins Armaturenbrett einfügen und nicht separat auffallen. Bis ein fertiges Produkt ins Fahrzeug eingebaut wird, vergehen bis zu drei Jahre. "Der Trend geht hin zu immer kürzeren Entwicklungszeiten, deshalb ist die Leistung noch höher einzuschätzen", berichtet Knorr. Die Entwicklung des Produkts, für das Campanaro und sein Team ausgezeichnet wurden, läuft seit einem Jahr: "Die Konzeptphase hat im März 2019 begonnen, die Entwicklungsphase wird im Mai 2020 abgeschlossen sein." Bis das fertige Produkt dann zum Einsatz kommt, müssen er und sein Team in der Industrialisierungsphase noch die Details ausarbeiten, die dieses fahrzeugtauglich machen.

Internationalität und Kreativität

Während des Entwicklungsprozesses sind Campanaro und seine Teammitglieder monatlich bei FCA vor Ort in Italien. "Wir sind, was die Technik anbelangt, die ersten Ansprechpartner für den Kunden", erzählt er. Außerdem finden täglich telefonische Besprechungen statt, bei denen die Produktentwickler und die Kunden sich parallel einen Bildschirm teilen.

Weil der Großteil der Kunden von Dr. Schneider im Ausland sitzt, ist es von Vorteil, dass unter anderem Italiener und Polen in der Produktentwicklung arbeiten. "Intern sprechen wir viel Deutsch. Sobald einer dabei ist, der kein Deutsch kann, wird in der ganzen Abteilung oder bei Besprechungen Englisch gesprochen", berichtet Knorr von seiner Arbeit. "Vor allem wenn es Probleme gibt, ist es ein Vorteil, die Muttersprache des Kunden zu sprechen", wirft Campanaro ein. Insgesamt sei sein Team sehr international gehalten. Nach acht Jahren in Deutschland fühle er sich mittlerweile aber selbst als ein Oberfranke.

Worauf es in der Produktentwicklung außerdem ankommt, ist die Kreativität. "Die Mitarbeiter bringen ein gutes technisches Verständnis und ein räumliches Vorstellungsvermögen mit", lobt Knorr seine Abteilung. Manchmal genügt es auch, einfach um die Ecke zu denken und das Bewährte zu hinterfragen. "Bei dem Projekt, für das wir von FCA ausgezeichnet wurden, hat ein Mitarbeiter ein bestehendes Produkt überarbeitet und so etwas Neues möglich gemacht."