Kronacher Schüler nehmen dem Tod das Tabu

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Julia Kranz übermalt die Todeszeichnung mit Wasser. Dadurch leuchten die Farben noch besser.
Julia Kranz übermalt die Todeszeichnung mit Wasser. Dadurch leuchten die Farben noch besser.
Eva Müller und Michelle Höfner fanden es ganz schön schwierig, sich mit dem Thema Tod zeichnerisch auseinanderzusetzen. Nicht immer gelangen die Bilder auf Anhieb. Fotos: Sonja Adam
Eva Müller und Michelle Höfner fanden es ganz schön schwierig, sich mit dem Thema Tod zeichnerisch auseinanderzusetzen. Nicht immer gelangen die Bilder auf Anhieb.  Fotos: Sonja Adam
 
Matthias Simon
Matthias Simon
 
Linda Weise
Linda Weise
 
Robert Kern
Robert Kern
 
Katharina Lurz
Katharina Lurz
 

Zwölftklässler des Kronacher Frankenwald-Gymnasiums befassten sich mit dem Thema Sterben. Als Resultat ihrer Arbeit erscheint sogar ein Buch.

Für den Religionslehrer Matthias Simon ist die Auseinandersetzung mit dem Tod als studierter Theologe und Pastoralreferent nichts Ungewöhnliches. Möglicherweise könnte die Auseinandersetzung mit solch einem anspruchsvollen Thema auch einmal in einem so genannten P-Seminar zur Berufsorientierung angepackt werden, überlegte er vor einiger Zeit. Anhand eines solchen Themas könnten die Schüler Berufe im Grafik- und Druckgewerbe kennenlernen, sie könnten sich mit der Konzeption und Realisierung von Projekten beschäftigten.

"Ich persönlich bin als Notfallseelsorger immer wieder mit dem Thema Tod und Jenseitsvorstellungen konfrontiert worden", erklärt Matthias Simon. Seine 15 Schülerinnen und Schüler der 12. Klasse fanden die Idee, aktiv gegen eine Tabuisierung einzutreten, reizvoll und konzipierten eine Geschichte rund ums Sterben. Darin geht es um die neunjährige Emily.
Sie versucht Antworten zu finden, was nach dem Tod kommt. Der Grund: Ihr 15-jähriger Bruder Nils ist unheilbar krank. An mehreren Stationen wird das Thema Tod beleuchtet.

"Wir waren in verschiedenen Grundschulen und haben uns dort mit den Kindern zusammengesetzt. Wir haben gefragt, wie sie sich den Tod vorstellen", erzählt Linda Weise (18) über die Konzeption des Buches. Und das Ergebnis war vielfältig. Denn Kinder der zweiten bis vierten Jahrgangsstufe hatten ganz unterschiedliche Vorstellungen vom Tod. Sie erzählten und malten Bilder dazu. Beteiligt waren die Grundschulen in Marktrodach und Küps sowie die Lucas-Cranach-Schule in Kronach. "Es war unheimlich interessant, wie vielfältig das Thema Tod ist und welche verschiedenen Ansätze und Vorstellungen es gibt", staunte Katharina Lunk (18).


Fantasieland im Jenseits

"In meinem Fantasieland gibt es Achterbahnen, Zuckerwatte, Luftballons, ein großes Trampolin, Clowns, Donuts und man hat viel Spaß. Überall hört man Musik, die Sonne scheint, Blumen blühen. Alle meine Freunde sind bei mir, jeder lacht, keiner weint", stellte sich Nils ebenfalls todkranker Freund das Jenseits vor. Später stirbt erst der Freund, dann Nils.

Die Schüler kümmerten sich selbst um die Illustration des Buches. Und das war kein leichtes Unterfangen. "Wir haben Unterstützung vom Kunstlehrer bekommen, aber wir haben anfangs viel falsch gemacht. Da waren die Köpfe zu groß und die Proportionen haben nicht gestimmt. Das ist schwieriger als man glaubt", erzählt Michelle Höfner. Auch Eva Müller und Katharina Lurz (beide 17) können dies nur bestätigten.


Stolz auf Leistung der Schüler

Denn um ein Buch zu illustrieren, müssen die Figuren durchgängig sein. Es ist nicht damit getan, dass jeder seinen Stil verfolgt. Jede Illustration muss zur anderen passen - stilistisch, von der Art, von der Konzeption. "Ich habe die Endkontrolle gemacht, und wir haben alle gemeinsam die Bilder ausgemalt", berichtet Robert Kern (17) von der Arbeit.

Dass das Buch tatsächlich im Dehm-Verlag verlegt werden wird, macht Religionslehrer Matthias Simon natürlich besonders stolz.

Bis zum Schluss waren die Schüler in die Produktion des Buches eingebunden. Sie bekamen Layoutbögen und Druckvorlagen zur Genehmigung. Natürlich wirkte auch eine Profi-Grafikerin mit, gab den Zeichnungen und Bildern noch den gewissen Feinschliff.

Ab diesem Monat ist das 52-seitige Buch in jeder Buchhandlung erhältlich. Am 18. Januar wird es offiziell vorgestellt. Das Buch "Wer weiß das schon ... wie das ist mit dem Tod?" erscheint im Dehm-Verlag unter ISBN 978-3-943302-08-0.