Stefan Wicklein ersteigerte eine geschichtsträchtige Trophäe des Kronacher Freischießens aus dem Jahr 1914 beziehungsweise 1919.
Sechs Jahre hat es gedauert, ehe der Silberpokal für den sechsten Platz im Hauptschießen beim Kronacher Freischießen an einen Gewinner übergeben werden konnte. 95 weitere Jahre hat es gebraucht, bis die Trophäe ihren Weg zurück in die Cranach-Stadt gefunden hat.
"In den Jahren von 1914 bis 1918 ist das Freischießen ausgefallen", blickt Helmut Rauch, Chronist der Schützengesellschaft Kronach, in die Historie zurück. Der Erste Weltkrieg war schuld daran. So wurde der nun zurückgekehrte Pokal aus dem Jahr des Kriegsbeginns zunächst nicht ausgeschossen.
"Solche Dinge spiegeln das Schicksal der Leute damals wider. Die Pokale waren schon angeschafft und wurden dann wieder bis 1919 in den Schrank gestellt", hält Stefan Wicklein fest.
Er hat die Silbertrophäe im Internet für etwa 40 Euro ersteigert und weiß, dass er damit ein Stück Vereins- und Stadtgeschichte in seinen Händen hält.
Wicklein sucht immer wieder nach derartigen Zeitzeugen aus dem Gebiet der Stadt Kronach und hat schon einen beachtlichen Fundus zusammengetragen. Auch der Pokal, den er im Frühjahr erworben hat, wird einen würdigen Platz in seiner Sammlung finden.
Fest kurzerhand abgesagt Rauch bestätigt Wickleins Aussagen, dass die Weichen für das Freischießen 1914 bereits gestellt waren, als kurzfristig wieder alles über den Haufen geworfen wurde. "Es war wohl sogar schon die Musik bestellt, aber dann ist alles schnell wieder abgesagt worden", erklärt er. "1919 ist der Festbetrieb dann wieder aufgenommen worden."
Zum Wiederauftakt trat die Kapelle auf, der man 1914 einen Korb geben musste. "Das war die Militärkapelle des 5. Infanterieregiments Bamberg unter der Leitung von Musikmeister Harms." Und auch der neu gravierte Silberpokal fand in diesem Jahr endlich einen Besitzer.