Mit einer Spendenaktion im Jahr 1916 sollten die Hinterbliebenen und Invaliden unterstützt werden. Geblieben ist der Stadt Kronach dadurch ein Zeugnis der Geschichte.
Alleine schon durch seine Entstehungsgeschichte infolge des Dreißigjährigen Krieges ist das Kronacher Stadtwappen etwas Besonderes. Fast 300 Jahre später stand es wieder im Zuge eines Krieges im Blickpunkt. Mit eisernen, silbernen und goldenen Nägeln wurde es von den Kronachern nachgebildet. Jeder dieser Nägel sollte die Not der Kriegsinvaliden und der Hinterbliebenen lindern.
Der damalige Bürgermeister Nikolaus Schmidt hatte die Kronacher zur Teilnahme aufgerufen. Am 16. Januar 1916 um 11 Uhr gab es auf dem Marienplatz eine Nagelungsfeier. "Ein goldener Nagel kostete 20 Mark, ein silberner fünf und ein eiserner eine Mark", erzählt der frühere Stadtarchivar Hermann Wich, der sich intensiv mit der Geschichte von Kronachs Eisernem Wappen und dem zugehörigen Eisernen Buch auseinandergesetzt hat.
"1917 dürfte es fertig gewesen sein", spekuliert er. Da die Nägel vermutlich nicht alle bar, sondern auch mal in Raten bezahlt wurden - die zunehmende Lebensmittel- und Geldknappheit zum Kriegsende hin machte sich bemerkbar - und auch keine Abrechnung vorliegt, lässt sich kein genaues Datum nennen.
Wappen war verschwunden Schon von seiner Kindheit und Jugendzeit her kennt Hermann Wich das Eiserne Wappen aus dem Frankenwaldmuseum. Als er später für die Stadt gearbeitet hat, hat er sich auf die Suche nach diesem Zeitzeugnis gemacht. "1996 war es spurlos verschwunden", erinnert er sich. "Dann wurde es auf der Festung gefunden. Heute ist es im Depot des Frankenwaldmuseums zurück." Die Nagelung war vom Eisenwarenhändler Caspar und seiner Frau als Stifter initiiert worden. Sie hatten ihr Geschäft gegenüber dem Marienplatz.
Die Aktion verlief nicht ganz reibungslos, wie Wich erläutert: "Sie hatten zu viele goldene Nägel, so dass sie die Farbgebung des Wappens ändern mussten." Außerdem wurde über das Motiv diskutiert.
Nagelungen gab es nämlich vielerorts, und oft wurde ein "Roland" gewählt. "Aber die Kronacher haben sich geweigert, einen Menschen zu nageln", sagt Wich. So wurde es das Stadtwappen, das mit Helmzier etwa 1,30 Meter hoch ist - "ein Schnitzwerk von Meisterhand, das an der Stadtmauer erhöht angebracht wurde".
Das zugehörige Eiserne Buch dürfte dem selben Zweck gedient haben. Allerdings wurde es später nicht mehr erwähnt und ist bis heute verschwunden.
Wich erzähltNeben der Nagelung berichtet Hermann Wich noch weiter aus dem Nähkästchen eines ehemaligen Stadtarchi vars über den Ersten Weltkrieg in Kronach. Nikolaus Schmidt war seinen Worten von 1912 bis 1933 das Kronacher Stadtoberhaupt. Schmidt leitete auch die Nagelungsfeier bei einem riesigen Menschenandrang vor dem Rosenturm. Die Nazis haben den Kommunalpolitiker letztlich ohne Pensionsansprüche geschasst.
Während für die Nage lungsaktion Nägel aus Eisen verwendet wurden, holte der Staat im Krieg anderswo Metall, um Granaten produzieren zu können. Auch Kirchenglocken, die noch kein geschichtsträchtiges Alter erreicht hatten, wurden zerschlagen und zu Munition verarbeitet. Ein Bild im Stadtarchiv zeigt Pfarrer Adam Strunz vor zertrümmerten Glocken.