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Kronacher Glashütten wollen nicht klein beigeben


Autor: Veronika Schadeck

Kronach, Donnerstag, 13. Juni 2013

Am Donnerstag waren Vertreter der Glasindus trie aus dem oberen Frankenwald, der Steinbacher Bürgermeister Klaus Löffler sowie Bundestagsabgeordneter Hans Michelbach in Berlin. Sie trugen Staatssekretärin Katharina Reiche vom Bundesumweltministerium ihre Anliegen vor.
Die Glasherstellung ist sehr energieintensiv. Foto: Barbara Herbst


Was wäre der Landkreis Kronach ohne die Glashütten im oberen Frankenwald? Heinz-Glas, Gerresheimer Tettau und Wiegand-Glas stellen rund 2000 direkte und mehr als 4000 indirekte Arbeitsplätze zur Verfügung. Die Unternehmer zeigen Standorttreue, identifizieren sich mit der Region, engagieren sich für die Heimat, zeigen Verantwortungsgefühl, zahlen beachtliche Summen an Steuern und haben in den vergangenen beiden Jahren rund 160 Millionen Euro in ihre Standorte in der Rennsteig-Region investiert.

Doch diese Unternehmer haben nicht nur Kapital, sondern auch Sorgen. Zurzeit ist ein wesentliches Thema die Bewältigung der Energiewende und damit die mögliche Abschaffung der Ausnahmeregelung bei der EEG-Umlage für energieintensive Betriebe, zu denen auch die drei Glashütten zählen. Zwar ist diese laut Michelbach (CSU) bis Ende 2014 sichergestellt. Aber reicht das aus?

Bei dem Gespräch mit Katharina Reiche ging es um die EEG-Umlage. Über diese Umlage werden die Kosten für den Ausbau der regenerativen Energien auf den Endverbraucher umgelegt. Für energieintensive Betriebe gelten spezielle Ausnahmen.

Auf dem Prüfstand

Nun sind diese Ausnahmen auf dem Prüfstand. Die EU-Kommission hat Zweifel an deren Rechtmäßigkeit. Geprüft wird, ob die Ausnahmeregelungen von den Netzentgelten für stromintensive Unternehmen in Deutschland versteckte Subventionen sind. Der EU-Kommissar Joaquìn Almunia möchte diese Ausnahmeregelungen, so Hans Michelbach, gar ganz abschaffen.

Das hätte nach seinen Worten katastrophale Folgen für den Industriestandort am Rennsteig. "Wir müssen alles versuchen, damit diese Gefahr abgewendet wird!", betont er. Und in der Tat: Schon jetzt machen die Energie- und Stromkosten 20 Prozent ihrer Gesamtkosten aus. Deutlich mehr, als ihre Mitbewerber in anderen Ländern zahlen. Sollten Almunia und seine Mitstreiter mit ihrem Vorhaben durchkommen, hätte das gravierende Nachteile, so Michelbach: "Die Region wäre am Ende!" In diesem Zusammenhang spricht er von Investitionsstopps, von erheblichen Gefahren für direkte und indirekte Arbeitsplätze in der Region, von weniger Steuereinnahmen für die Gemeinden und von weniger Lebensqualität.

Man habe nun diesen Energiegipfel bei Katharina Reiche anberaumt, um ihr die Situation und die Wichtigkeit der Beibehaltung der Ausnahmeregelungen deutlich zu machen, stellt Michelbach fest. Reiche ist die "rechte Hand" des Bundesumweltministers und sitzt oft mit am Verhandlungstisch. Die Energieversorgungs-Sicherheit und die Planungssicherheit für Unternehmen müssten gewährleistet werden, betont Michelbach.

Situation geschildert

Diskutiert wurde beim Gespräch in Berlin nicht, so der Geschäftsführer von Wiegand-Glas, Nikolaus Wiegand. Die Unternehmer hätten ihre individuellen Situationen dargelegt. Dennoch habe er ein gutes Gefühl. Wiegand hatte den Eindruck, dass die Staatssekretärin die Ausführungen ernst genommen hat. Zudem habe sie signalisiert, dass sie sich bei einem Besuch in der Rennsteig-Region einen Einblick in die Industrie vor Ort verschaffen möchte.

Auch der Prokurist von Heinz-Glas, Alfred Krischke, war überrascht von der Präsenz politischer Persönlichkeiten. Allerdings, so Krischke, was dabei herauskomme, werde sich erst nach den Wahlen herausstellen. Der Geschäftsführer von Ger resheimer Tettau, Bernd Hör auf, spricht von einem Netzwerk, das in Berlin Gehör gefunden habe. Er hofft, dass dieses bestehen und man weiterhin gemeinsam die Interessen in Berlin und Brüssel vorbringen werde.

Am Ball bleiben

Mit dabei war auch der Steinbacher Bürgermeister Klaus Löffler (CSU). Er betont, dass alles daran gesetzt werden müsse, dass die bestehenden Ausnahmenregelungen für die energieintensiven Unternehmen in der Region beibehalten werden.

Und wie geht es weiter? Sowohl Michelbach als auch Löffler wollen weiterhin zusammen mit den Unternehmen in Berlin und Brüssel auf ihre Situation aufmerksam machen. Und was macht die Planungssicherheit? "Die gibt es nicht!", meint Nikolaus Wiegand.