Kronacher Bauern befürchten Frostschäden
Autor: Sonny Adam
Kronach, Mittwoch, 03. April 2013
Die Kapriolen des Winters schlagen Landwirt Erwin Schwarz gehörig aufs Gemüt. Denn die Situation auf den Feldern ist dramatisch - vor allem im nördlichen Landkreis Kronach.
Der Kronacher BBV-Kreisobmann Erwin Schwarz kann über das Wetter derzeit nur den Kopf schütteln. Noch immer liegen die Tiefsttemperaturen nachts bei minus sechs Grad und darunter - jedenfalls deutlich unter dem Gefrierpunkt. Und auch tagsüber ist wettermäßig nur schwerlich etwas von Frühling zu verspüren.
Für die Landwirte ist die Situation, dass der Schnee einfach nicht weichen will, mehr als nur unfrühlingshaft. "Im südlichen Landkreis Kronach sind wir ja noch gut dran, wir konnten wenigstens Dünger ausbringen. Aber im Norden ist das nicht möglich, die sind noch weiter zurück", so Schwarz.
Erwin Schwarz selbst hat 180 Milchkühe und Nachzucht. Außerdem bewirtschaftet er eine Fläche von 200 Hektar. Er baut Wintergerste, Winterweizen, Triticale und Raps an sowie Silomais. "Aber der wird ja ohnehin erst Ende April gesät. Bis dahin kann sich noch viel tun", sagt Schwarz.
Viel größere Sorgen macht er sich derzeit über die Saaten, die schon in der Erde stecken. "Die Wintergerste und Triticale sind an den Blättern wegen des starken Frostes stark geschädigt", erklärt der Landwirt. Er hofft, dass das Wetter jetzt besser wird. "Wenn wir nachts noch weiterhin Frost bekommen und es tagsüber warm wird, besteht die Gefahr, dass die Wurzeln abreißen", bringt Schwarz seine Erfahrungen auf den Punkt.
Starke Schneeschimmelschäden
Doch das ist nicht das einzige Problem. Denn die Landwirte haben derzeit sehr starke Schneeschimmel-Schäden zu verzeichnen. Das ist ein Pilz, der das Getreide absterben lässt. Tatsächlich zeigt Erwin Schwarz Blätter, die flach und weißlich am Boden liegen: Schneeschimmel. Schon von weitem ist der Schneeschimmel-Befall zu sehen. Wie weiße Nester liegen die Pflanzen auf dem Boden. Geschädigte Blattspitzen sind verdreht. Wenn die Situation noch schlimmer wird, kann sogar ein Umbruch erforderlich werden.
Auch beim Raps liegen die äußeren Blätter am Boden. "Dass ein bisschen etwas abfriert, ist normal, aber wenn ich das hier sehe, bin ich schon ein bisschen enttäuscht. Der Raps wird sich nicht so stark verzweigen, denn er hat schon jetzt weniger Zeit zum Wachsen. Und wenn er sich nicht so verzweigt, ist natürlich auch der Schotenansatz geringer und wir müssen mit einer geringeren Ernte rechnen", so Schwarz. Er zeigt auf einen grasgrünen Spross in der Mitte, der offensichtlich darauf drängt, zu wachsen. Doch nur der allerinnerste Spross hat die Kraft. An den Verzweigungen tut sich noch nichts.
"Wie die Situation im nördlichen Landkreis ist, können wir noch gar nicht sagen. Denn da ist ja noch alles schneebedeckt", erklärt Schwarz. "Wir befürchten aber auch in den nördlichen Gebieten Schneeschimmel", so Schwarz.
Ein anderes Problem sind die Mäuse, die von den grünen Feldrändern die Felder unterwandern und sich ungehindert ausbreiten. "Wir dürfen nicht mehr flächig bekämpfen", erklärt der Landwirt. Erwin Schwarz gehört zu denen, die nicht schwarz malen oder jammern möchten, denn das hilft niemanden. Aber auch die Wiesen haben noch nicht ausgetrieben. Deshalb wird auch die erste Mahd später getätigt werden können. "Ich gebe nicht viel auf die ganzen Wetterregeln, aber für mich ist das der kälteste März, den ich je erlebt habe. Und wir Landwirte müssen immer wieder mit den Kapriolen kämpfen", sagt Schwarz.
Ob es tatsächlich wärmer wird, traut sich der Landwirt nicht zu sagen. Normalerweise werden seine Kühe nervöser, wenn Regen im Anmarsch ist. "Aber im Moment ist das nicht der Fall", sagt Schwarz und vertraut deshalb lieber dem Wetterbericht. Der sagt Nachtfröste und tagsüber einstellige Temperaturen im Plusbereich voraus. "Wenn ich einen Wunsch hätte, dann natürlich, dass der Winter jetzt endlich vorbei ist. Auch für die Landwirte im Norden ist es wichtig, dass der Schnee jetzt endlich weg geht", sagt Landwirt Schwarz.
150 Liter Milch weniger
Übrigens merken die Kühe noch viel mehr, erklärt der Landwirt aus Passion. "Meine Kühe wissen, ob es Sonntag ist oder ein Feiertag oder ein ganz normaler Werktag. Und meine Kühe merken auch die Zeitumstellung", sagt der Landwirt. So hat er durch die Sommerzeit-Umstellung durch den Wegfall der einen Stunde 150 Liter Milch weniger. "Die Kühe brauchen zwei oder drei Tage, bis sie sich auf den neuen Rhythmus eingestellt haben. Denn sie orientieren sich ja auch am Sonnenstand, aber wir müssen die Melkzeiten sehr genau einhalten", erklärt Schwarz. Deshalb wird morgens um halb 6 Uhr mit dem Melken begonnen - schließlich kommt um halb 9 Uhr das Milchauto und holt die Ausbeute ab.
Interview
Der Leiter des Amtes für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Guido Winter, fühlt derzeit mit den Landwirten. Denn der Winter bleibt viel zu lange. Aber noch ist nichts verloren. Die Natur ist in der Lage, zwei oder drei Wochen Verspätung beim Einzug des Frühlings auszugleichen.
Ist der Winter 2012/13 tatsächlich so hartnäckig oder empfindet man das nur so?
Guido Winter: Also 2006 war ein ähnlich kalter März wie in diesem Jahr, aber der Sommer 2006 war einer der heißesten, den wir je hatten. Das stimmt mich optimistisch.
Lassen sich jetzt schon Prognosen für die Ernte wagen?
Nein, man sollte nicht zu negativ denken. Die Natur ist in der Lage, 14 Tage oder drei Wochen auszugleichen. Man muss jetzt abwarten, wie sich das Wetter entwickelt.
Aber es gibt schon Verzögerungen?
Ja. Normalerweise ist die Sommergerste schon ausgesägt. Aber wir haben in den nördlichen Gebieten des Landkreises Kronach noch zwanzig Zentimeter Schnee. Das Problem ist, dass man dort auch nicht düngen kann. Die Güllelager sind voll. Aber auf gefrorenem Boden, auf schneebedecktem Boden oder wenn der Boden mit Wasser gesättigt ist, kann man die Gülle nicht ausbringen. Im südlichen Kronach ist die Lage schon besser
Ist das Jammern über das Wetter nur Panikmache?
Also im vergangenen Jahr hatten wir sehr kalte Nächte ohne Schnee. Da ist viel erfroren. Generell ist der Schnee eigentlich ein guter Schutz. Ich denke, man sollte momentan nicht zu negativ denken. Alles ist noch möglich. Im Herbst konnte gut gesät werden, es ist nicht automatisch eine schlechte Ernte zu erwarten. Es ist eben so, dass die Sommergerste jetzt erst gesät wird, sobald das Wetter es zulässt - und der Mais wird ohnehin nicht vor dem 20. April ausgebracht. Vergangenes Jahr hatten wir die Situation, dass viel Sommergerste für die Ausfälle bei der Wintergerste angebaut wurde. Das hat sich auf den Preis bei der Braugerste ausgewirkt. Aber ich denke, noch ist alles im grünen Bereich.