Genau 232 Fair Trade Towns gibt es in Deutschland - jetzt möchte Kronach die 233. werden. Die Kriterien für dieses Gütesiegel erfüllt die Stadt eigentlich schon alle, nur eine Kleinigkeit fehlt noch.
"Wir erfüllen schon längst alle Kriterien, die man braucht, eine Fair Trade Town" zu werden", zeigt sich Nicole Julien-Mann, Mitglied in der Steuerungsgruppe selbstbewusst. Und deshalb ist sie als Motor der Fair Trade Towns auch hoffnungsfroh, was den offiziellen Beschluss angeht, der heute im Stadtrat gefasst werden soll.
Denn exakt um diesen Beschluss geht es. Der Beschluss ist das einzige Kriterium, das noch fehlt, damit Kronach zur "Fair Trade Town" werden kann. An den Beschluss sind fast keine Bedingungen geknüpft - nur so viel: Die Stadt Kronach müsste sich verpflichten, zwei Produkte aus Fair Trade Handel bei Stadtratssitzungen und ähnlichen Veranstaltungen zu verwenden. "Das könnte zum Beispiel Fair Trade Kaffee oder Fair Trade Tee und Kekse oder Zucker sein", schlägt Nicole Julien-Mann vor und hofft, dass an diesem winzigen Punkt der Beschluss nicht scheitern wird.
Breit aufgestellt Alle anderen Hürden hat Kronach schon genommen. So wurde eine Steuerungsgruppe, die möglichst breit aufgestellt sein soll, im Februar 2014 ins Leben gerufen. Außerdem muss es in einer Stadt, die Fair Trade Town sein möchte, fair gehandelte Produkte im Einzelhandel und in der Gastronomie geben. Die Voraussetzungen variieren je nach Größe der Stadt. Für Kronach müssen solche Produkte in vier Einzelhandelsgeschäften und in zwei gastronomischen Betrieben vorhanden sein.
Kein Problem. Denn fair gehandelte Produkte gibt es nicht nur im Karibu-Weltladen, der darauf spezialisiert ist, sondern auch im E-Center, bei Lidl und Aldi. Und als gastronomische Betriebe, die fair gehandelte Produkte anbieten, fällt Nicole Julien-Mann auf Anhieb das Lorla, das Café Tante Anne und der "Struwwel" ein.
"Außerdem sollen sich die öffentlichen Einrichtungen wie Schulen, Kirchen und Vereine verpflichten, jedes Jahr mindestens ein Bildungsprojekt über faire Produkte ins Leben zu rufen. Da sehe ich auch kein Problem. Der Kontakt zur Berufsschule, zum Frankenwald-Gymnasium und zum Bund Naturschutz sind gut", sagt Julien-Mann. Durch das Siegel hofft sie, dass die Aktionen gebündelt werden.
"Wenn wir heute den Stadtratsbeschluss bekommen, dann fängt aber für uns die Arbeit erst an. Denn dann müssen wir alles, was es gibt, dokumentieren und dann müssen wir das Siegel mit Leben füllen. Denn allein mit dem Label ist es nicht getan", sagt Julien-Mann.
Sie erhofft sich, dass durch das Siegel Akzente beispielsweise bei verkaufsoffenen Sonntagen gesetzt werden können. "Mir geht's einfach um den fairen Handel und darum, diesen in den Blickpunkt zu rücken.
Ich möchte Impulse setzen für ein bisschen mehr Gerechtigkeit in der Welt", sagt Julien-Mann. Selbst arbeitet Nicole Julien-Mann ehrenamtlich im Karibu-Weltladen. Aber sie selbst ist auch im Trägerverein engagiert.
Tatsächlich ist das Siegel in Oberfranken noch nicht weit verbreitet. Erlangen und Forchheim haben es bereits, ebenso wie Bad Wörishofen, Immenstadt im Allgäu, Ingolstadt, Jena, Langeoog, aber auch Nürnberg, Osnabrück, Stuttgart, und Wiesbaden, um nur einige der Städte zu nennen.
Menschen Augen öffnen Allerdings geht es bei "fairem Handel" nicht nur um Produkte aus der Dritten Welt, sondern auch darum, den Menschen die Augen zu öffnen, dass auch regionale Produkte eine Wertigkeit haben. Deshalb bietet der Karibu-Weltladen auch handgemachte Seifen aus Küps an, Honig aus der Region, Schieferplatten und genähte Kleidung aus Indien.
"Ich war jetzt selbst in Indien und ich habe schon gesehen, dass die Menschen, die für fairen Handel produzieren, ein besseres Leben haben. Sicher können wir hier von Kronach aus nicht die Welt verändern, aber jeder kleine Schritt zählt", sagt Nicole Julien-Mann und hofft, dass viele andere Kronacher ebenso denken.
Denn dann lässt sich vielleicht nicht nur ein kleiner Akzent setzen, sondern etwas mehr bewegen...
In der Steuerungsgruppe sind Zweite Bürgermeisterin Angela Hofmann, Michaela Weiß vom Aktionsbündnis, Elisabeth Hoffmann vom Bund Naturschutz Kronach, Bildungsreferent Andy Fischer und Birgitta Staufer von der katholischen Kirche, Susanne Treber von der evangelischen Kirche, Christiane Hofmann als Vertreterin der Gastronomie (Tante Anne) sowie Ute Fischer-Petersohn vom Karibu-Weltladen und Silke Fischer-Petersohn als Vertreter der Unternehmen (Petersohn Holzfreunde) mit von der Partie.