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Kreisbibliothek Kronach: Schmökern mit Stil


Autor: Marco Meißner

Kronach, Montag, 17. November 2014

Die Kreisbibliothek Kronach meldet sich zurück. Nach ihrem rund 16-monatigen Umbau ist sie nicht mehr wiederzuerkennen. Davon können sich die Leser ab Mittwoch überzeugen.
Die Kreisbibliothek in Kronach öffnet am Mittwoch wieder ihre Pforten. Foto: Marco Meißner


Eine knallgrüne, beleuchtete Empfangstheke, darunter ein dunkler Fußboden, darüber eine strahlend weiße Decke. Schon die ersten Schritte in die Kreisbibliothek wecken den Eindruck, ein nobles, aber auch modernes Hotel zu betreten. Dieses Ambiente ist kein Zufall. In der rund 16-monatigen Umbauphase haben die Verantwortlichen genau darauf hingearbeitet.

"Es ist nicht mehr so wie vor 30 Jahren, dass alleine das Buch zählt", stellt Büchereileiter Rudolf Pfadenhauer fest, dass sich nicht nur das Angebot und die Technik einer Bibliothek dem Zeitgeist unterwerfen müssen, sondern auch das Flair einer solchen Einrichtung. "Heute stehen auch der Mensch und die Kommunikation im Mittelpunkt. Das soll gefördert werden." Bei einem ersten Rundgang, kurz vor der Wiedereröffnung am Mittwoch, zeigt er die verwirklichten Ideen auf.




Platz für Recherchen

Nach dem Eingang stößt der Besucher zunächst auf Rechercheplätze und Zeitschriften sowie auf die so genannten AV-Medien oder Non-Books - sprich: DVD, CD, Hörbücher etc. Dahinter reiht sich der Kinderbereich ein, der bereits deutlich macht, was das Ziel der Umgestaltung war. Ein farbenfroher Lesebereich, eine geräumige und zugleich heimelige Ecke mit einem Spielboot zum "Abtauchen" sowie Lese-Nischen laden schon die Jüngsten zum Schmökern ein. Dabei sind die Regale so gestaltet, dass immer ein Einblick möglich ist, der Nachwuchs sich gleichzeitig aber nie überwacht fühlt.

Diesem Konzept folgen auch die anderen Bereiche. Hinter der Theke "strahlen" die Bücherregale im Viertelkreis in den Raum. Immer wieder sind dazwischen Leseecken versteckt, in denen Raum zum Entspannen und Versinken in den Seiten zu findet ist, wo aber auch das ruhige Gespräch gesucht werden kann. Denn eines ist für Pfadenhauer klar: Ein Stillleben soll eine Bibliothek heutzutage nicht sein. Nur die Handys, die müssen ausgeschaltet bleiben. "Die stören", weiß der Büchereileiter um den Nerv-Faktor, den ein Telefonat beim Leser nebenan auslösen kann.


Neue Sortierung

Damit der Besucher schnell fündig wird, gibt es Rechercheplätze und Internetzugang vor Ort. Außerdem sind die Bestände nicht mehr alphabetisch, sondern nach Themenbereichen geordnet. So bekommt der Leser schnell einen Durchblick zwischen den etwa 40.000 Büchern, die dauerhaft auf einem aktuellen Stand gehalten werden. Zugebaut werden sollen die Regale nämlich nicht mehr. Alles soll optisch luftiger sein als früher, um beim Besuch nicht von den Büchern erdrückt zu werden. "Das ist wie beim Essen", sagt Pfadenhauer mit einem Schmunzeln, "das Auge liest mit". Abgerundet wird die Bibliothek von einem Tagungsraum. Dort können unter anderem Vorträge gehalten werden.

Doch nicht nur die Einrichtung ist auf einem modernen Stand angelangt, sondern auch die Technik. Wenn der Leser außerhalb der Öffnungszeiten an der Eingangstür ein entliehenes Buch an einen Sensor hält, wird er in die Schleuse eingelassen. Dort kann er sein Buch rund um die Uhr über ein automatisches System zurückgeben. Ebenfalls weitgehend automatisch laufen künftig das Entleihen und die Rückgabe im Innenbereich ab. Wenn jemand Probleme damit hat, hilft das fünfköpfige Bücherei-Team aber gerne.


Eine Gedächtnisstütze

Auch vor den "Gates" an den Zugängen zur Bibliothek müssen die Besucher keine Angst haben. "Die sind nicht in erster Linie ein Diebstahlschutz", erklärt Pfadenhauer zu den elektronischen Kontrollpunkten, die man ja aus vielen Geschäften kennt. Der Büchereileiter hält sie eher für eine Gedächtnisstütze: "99 Prozent derer, die ein Buch nicht verbuchen, haben es beim Rausgehen schlicht vergessen."

Das Rausgehen ist zunächst aber auch nicht so wichtig. Viel wichtiger ist erst einmal, dass ab Mittwoch möglichst viele Besucher in die Kreisbibliothek hineingehen. Denn dann hätte sich der große Aufwand auch bezahlt gemacht.