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Komasaufen: 34 Jugendliche aus dem Kreis Kronach landeten in Klinik


Autor: Marco Meißner

Kronach, Montag, 19. Januar 2015

Im Jahr 2013 wurden laut einer aktuellen Statistik 34 Kinder und Jugendliche im Landkreis Kronach mit einer Alkoholvergiftung in die Klinik gebracht. Der bundesweite Trend zeigt nach unten. Im Kreis Kronach ist davon aber nichts zu spüren.
Symbolbild Alkohol Foto: dpa


Ein junger Mann liegt am Boden. Er ist bewusstlos. Erbrochenes rinnt ihm aus dem Mund. Die "Brühe" stinkt. Der Anblick ist eklig. Die Mitarbeiter des Rettungsdienstes dürfen davor nicht zurückschrecken. Bei einem Komasäufer steht in diesem Moment das Leben auf dem Spiel. Der Rettungsdienst des BRK-Kreisverbandes ist mit solchen Situationen öfter konfrontiert als ihm lieb ist, wie dessen Leiter Martin Schmidt im Gespräch mit unserer Zeitung schildert.


20 männlich, 14 weibliche Patienten

Die Krankenkasse DAK spricht von 34 Kindern und Jugendlichen im Landkreis Kronach, die im Jahr 2013 nach dem Komasaufen in der Klinik gelandet sind. Von diesen Patienten waren 20 männlich und 14 weiblich. Damit entwickelte sich das Rauschtrinken im Frankenwald entgegen dem rückläufigen Bundestrend.



"Nach bislang unveröffentlichten Zahlen des Statistischen Landesamtes stieg die Zahl der Betroffenen im Vergleich zum Jahr 2012 um 30,8 Prozent", geht aus einer Pressemitteilung der DAK hervor. "In den vergangenen Jahren gab es eine Steigerung um 100 Prozent." Dieter Weinig, der Leiter der DAK-Gesundheit in Kronach, hofft jedoch, dass die Trendwende auf Bundesebene bald den Kreis Kronach erreicht. Mit der Aufklärungskampagne "Bunt statt blau - Kunst gegen Komasaufen" will die Krankenkasse auch 2015 einen Beitrag dazu leisten.

Martin Schmidt hofft ebenfalls, dass die Fälle des Komasaufens zurückgehen, denn bis jetzt spüre man beim heimischen Rettungsdienst noch keine positive Veränderung der Lage. "Die Situation wirkt bei den Jugendlichen natürlich dramatischer, aber die Älteren stehen den Jüngeren in nichts nach - nur da interessiert es die Leute weniger", betont der Rettungsdienstleiter, dass das Rauschtrinken nicht nur ein Problem der Jugendlichen sei. In der Öffentlichkeit werde es nur häufig so wahrgenommen.


Atemwege frei halten

Dass die Komasäufer Leib und Leben mit der vermeintlichen Gaudi riskieren, haben sie wohl oft nicht vor Augen. "Wenn es wirklich Komasaufen ist, dann geht es bis zur Bewusstlosigkeit. Für die Betroffenen ist das ein kritischer Zustand", unterstreicht Schmidt. Die Schutzre flexe würden "abgeschaltet", die Vitalfunktionen könnten versagen und bei einem Erbrechen könne der Patient ersticken.

Der Rettungsdienst hat in solchen Fällen alle Hände voll zu tun. Zwar gibt es laut Schmidt manche Betrunkene, die man einfach auf die Seite dreht und dann bis in die Klinik nur noch beobachten muss. Doch es gibt auch die andere Seite der Medaille.

Bei manchen Patienten muss in dieser Situation für freie Atemwege gesorgt werden, muss der Kreislauf belebt und gegebenenfalls auch beatmet werden. "Da musst du oft alle Register ziehen, die die Intensivmedizin hergibt", so Schmidt. Ansonsten könne die Situation schnell lebensbedrohlich werden.


Jede Sekunde zählt

Aus diesem Grund ist es so wichtig, dass nicht nur der Rettungsdienst schnell an der Einsatzstelle ist, sondern dass auch die Menschen vor Ort richtig handeln. Der zeitnahe Notruf sei dabei eine Selbstverständlichkeit. Helfer können aber mehr tun. "Man sollte den Betroffenen auf die Seite legen, für den Fall, dass er sich übergibt", erklärt Schmidt den nächsten Schritt. Außerdem müsse man kontrollieren, ob der Betrunkene atmet und unter Umständen eine Beatmung vornehmen. "Kurz: Man sollte eben das machen, was man in einem Erste-Hilfe-Kurs lernt", stellt Schmidt fest. So könne man einem Menschen das Leben retten. Doch viel besser wäre es natürlich, die Betroffenen würden rechtzeitig die Finger von der Flasche nehmen.




Infos zur DAK-Kampagne "Bunt statt blau"

Beim bundesweiten Wettbewerb "Bunt statt blau" werden Schüler zwischen zwölf und 17 Jahren aufgerufen, mit Plakaten kreative Botschaften gegen das Rauschtrinken zu entwickeln. Auch die Schulen in der Region wurden angeschrieben und zur Teilnahme eingeladen.

An der mehrfach ausgezeichneten Präventionskampagne gegen Alkoholmissbrauch nahmen seit dem Jahr 2010 mehr als 62.000 junge Künstler teil. Weitere Informationen über die Aktion gibt es im Internet. Landesschirmherrin von "Bunt statt blau" ist Gesundheitsministerin Melanie Huml.



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