Karin Weber: Ich will nur helfen

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Karin Weber (Mitte), die neue Flüchtlingsbeauftragte der Stadt Ludwigsstadt. Foto: Archiv
Karin Weber (Mitte), die neue Flüchtlingsbeauftragte der Stadt Ludwigsstadt. Foto: Archiv

Die Ludwigsstädter Räte ernennen die engagierte Frau ohne Gegenstimme zur Flüchtlingsbeauftragten. Weber erzählt aus dem Alltag der Flüchtlingshilfe und übt Kritik an einigen Haubesitzern.

Der Stadtrat ernannte am Donnerstagabend ohne Gegenstimme Karin Weber zur Flüchtlingsbeauftragten. Diese erklärte, es gehe ihr nicht um den Titel, sondern sie wolle einfach nur helfen.Vor ihrer Ernennung berichtete Karin Weber von ihrem Alltag mit den Flüchtlingen. Und der sei nicht immer leicht. Derzeit sind im Stadtgebiet 14 Erwachsene sowie 21 Kinder und Jugendliche untergebracht. Die Asylbewerber beziehungsweise Flüchtlinge kommen aus Syrien, dem Irak und auch aus der Ukraine, wobei bei den Letztgenannten die Abschiebung bevorstehe.Sie und weitere Helfer unterstützen die neuen Bürger bei Behördengängen, leisten Fahrdienste beispielsweise wenn Arztbesuche anstünden. "Zugfahren ist zu teuer!" Hilfestellungen musste auch am Schulanfang geleistet werden. Weiterhin sortieren die Helfer Kleidung, nehmen diese auch wieder zurück - falls das Kleidungsstück nicht passt. Es würden Möbel beschafft und auch gezimmert.

Kritik gab es für einige Hausbesitzer. Da seien weder Briefkästen noch Duschknöpfe vorhanden, auch müssten manche Zimmer mal gestrichen werden. Sie selbst habe schon Hausverbot bekommen, "aber davon lasse ich mich nicht abschrecken!"

Zweimal pro Woche finde in Ludwigsstadt ein Sprachunterricht statt. Dafür konnten zwei Frauen aus dem Landkreis gewonnen werden, die diese Aufgabe ehrenamtlich übernehmen. "Die Sprache ist das A und O!"
Gut angenommen werde mittlerweile der im 14-tägigen Turnus stattfindende Treff im Café Esprit. Das sei eine gute Gelegenheit für die Flüchtlinge, aus ihrer Isolation herauszukommen. Zu diesen Zusammenkünften kämen auch die Leute aus Reichenbach.

Karin Weber verhehlte nicht, dass es bei allem Engagement auch Probleme gibt. "Die sind sich nicht grün!" Es würden die Palästinenser und syrische Kurden teilweise ausgegrenzt. Sie haben verschiedene Sprachen und Religionen. Auch in der Schule sei es nicht leicht. Beispielsweise besuche ein moslemischer Schüler den Ehtikunterricht, da er den moslemischen Religionsunterricht nicht folgen könne. Dieser wird in türkischer Sprache gehalten. Jetzt konnte er nicht verstehen, warum er am muslimischen Feiertag nicht frei hatte. Jeder wünscht sich auch ein Rad, um zumindest ein stückweit mobil zu sein.Wie viele Stunden Karin Weber und ihre Helfer in die Flüchtlingsarbeit investieren, das konnte sie nicht sagen. Aber, so meinte sie, es komme nun öfter vor, dass sie eine Einladung für einen Tee bei Flüchtlingsfamilien aus Zeitgründen ausschlagen müsse: "Die Flüchtlinge sind sehr gastfreundlich!"

"Du steckst viel Herzblut in Deine Arbeit!" lobte Timo Ehrhardt. Er appellierte an die Bürger, diese Menschen gut aufzunehmen, denn "diese befinden sich in einer Situation, die sich keiner wünscht". Man müsse versuchen, diese nun schnellstmöglich in Arbeit zu bringen, damit der eine oder andere auch in der Region bleibe. Stefan Heyder (CSU) fragte, wenn doch die Sprache das Wichtigste sei, warum denn der Religionsunterricht dann nicht in deutsch stattfinde?

Ein weiteres Thema war die Änderung der Straßenausbaubeitragssatzung, die einstimmig befürwortet wurde. Es geht darum, dass die Novelle des Kommunalabgabengesetzes (KAG) aus dem Jahre 2014 es ermöglicht, die - falls eine Ortsstraße gebaut oder saniert wird - für die Straßenanlieger anfallenden Beiträge in Form einer "Verrentung" einzuführen. Ein Beispiel: Ein Anlieger soll einen Beitrag in Höhe von 8000 Euro an die Gemeinde bezahlen. Eine Sofortzahlung in Höhe von 20 Prozent sei gleich fällig. Den Restbetrag in Höhe von 6400 Euro könnte er in acht Jahresleistungen, zu jeweils 711 Euro, entrichten. Allerdings müssen bei einer Verrentung auch Zinsen bezahlt werden, in diesem Fall 2,17 Prozent. Härtefälle können eine Stundung beantragen.

Bürgermeister Timo Ehrhardt bezeichnete die Straßenausbaubeitragssatzung als "sozial ungerecht!". Ludwigsstadt sei aufgrund der Finanzlage gezwungen, diese zu erheben. Finanziell besser gestellten Kommunen steht es frei, diese zu verlangen. Hinzu komme, dass Anlieger, die an Kreis- und Bundesstraßen wohnen nicht zur Kasse gebeten werden, wenn Straßen saniert würden. Sein Dank galt den Ludwigsstädter Anliegern, die für diese Situation bisher immer Verständnis entgegen gebracht hätten.

Weiter ging es um die städtebauliche Aufwertung. Wie bereits berichtet, soll im Rahmen der Lärmsanierung an der Ortsdurchfahrt an der B 85 zwischen Rathaus und Marienkapelle bei bestimmten Objekten wie Raiffeisen-Volksbank, Sparkasse, Marienkapelle eine Architekturbeleuchtung angebracht werden. Hier stellte der Lichtplaner Harald Quinger den Vorentwurf vor. Angebracht würde die neueste LED-Technik. Rund 158 Euro Energiekosten pro Jahr würden für die Stadt anfallen. Die Investitionssumme für diese Beleuchtung bezifferte Quinger auf 30 000 Euro, wobei die Stadt 80 Prozent an Förderungen erhält. Bezüglich der Frage von David Martin (CSU), ob denn die Privateigentümer Bescheid wüssten, meinte Quinger, dass diese nach dem Beschluss des Stadtrates informiert würden. Mit drei Gegenstimmen wurde schließlich das Lichtkonzept befürwortet.


Stadtrat in Kürze



Timo Ehrhardt gratulierte Manuel Hoderlein von der Firma Erwin Großmann in Ebersdorf, der seine Ausbildung zum Werkzeugmechaniker mit einer 1,0 abschloss.

Kirchweih An diesem Wochenende ist in Ludwigsstadt Kirchweih. Erstmals ist das Rathaus geöffnet. Es gibt Kulinarisches.

Termine 29. September, Treffen mit dem Bürgermeister am Spielplatz Ebersdorf um 15.30 Uhr
1. Oktober: Eröffnung der Ausstellung "25 Jahre Deutsche Einheit" im Rathaus
2. Oktober: Weinfest in Steinbach/Haide
3. Oktober: Wanderung zur Schildwiese mit Gedenkgottesdienst. Treffpunkt 11.00 Uhr Marktplatz
7. Oktober: Premiere der Shakespeare-Spiele

Vollsperrung der B 85 am 9. Oktober von 7 bis 16 Uhr, vom 12. Oktober ab 7 Uhr bis 14. Oktober, 6 Uhr. In diesem Zusammenhang wies der Bürgermeister darauf hin, dass es keine andere Alternative gebe. Aber entgegen der gängigen Meinung "ist Ludwigsstadt erreichbar!".