Druckartikel: Ist Spital ein Prachtstück oder ein Klotz am Bein?

Ist Spital ein Prachtstück oder ein Klotz am Bein?


Autor: Marco Meißner

Kronach, Mittwoch, 23. Juli 2014

In nichtöffentlicher Sitzung wird am Montag im Stadtrat über die künftige Nutzung des Spitals in Kronach diskutiert. Das ehemalige Alten- und Pflegeheim steht zurzeit leer. Die Caritas hält an ihrem Konzept "In der Heimat wohnen" fest.
Idyllisch präsentiert sich das Spital am Kronach-Fluss. Ob oder wann wieder Senioren dort wohnen können, steht momentan noch in den Sternen. Foto: Marco Meißner


36 Bewohner hatten bis vor einigen Monaten ein Heim im Kronacher Spital gefunden. Inzwischen sind sie alle fort. "Das Gebäude ist seit Ende März komplett leer", betont Caritas-Geschäftsführerin Cornelia Thron. Der Grund dafür ist, dass das Heim nicht mehr den Anforderungen des neuen Pflege- und Wohnungsqualitätengesetzes (Pflege-WoqG) entspicht. Beim Leerstand soll es aber nicht bleiben. Die Caritas selbst tritt als ein Interessent für die künftige Nutzung des Gebäudes in Erscheinung. "In der Heimat wohnen" heißt ihr Konzept. Ob dieses Vorhaben jedoch zum Tragen kommt, steht offenbar noch in den Sternen.

Am Montag wird sich der Stadtrat in seiner Sitzung wieder einmal mit dem Thema "Spital" befassen.

Was dann konkret besprochen wird, konnte Bürgermeister Wolfgang Beiergrößlein (Freie Wähler) nicht erläutern, da dieser Punkt nichtöffentlich behandelt wird.


Harter Schnitt unumgänglich

"Durch das Gesetz war nichts anderes möglich als ein harter Schnitt", stellt Beiergrößlein rückblickend fest. Das Spital sei zuletzt gerade noch für die Pflegestufen I und II nutzbar gewesen, doch die neuen Ansprüche seien zu hoch für einen Fortbestand als Altenheim gewesen. "Es soll aber eine Nachnutzung geben", so das Stadtoberhaupt. Eine Anfrage an die Stiftungsaufsicht im Landratsamt - das Gebäude gehört der Spitalstiftung -, welche Möglichkeiten hierfür bestehen, sei bereits vorgenommen worden.

Nicht zuletzt die finanzielle Frage stellt sich bei der weiteren Verwendung der Räumlichkeiten, denn die Kreisstadt hat bereits eine Reihe von Großprojekten am Laufen. Eine Generalsanierung des Spitals würde einen weiteren tiefen Einschnitt in die Kasse bedeuten, wie Beiergrößlein feststellt. "Es wird jetzt geprüft, denn wir dürfen den finanziellen Rahmen nicht sprengen. Das wird eine riesige Rechenaufgabe." Zudem seien auch rechtliche und steuerliche Aspekte zu berücksichtigen.

Inzwischen sind weitere Interessenten für eine Nachnutzung des Spitals aufgetaucht. Auf ihre Ideen kann der Bürgermeister vor der Sitzung jedoch nicht näher eingehen. Ebenso wenig kann er zurzeit sagen, ob diese innerhalb des vorgegebenen Rahmens umsetzbar wären.


Caritas glaubt an ihr Konzept

Cornelia Thron hingegen betont, dass "In der Heimat wohnen" für sie die perfekte Lösung darstelle - sowohl mit dem Blick auf den Stiftungszweck als auch hinsichtlich der Zukunft des Spitals, das für sie ein bauliches Prachtstück im Stadtkern darstellt. "Wir stehen zu diesem Konzept. Wir sind überzeugt, dass es absolut stimm- und passgenau ist", unterstreicht die Caritas-Geschäftsführerin.

Die drei Pfeiler, auf denen das Vorhaben fußt, sind etwa zwölf für Rentner finanzierbare Wohnungen, eine Wohngemeinschaft mit zehn- bis zwölf Plätzen sowie ein offenes Seniorenzentrum im Herzen Kronachs. Dass sich "In der Heimat wohnen" im Spital nicht ohne eine Generalsanierung umsetzen ließe, weiß Thron. Doch letztlich müsse früher oder später etwas gemacht werden, um das Haus dauerhaft zu sichern. Eine Teilnutzung oder ein zeitlich befristetes Konzept macht für die Caritas-Geschäftsführerin daher keinen Sinn.


Förderung in Aussicht

"Ich lehne mich aus dem Fenster und sage: Wir schaffen wenigstens 70 Prozent Förderung, weil wir ein schlüssiges Konzept haben." In Teuschnitz, wo ein vergleichbares Vorhaben bereits realisiert worden sei, habe man gar 90 Prozent erreicht. Daher gehe sie von überschaubaren Kosten für die Stadt aus. Und schon jetzt mangele es nicht an Nachfrage nach den Plätzen.

Die Caritas und ihre Mitstreiter seien auch bereit, sich aktiv in die Umsetzung einzubringen und so die Stadt zu entlasten. "Wir haben dieses Konzept schon 18-mal in der Erzdiözese umegesetzt - das ist für uns nichts Neues", verweist Thron auf das vorhandene Know-how. Allerdings brauche man einen Auftrag, sagt sie und hofft auf eine zeitnahe, positive Entscheidung des Ratsgremiums.