Das Tropenhaus in Kleintettau öffnete am Freitag seine Pforten für die Besucher. Staatsministerin Ilse Aigner lobte das Projekt "Klein-Eden" und das Engagement der Initiatoren.
Neugierig nimmt Ilse Aigner die Blüten des Hibiskus unter die Lupe. Nicht weit davon entfernt wachsen Chilis und Bananen. Auch tropische Fische gibt es hier. Als die bayerische Wirtschaftsministerin wenige Stunden zuvor aus Berlin aufgebrochen war, hatte sie vermutlich nicht damit gerechnet, bald im nördlichsten Oberfranken unter Palmen hindurch spazieren zu können. Doch das Tropenhaus "Klein-Eden" macht es möglich.
Vom Stammtisch in die Realität "Sie haben eine gute Idee am Stammtisch gehabt und etwas Tolles auf den Weg gebracht", lobte Aigner das Engagement aller Beteiligten. Dass es sich bei "Klein-Eden" wirklich um einen Wirtshausgedanken handelt, bestätigte Bürgermeister Peter Ebertsch: "Das ist der Unterschied zwischen uns und anderen Regionen in Bayern - bei uns werden die Wirthausideen in die Tat umgesetzt." Mehr als 15 Jahre sei das Tropenhaus im Gespräch gewesen, jetzt sei es in aller Munde, ist das Gemeindeoberhaupt überzeugt. Er sieht darin ein Referenzprojekt für die Abwärmenutzung.
Dem pflichtete die Staatsministerin bei: "Die traditionelle Glasindustrie setzt hier Wärme in einem innovativen Projekt um." Im Zuge der Energiediskussion sei es wichtig, den Fokus nicht immer nur auf den Strom zu legen, sondern auch eine sinnvolle Nutzung der Wärme im Auge zu behalten.
In "Klein-Eden" werde der Gedanke der Nachhaltigkeit in jeglicher Hinsicht gelebt. Darum fördere der Freistaat dieses Projekt, bei dem echte Pionierarbeit geleistet worden sei, auch sehr gerne. Aigner forderte die Menschen am Rennsteig dazu auf, ihre Ideen weiter so sprießen zu lassen, wie es die Pflanzen im Tropenhaus tun.
Kritische Worte Dieser Aufforderung, da ist sich Carl August Heinz, der "Gründervater des Tropenhauses", wie ihn Landrat Oswald Marr bezeichnete, ganz sicher, werde man bestimmt nachkommen.
Er gab der Ministerin trotz der fröhlichen Atmosphäre aber auch nachdenklich stimmende Worte mit auf den Weg. So könne das Tropenhaus nur so lange funktionieren, wie die Glashütten produzierten. Damit spielte er auf weitere "Hilfe zur Selbsthilfe" für den Landkreis Kronach an. Er nannte hierbei strukturelle Aufgaben wie eine bessere Verkehrsanbindung des Rennsteigs, eine Verbesserung des Bildungsangebots sowie bezahlbaren und verlässlich vorhandenen Strom. "Wir brauchen hier innovative Lösungen - und wir brauchen sie schnell!", betonte der Unternehmer, dass eine langfristige Planbarkeit für die Firmen unerlässlich sei.
Alle ziehen an einem Strang Landrat Oswald Marr unterstrich, dass wohl nirgendwo sonst im Umkreis die Wirtschaft, die Vereine und die Bürger mit der Verwaltung so eng zusammenarbeiteten wie am Rennsteig. "Es ist eine starke Region, und man tut das, damit man eine starke Region bleibt", ist Marr überzeugt. Der Landkreis verfüge über eine herrliche Landschaft, doch die Menschen bräuchten auch Highlights wie das Tropenhaus, sprach er den touristischen Aspekt an.
Haiko Pieplow vom Bundesumweltministerium unterstrich, dass Deutschland als ideenreich, aber umsetzungsarm gelte. Bayern beweise das Gegenteil. "Diesen Geist möchte ich nach Berlin tragen", sprach er den Beteiligten am Tropenhaus-Projekt seinen Respekt aus.