Hundefreunde Frankenwald bieten Hunde-Führerschein

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Elke Höfner aus Johannisthal ist mit ihrem englischen Setter-Mix Luzie ziemlich zufrieden, aber frei laufen lässt sie Luzie nicht, denn sie hat einen Jagdtrieb. Fotos: Sonja Adam
Elke Höfner aus Johannisthal ist mit ihrem englischen Setter-Mix Luzie ziemlich zufrieden, aber frei laufen lässt sie Luzie nicht, denn sie hat einen Jagdtrieb. Fotos: Sonja Adam
Petra Eckert und ihr Tibet-Terrier-Pon-Mix sind ein Herz und eine Seele und Hund Cora (11) hört aufs Wort. "Ein Hundeführerschein ist nötig, weil er einfach die Sachkunde bestätigt!"
Petra Eckert und ihr Tibet-Terrier-Pon-Mix sind ein Herz und eine Seele und Hund Cora (11) hört aufs Wort. "Ein Hundeführerschein ist nötig, weil er einfach die Sachkunde bestätigt!"
 
René Tußler und Claudia Demätr lassen sich bei der Erziehung des vier Monate alten Maltesers Elvis gerne beraten.
René Tußler und Claudia Demätr lassen sich bei der Erziehung des vier Monate alten Maltesers Elvis gerne beraten.
 
Früh übt sich - deshalb ist Benedikt Mäusbacher mit seiner alpenländischen Dachsbracke namens Ally auch schon in der Hundeschule. Der Jäger macht schon vor der eigentlichen Jagdausbildung Erziehung.
Früh übt sich - deshalb ist Benedikt Mäusbacher mit seiner alpenländischen Dachsbracke namens Ally auch schon in der Hundeschule. Der Jäger macht schon vor der eigentlichen Jagdausbildung Erziehung.
 

Beißattacken, gerissene Rehe und andere Wildereien - solche Schlagzeilen tun jedem Hundehalter weh. Deshalb bieten die Hundefreunde Frankenwald in Gundelsdorf jetzt einen besonderen Kurs an.

Ob Rehpinscher oder Schäferhund, ob Mops oder Dogge - eigentlich sollte jeder Hundehalter mit einem Hundeführerschein nachweisen, das er die nötige Sachkunde besitzt, um überhaupt einen Hund halten zu können, sagt Petra Eckert. Auch wenn der Hundeführerschein in Bayern noch nicht verpflichtend vorgeschrieben ist, so rät sie doch allen Hundehaltern und solchen, die es werden möchten, solch eine Befähigung nachzuweisen.

Ideal wäre es, natürlich Hundehalter, die sich erst einen Hund anschaffen wollen, anzusprechen. Aber auch für Hundehalter mit Erfahrung ist der Hundeführerschein eine Bereicherung. "Es geht vor allem darum, dass jeder Hund alltagstauglich sein muss", sagt Eckert.
Und damit meint sie nicht, dass der Hund unterwürfig jedes von ihm geforderte Kunststückchen erfüllen muss, sondern es geht um die Grundkommandos.

Das wichtigste Kommando: Nein!

"Man muss gefahrlos für alle mit dem Hund in der Stadt gehen können. Und das wichtigste Kommando ist das ,Nein!'", erklärt Eckert. Nein bedeutet auch nein und lässt sich vielseitig einsetzen - wenn der Hund die Witterung einer Bratwurst aufnimmt und Richtung Kind, das die Wurst in den Händen hält, schaut, wenn der Hund sich einem am Boden abgestellten Einkaufskorb nähern möchte oder auch wenn Gefahr in Verzug ist und der Hund einen Giftköder schnappen will. Immer dann muss ein Nein eine "falsche Reaktion" des Hundes verhindern.

"Ein Hund muss verstehen, dass er etwas nicht machen soll", erklärt Eckert und betont, dass es nicht damit getan ist, den Hund immer am Halsband zurückzuziehen. "Der größte Fehler, den Hundehalter machen können, ist Inkonsequenz", sagt Eckert und hofft auf zahlreiche Teilnehmer beim Hundeführerschein.

Der theoretische Teil besteht aus acht Abenden, für die Praxis rechnet Eckert mit rund einem halben Jahr Vorbereitungszeit. "Eigentlich sind nicht die Hunde das Problem, sondern die Hundeführer", sagt Eckert. Für Mitglieder des Vereins Hundefreunde Frankenwald ist der praktische Teil übrigens kostenlos, andere zahlen für die praktische Vorbereitung 100 Euro. Die Prüfungsgebühren kommen noch hinzu.

Empfohlen wird der Hundeführerschein von der Bundestier ärztekammer. In einigen Bundesländern ist er bereits als Sachkundenachweis anerkannt, in anderen noch nicht. Nur vierzig Tierärzte, Tierverhaltenstherapeuten und Hundeausbilder haben die Befähigung den Hundeführerschein abzunehmen. Die Bundestierärztekammer hat den Führerschein gemeinsam mit dem Berufsverband der Hundeerzieher und Verhaltestherapeuten ausgearbeitet.

"Ich finde den Hundeführerschein eine gute Sache. Denn er ist einfach der Sachkundenachweis", sagt Benedikt Mäusbacher (29). Er ist selbst kein Hunde-Anfänger, denn er ist passionierter Jäger. Seine alpenländische Dachsbracke Ally soll ihn später einmal zur Jagd begleiten.

"Aber die Jagdausbildung beginnt erst mit einem Jahr, ich komme mit Ally - seitdem sie acht Wochen ist - auf den Hundeplatz. Und wenn dann die Ausbildung beginnt, dann ist meine Ally schon top-sozial und sie hört", sagt Mäusbacher. Für ihn ist Ally ein Familienhund, aber eben ein Hund, der sich nur in einigen Räumen bewegen darf und der auch nicht auf die Couch geht, sondern in sein Körbchen.

"Ich finde es wichtig, dass die Leute sich auch mit einem Hund beschäftigen. Ich bin Softwareentwickler und ich bin jede Woche mit Ally zehn bis zwölf Stunden im Revier unterwegs", erzählt der Jäger. Aber dadurch ist Ally ausgelastet, ausgepowert und zufrieden.

Sicherheit im Streitfall

"Das wichtigste bei einem Hund ist, dass er sich abrufen lässt", sagt Mäusbacher und betont, dass ein Hund einfach nicht wildern darf. Für Mäusbacher ist der Hundeführerschein aber auch ein Dokument, das ihm die Sicherheit im Streitfall gibt.

So weit möchten René Tußler und Claudia Demätr (20) nicht gehen. Sie sind mit ihrem Malteser auf dem Hundeplatz und möchten einfach, dass er ein paar Grundkommandos mitbekommt. "Für mich ist es der erste Hund", sagt René Tußler und ist über die Hilfe der erfahrenen Trainer froh. Denn Malteser Elvis ist zwar nicht groß, aber mit vier Monaten im besten Rabaukenalter.

Auch Elke Höfner (53) kann einem Hundeführerschein einiges abgewinnen. Sie besucht mit ihrem fünf Jahre alten Englisch-Setter-Mix Luzie, den sie aus dem Tierschutz in Italien bekommen hat, regelmäßig die Hundeschule. "Wichtig bei einem Hund sind Geduld, Liebe und Konsequenz", sagt Höfner.

Sie selbst lässt ihren Hund nicht von der Leine, denn Luzie hätte das Jagen im Blut. "Die würde sogar einer Amsel hinterherrennen", sagt die Halterin. "Aber sonst ist sie nicht aggressiv, sondern sehr lieb. Auch zum Enkel", erzählt Elke Höfner und findet die Erziehungshilfe gut.