Herz, Schmerz, Zickenkrieg in Ludwigsstadt
Autor: Martin Modes
Ludwigsstadt, Freitag, 04. Oktober 2019
In Ludwigsstadt haben mit dem "Sommernachtstraum" die Shakespeare-Spiele begonnen. Das Publikum erlebte eine großartige Premiere.
Am Mittwoch feierten die Shakespeare-Spiele Ludwigsstadt in der Hermann-Söllner-Halle Premiere. Während sich draußen der Herbst warm läuft, entsteht drinnen auf der Bühne eine romantisch-schwüle Atmosphäre.
Verwirrungen, Missverständnisse und Entwirrungen - darauf läuft es bei Shakespeare-Komödien immer hinaus. Schauspielchef Daniel Leistner betonte, dass es sich beim "Sommernachtstraum" um eines seiner Lieblingsstücke handelt - und wenn man sich da nicht amüsiere, wisse er auch nicht mehr weiter. Klingt bekannt, halt Leistner pur, der sein Publikum jedes Jahr an seiner persönlichen Theaterwelt teilhaben lässt.
Geniale Gauklertruppe
Auch bei einem Shakespeare ist das Vergnügen nicht automatisch garantiert - und speziell beim Sommernachtstraum. Denn die Gauklertruppe, die zur Fürstenhochzeit ihren Beitrag leisten will mit der Tragödie von Pyramus und Thispe - pardon, die Truppe völlig unbegabter schauspielender Handwerker - kann schon sehr nerven. Das Spiel im Spiel, das die "Meisters" im verzauberten Wald proben wollen und bei dem sie wegen ihres zum Esel verwandelten Kumpels Zettel schon an den Proben scheitern, dehnt sich in manchen Theateraufführungen endlos gähnend aus. Schließlich lenkt es auch noch von der Hauptgeschichte um die verzauberten jungen Liebespaare ab.
Und diesmal? Meister Peter Squenz und seine chaotisch-überforderte Schar mit Meister Schnauz, Meister Schlucker, Meister Schnock, Meister Flaul und Meister Zettel stehlen der Hauptgeschichte die Schau.
Erhard Witte als Theseus, Fürst von Athen, gibt einen wohlwollenden Landesvater, sehr getragen und doch mit großer Autorität ausgestattet. Wahrscheinlich gilt auch hier - ein großer Mann hat immer eine starke Frau im Hintergrund. Und das ist ganz offensichtlich Hippolyta, die Königin der Amazonen (Corina Georgi), die souverän die Herausforderung der stummen, stets beäugten Rolle auf der Bühne meistert - mit dem wohlwollenden landesmütterlichen und strahlendsten Lächeln des Abends.
Zurück zur Gauklertruppe: Evi Heyder als Zeremonienmeister Meister Squenz hat ihre Truppe wichtigtuerischer Knaben souverän im Griff. Und der Sschaupielernachwuchs wie Bruno Treuner haut stilsicher seine Pointen und frechen Sprüche raus. Besonders vergnüglich ist Rico Wurzbacher, als Transvestiten-Komödiantin Thispe. Und fast schon zu erwarten: Den "Schaustehlern" von der Gauklertruppe setzt einer die Krone auf - Astrid Vetter als Zettel. Der ist so penetrant egomanisch blöd und liebenswert, dass er den ganzen Abend alleine rocken würde.
Und obwohl der totalste Selbstdarsteller überhaupt, unter seinen Handwerkerkollegen und beim Publikum ist er der sympathische Held, der den Abend rockt. Außerdem läuft er als Elfenkönigin Titanias vorübergehend geliebter Esel noch mal ganz anders zur Hochform aus. Und die Maske ist einfach "bomfortionös".