Gurken am Christbaum aus Marktrodach

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Die Kunst bei der Entstehung der Weihnachtsgurken ist, das Glas in eine Form zu blasen, so dass es auch krumm und noppig wird. Fotos: Sonja Adam
Die Kunst bei der Entstehung der Weihnachtsgurken ist, das Glas in eine Form zu blasen, so dass es auch krumm und noppig wird.  Fotos: Sonja Adam
Das heiße Glas wird in eine Form gelegt - und dann aufgeblasen, die Form wird blitzschnell geschlossen und das Glas darf auch nicht zu sehr geblasen werden. Fotos: Sonja Adam
Das heiße Glas wird in eine Form gelegt - und dann aufgeblasen, die Form wird blitzschnell geschlossen und das Glas darf auch nicht zu sehr geblasen werden. Fotos: Sonja Adam
 
Glasbläser Müller-Blech zeigt, wie die Essiggurke im Baum versteckt wird. Möglichst an einer Stelle, an der sie nicht gleich entdeckt wird. Fotos: Sonja Adam
Glasbläser Müller-Blech zeigt, wie die Essiggurke im Baum versteckt wird. Möglichst an einer Stelle, an der sie nicht gleich entdeckt wird.  Fotos: Sonja Adam
 
Die Kunst bei der Entstehung der Weihnachtsgurken ist, das Glas in eine Form zu blasen, so dass es auch krumm und noppig wird.
Die Kunst bei der Entstehung der Weihnachtsgurken ist, das Glas in eine Form zu blasen, so dass es auch krumm und noppig wird.
 
Die Kunst bei der Entstehung der Weihnachtsgurken ist, das Glas in eine Form zu blasen, so dass es auch krumm und noppig wird.
Die Kunst bei der Entstehung der Weihnachtsgurken ist, das Glas in eine Form zu blasen, so dass es auch krumm und noppig wird.
 
Das heiße Glas wird in eine Form gelegt - und dann aufgeblasen, die Form wird blitzschnell geschlossen und das Glas darf auch nicht zu sehr geblasen werden.
Das heiße Glas wird in eine Form gelegt - und dann aufgeblasen, die Form wird blitzschnell geschlossen und das Glas darf auch nicht zu sehr geblasen werden.
 
Rot-, gold- und Silbertöne sind auch in diesem Jahr bei Egon Müller-Blech am beliebtesten.
Rot-, gold- und Silbertöne sind auch in diesem Jahr bei Egon Müller-Blech am beliebtesten.
 
Bei mehr als 800 Grad werden die Enden der Weihnachtsgurken abgedreht.
Bei mehr als 800 Grad werden die Enden der Weihnachtsgurken abgedreht.
 
Erst müssen die Silbergürkchen trocknen, dann werden sie "begrünt".
Erst müssen die Silbergürkchen trocknen, dann werden sie "begrünt".
 
Auch Christa Müller-Blech ist ist Glasbläserin. Sie bläst Vögel - und dreht die Überreste ab, das wird später der Schnabel.
Auch Christa Müller-Blech ist ist Glasbläserin. Sie bläst Vögel - und dreht die Überreste ab, das wird später der Schnabel.
 
Bei mehr als 800 Grad werden die Enden der Weihnachtsgurken abgedreht.
Bei mehr als 800 Grad werden die Enden der Weihnachtsgurken abgedreht.
 
Die Kunst bei der Entstehung der Weihnachtsgurken ist, das Glas in eine Form zu blasen, so dass es auch krumm und noppig wird.
Die Kunst bei der Entstehung der Weihnachtsgurken ist, das Glas in eine Form zu blasen, so dass es auch krumm und noppig wird.
 
Auch Christa Müller-Blech ist ist Glasbläserin. Sie bläst Vögel - und dreht die Überreste ab, das wird später der Schnabel.
Auch Christa Müller-Blech ist ist Glasbläserin. Sie bläst Vögel - und dreht die Überreste ab, das wird später der Schnabel.
 
Die Gurkenform hat dicke Noppen und Warzen eingearbeitet, denn so sind Essiggurken eben.
Die Gurkenform hat dicke Noppen und Warzen eingearbeitet, denn so sind Essiggurken eben.
 
Natürlich können die Gurken nicht durchsichtig bleiben. Sie werden erst mit Silbernitrat-Ammoniak-Gemisch von innen versilbert. Dann bekommen sie auch ihre äußerliche grüne Farbe.
Natürlich können die Gurken nicht durchsichtig bleiben. Sie werden erst mit Silbernitrat-Ammoniak-Gemisch von innen versilbert. Dann bekommen sie auch ihre äußerliche grüne Farbe.
 
Die Kunst bei der Entstehung der Weihnachtsgurken ist, das Glas in eine Form zu blasen, so dass es auch krumm und noppig wird.
Die Kunst bei der Entstehung der Weihnachtsgurken ist, das Glas in eine Form zu blasen, so dass es auch krumm und noppig wird.
 
Egon Müller-Blech befestigt die Gurkenform.
Egon Müller-Blech befestigt die Gurkenform.
 
Der Glasbläser zeigt zwei typische Weihnachtsgurken. Fotos: Sonja Adam
Der Glasbläser zeigt zwei typische Weihnachtsgurken. Fotos: Sonja Adam
 
Die Gurkenform hat dicke Noppen und Warzen eingearbeitet, denn so sind Essiggurken eben. Fotos: Sonja Adam
Die Gurkenform hat dicke Noppen und Warzen eingearbeitet, denn so sind Essiggurken eben. Fotos: Sonja Adam
 
Egon Müller-Blech befestigt die Gurkenform.
Egon Müller-Blech befestigt die Gurkenform.
 
 
Glasbläser Egon Müller-Blech zeigt, wie die Essiggurke im Baum versteckt wird. Möglichst an einer Stelle, an der sie nicht gleich entdeckt wird.
Glasbläser Egon Müller-Blech zeigt, wie die Essiggurke im Baum versteckt wird. Möglichst an einer Stelle, an der sie nicht gleich entdeckt wird.
 
Natürlich können die Gurken nicht durchsichtig bleiben. Sie werden erst mit Silbernitrat-Ammoniak-Gemisch von innen versilbert. Dann bekommen sie auch ihre äußerliche grüne Farbe.
Natürlich können die Gurken nicht durchsichtig bleiben. Sie werden erst mit Silbernitrat-Ammoniak-Gemisch von innen versilbert. Dann bekommen sie auch ihre äußerliche grüne Farbe.
 
Die Glasrohlinge gibt es in verschiedenen Größen - daraus werden dann Glaskugeln oder andere Figuren geblasen.
Die Glasrohlinge gibt es in verschiedenen Größen - daraus werden dann Glaskugeln oder andere Figuren geblasen.
 
Die Kunst bei der Entstehung der Weihnachtsgurken ist, das Glas in eine Form zu blasen, so dass es auch krumm und noppig wird.
Die Kunst bei der Entstehung der Weihnachtsgurken ist, das Glas in eine Form zu blasen, so dass es auch krumm und noppig wird.
 
Natürlich können die Gurken nicht durchsichtig bleiben. Sie werden erst mit Silbernitrat-Ammoniak-Gemisch von innen versilbert. Dann bekommen sie auch ihre äußerliche grüne Farbe.
Natürlich können die Gurken nicht durchsichtig bleiben. Sie werden erst mit Silbernitrat-Ammoniak-Gemisch von innen versilbert. Dann bekommen sie auch ihre äußerliche grüne Farbe.
 
Die Glasrohlinge gibt es in verschiedenen Größen - daraus werden dann Glaskugeln oder andere Figuren geblasen.
Die Glasrohlinge gibt es in verschiedenen Größen - daraus werden dann Glaskugeln oder andere Figuren geblasen.
 
Wenn die Gurke aus der Form kommt, hat sie noch zwei Enden.
Wenn die Gurke aus der Form kommt, hat sie noch zwei Enden.
 

Glasbläser Egon Müller-Blech aus Marktrodach bläst nicht nur makellos-kugelrunde Christbaumkugeln und drollige Figuren für den Weihnachtsbaum, sondern in Marktrodach werden auch die berühmt-berüchtigten Weihnachtsgurken hergestellt.

Egal, in welcher Farbe der Schmuck an den Weihnachtsbäumen in diesem Jahr auch strahlt, eins ist klar: Die typisch-deutsche Weihnachts-Essiggurke sollte in keinem Fall am Baum fehlen. Und deshalb fertigt Glasbläser Egon Müller-Blech derzeit auch nicht nur Kugeln in allen Größen, Farben und Formen, sondern eben auch die noppigen grasgrünen Weihnachtsgurken.

Und das ist gar nicht so einfach. Denn wenn die Glasrohlinge auf etwa 800 Grad erhitzt sind, dann wird das Glas formbar. Doch wird es dann geblasen, wird es immer makellos rund. Es bekommt keine Gurken-Noppen und Unregelmäßigkeiten, wie sie Essiggurken nun mal haben. Und krumm wird Glas auch nicht von selbst.



Das geht rasend schnell

Deshalb montiert Glasbläser Egon Müller-Blech eine kleine Form, in der die Gurke mit all ihrer Krummheit und mit all ihren Unebenheiten schon eingearbeitet ist, auf einer Halterung vor sich. Und in diese Form wird das Glas dann geblasen. Alles geht rasend schnell. Schon ist die Gurke wie aus dem Nichts entstanden. Glasbläser Egon-Müller Blech hält die Gurke, die noch zwei Enden hat - weil sie aus zweispießigen Rohlingen hergestellt wird - wieder in die Flamme und dreht mit viel Routine einen Spieß ab. Nur noch ein kleiner Knubbel ist zu sehen. Der andere Spieß wird auf eine Halterung gesteckt. Die erste Weihnachtsgurke kann abkühlen.


Tradition in vierter Generation

Glasbläser Egon Müller-Blech selbst kann gar nicht mehr sagen, wie lange er in der Weihnachtszeit schon Gurken herstellt. "Schon immer", sagt er lachend. Fest steht nur - er hat seinen Beruf in Lauscha 1963 gelernt und führt die Glasbläser tradition in vierter Generation fort.

Seine Frau Christa (65) ist auch Glasbläserin. "Wir kommen aus Lauscha, sind seit den neunziger Jahren in Marktrodach", erzählt Egon Müller-Blech. Und er findet seinen Beruf gar nicht so ungewöhnlich. "In Lauscha waren früher in jedem Haus Glasbläser", zeigt er seine Kunst - und schon wieder formt sich eine Gurke vor seinem Gesicht. Und noch eine und noch eine. Die Gurkenform, die Egon Müller-Blech benutzt, ist schon uralt.
Einige historische Quellen behaupten, dass die "Tradition" der Weihnachtsgurke, auch Christmas Pickle genannt, eine ur-amerikanische Erfindung ist. Andere Quellen behaupten, dass die Weihnachtsgurken von den Glasbläsern aus Lauscha erfunden worden sind, um noch mehr von ihren Produkten zu verkaufen. Und wieder andere Quellen behaupten, dass die Gurke an einen gewissen Hans Lauer oder John Lower, wie er sich in Amerika nannte, erinnern sollen. Der Mann soll während des Bürgerkriegs im Gefängnis gelandet sein und bat, weil er so krank und elend war, den Wachmann um eine letzte Gurke vor dem sicheren Tod. Der Wachmann hatte Mitleid, gab dem Man seine ersehnte Gurke und John Lower wurde wieder gesund. Fortan soll Lower, als Erinnerung an seine Genesung, jedes Jahr eine Essiggurke an seinen Weihnachtsbaum gehängt und der Brauch soll sich bewahrt haben.


Der hat richtig Glück

Doch ob all diese Geschichten, die sich um die Weihnachtsgurken ranken, nun reine Erfindung sind oder nicht, auch in Franken finden immer mehr Menschen richtig Spaß daran, in den grünen Tannenzweigen zu Weihnachten eine Essiggurke zu verstecken. Und wer diese Gurke als erstes entdeckt, dem ist Glück beschieden.
Heute ist es Brauch, dass Eltern die Gurke in den Zweigen verstecken. Und damit es auch richtig kniffelig wird, gibt es Gurken in unterschiedlichen Größen. "Die großen sind für Kinder, die noch kleiner sind, die kleineren Gurken sind für größere Kinder oder Erwachsene", erklärt der Glasbläser den Brauch. Egon Müller-Blech kennt es so, dass der Gurken-Finder als erstes die Geschenke auspacken darf, in anderen Familien ist es Usus, dass der Gurkenfinder mit einem Extra-Geschenk belohnt wird.


Kein Schnickschnack

Doch egal, in welcher Variation der Gurkenbrauch aufrecht erhalten wird, eins ist klar: Weihnachtsgurken bringen Glück - und sie sind kein neumodischer Schnickschnack, sondern uralte Tradition. Und dank der Weihnachtsgurken wird der Christbaum auch so richtig gewürdigt.

"Wir haben zwei Enkel, aber bei uns kommen - ehrlich gesagt - keine Gurken an den Baum", sagt der Glasbläser lachend. Doch er sitzt ja an der Quelle und hängt natürlich nur selbst gefertigte Kugeln an den Baum. Tendenziell braucht man 100 bis 150 Kugeln für einen Baum, rät der Experte. Im Trend liegen noch immer die Farben Rot, Silber, Gold und Champagnertöne. "Die meisten Leute wollen Kugeln so zwischen fünf und zehn Zentimetern, die größeren sind selten", sagt Egon Müller-Blech.

Unterdessen sind die Glasgurken abgekühlt. Sie werden in einer Silbernitrat-Ammoniak-Lösung von innen versilbert. Und dann bekommen die Gurken auch noch ihre grüne Farbe. Natürlich gibt es matte und glänzende Gurken, kleine und große Gurken. Aber eben nicht nur. Denn natürlich ist das Hauptgeschäft für den Glasbläser kugelrund. "Ich habe auch immer wieder neue Formen. Aber eigentlich sind die Klassiker immer noch am Besten", sagt der Glasbläser und zeigt eine prächtige Teddybärform, die er vor ein paar Jahren einmal hat machen lassen. "Die hat sich noch nicht rentiert. Da habe ich noch keine 50 Stück verkauft", sagt der Glasbläser. In den nächsten Wochen wird Egon Müller-Blech sich jedenfalls erst einmal vom vorweihnachtlichen Stress erholen. An manchen Tagen bläst er bis zu 1500 Kugeln, Spielsachen, Gurken oder was sonst noch an den Baum gehängt wird, mit dem Mund. Und Ende Januar startet dann schon die Produktion für die nächste Weihnachtssaison.