Grünzeug klärt Glasabwässer

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Thomas Eidloth erklärt die Funktion der Pflanzenkläranlage. Foto: Veronika Schadeck
Thomas Eidloth erklärt die Funktion der Pflanzenkläranlage. Foto: Veronika Schadeck

Die Gemeinde Tettau betreibt in Kooperation mit ihren beiden Glashütten eine Kläranlage. Zusätzlich gibt es bei Heinz-Glas eine Pflanzenkläranlage. Bei beiden Projekte geht es um einen bewussten Umgang mit der Ressource Wasser.

Thomas Eidloth ist in seinem Element: Begeistert erklärt er die Funktion "seiner" Pflanzenkläranlage. Eigentlich ist er Leiter der Abteilung Glas-Mattierung bei Heinz-Glas in Kleintettau - aber seit 15 Jahren gehört auch das Thema Abwasser zu seinem Berufsalltag. Mitarbeiter der Glas-Gruppe ist er erst seit zwei Jahren, zuvor verdiente er seinen Lebensunterhalt in der Gemeinde Tettau als Abwassermeister. Nun kann er sein damals gesammeltes Wissen wieder anwenden.


Keine verwilderte Teichanlage

Nicht ohne Stolz zeigt er die 72 Quadratmeter große Pflanzenkläranlage, die das Unternehmen in Zusammenarbeit mit der Materialforschungs- und -prüfanstalt an der Bauhausuniversität Weimar und dem Ingenieurbüro Holzapfel (Weimar) errichtet hat. Auf den ersten Blick mutet das Gelände an wie eine verwilderte Teichanlage.
Aber Eidloth erklärt die Zusammenhänge: Das zuvor neutralisierte Abwasser des Unternehmens wird in das mit Humus gefüllte, mit Schilfpflanzen bewachsene und einer Folie abgedichtete Becken geleitet. Auf seinem Weg durch den Bodenfilter reinigen die Mikroorganismen im Humus in Verbindung mit den Schilfpflanzen das Abwasser von Schadstoffen. "Inzwischen funktioniert alles. Der nächste Schritt ist, das System wirtschaftlich zu betreiben." Das will Heinz-Glas im Rahmen eines von der Bundesstiftung für Umwelt in Osnabrück geförderten Forschungsprojektes schaffen.

Thomas Eidloth empfindet seinen Job bei einer Firma, die so viel Wert auf Nachhaltigkeit legt, als eine echte Berufung. "Als fünffacher Vater ist es mir ein Anliegen, der nächsten Generation eine soweit als möglich intakte Umwelt zu hinterlassen."

Stolz ist er zudem, dass er bei der vom Markt Tettau gemeinsam mit Heinz-Glas und Gerresheimer Tettau geschaffenen Abwasserkläranlage mitwirken durfte. Es war im Jahr 2006, als ein Schadensereignis an der gemeindlichen Kläranlage die Haupteinleiter - die Glashütten - mit der Gemeinde an einen Tisch brachte. Man kam auf die Idee, die klassische Kläranlage zu einem "Bioreaktor" hochzurüsten. Ein Ziel war, die Abwasserbehandlung den modernsten Erkenntnissen anzupassen. Wie der Geschäftsführer von Gerresheimer Tettau, Bernd Hörauf erklärte, wurde mit diesem Konzept sowohl den Anliegen der Industrie als auch der Gemeinde Rechnung getragen. Es entstand für alle Beteiligten eine "Win-Win-Situation".

Rund 500 000 Euro kostete das Projekt, wovon die beiden Glashütten 350 000 Euro übernahmen. Für den Restbetrag kam die Gemeinde auf. Staatliche Förderungen gab es keine. Auch mussten die Behörden, wie beispielsweise das Wasserwirtschaftsamt, von der Kooperation überzeugt werden. "Die beiden Unternehmen haben zudem Geld in die Hand genommen, um firmeneigene Depots zu schaffen", erklärt die Kämmerin der Gemeinde, Doris Neubauer. Dadurch konnten nicht nur die Abwasserwerte gesenkt werden, die nun dem üblichen Wassereintrag von Haushalten entsprechen, sondern es wurde auch eine gleichmäßige Einleitung der Abwässer erreicht.

Zuvor haben beide Unternehmen ihre Industrieabwässer in das Gemeindenetz eingeleitet. Das führte in der Vergangenheit immer wieder zu kritischen Schwankungen, die sich negativ auf die Mikroorganismen auswirkten.
"Die Zusammenarbeit funktioniert auch acht Jahre nach dem Bau hervorragend", meint Neubauer. Die Kosten im Bereich Abwasser werden wie üblich aufgeteilt. Die beiden Glashütten entrichten zusätzlich noch einen Schmutzzuschlag. Es ist schon eine tolle Sache meint sie und betont: "So eine Zusammenarbeit zwischen Kommune und Industrie ist nicht gewöhnlich."