Gerd Ströhlein arbeitete zwischen Himmel und Erde

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Dächer bestimmen schon seit Jahrzehnten seinen Berufsalltag: Der Obermeister der Dachdecker-Innung, Gerd Ströhlein. Foto: Veronika Schadeck
Dächer bestimmen schon seit Jahrzehnten seinen Berufsalltag: Der Obermeister der Dachdecker-Innung, Gerd Ströhlein. Foto: Veronika Schadeck

Innungsobermeister Gerd Ströhlein aus Nordhalben glaubt, dass Dachdecker gute Zukunftsperspektiven haben. In unserer Handwerker-Serie schildert er den Reiz und die Veränderungen in diesem Berufszweig.

Jeder will ein dichtes Dach über dem Kopf. Deshalb werden sie auch immer gebraucht: Die Rede ist von den Dachdeckern und ihrem Handwerk zwischen Himmel und Erde. Gerd Ströhlein sieht seine Branche als krisensicher. Seit dem Jahr 1987 steht der Dachdeckermeister an der Spitze der Dachdeckerinnung Kronach-Lichtenfels.

"Wir können nicht klagen, die Auftragslage ist zufriedenstellend, meint der Obermeister der Innung. Vor allem, bei der Sanierung von älteren Wohngebäuden gebe es rege Nachfragen. Jedoch mache sich der demografische Wandel auch bei den Dachdeckern bemerkbar; die älteren Hauseigentümer ließen meistens nur noch das Nötigste an ihren Gebäuden in Stand setzen.
Die Auftragslage bei Neubauten habe abgenommen.


Früher hieß es Schieferdecker

Sieht man sich in Ströhleins Büro um, stechen Bilder, die verschiedene Dächer und Hausfassaden zeigen, ins Auge. Der 65-Jährige beginnt zu erzählen, von seinem Handwerk. Damals habe er in seiner Ausbildung eher das klassische Handwerk gelernt. "Wir waren so genannte Schieferdecker!"

Wie viele Dächer Gerd Ströhlein schon gedeckt hat, kann er nicht sagen, aber: "Seit meiner Ausbildung hat sich vieles geändert". Aus dem einstigen Schieferdecker ist ein Dach-, Wand- und Abdichtungstechniker geworden. Also ein Dachdecker deckt nicht mehr nur Dächer und Fassaden, sondern er montiert unter anderem Photovoltaik- und Thermosolaranlagen oder erledigt Arbeiten wie die Wärmedämmung nach der Energiesparverordnung. Er stellt auch Eindeckungen aus Schiefer, Ziegel und Metall her. Flachdachabdichtungen und Dachbegrünungen sowie Vorrichtungen zum Ablauf von Regenwasser gehören heute ebenso zum Berufsbild des Dachdeckers. Auch das Herstellen von Dachstühlen und Dachgauben sowie der Einbau von Dachflächenfenstern und das Montieren von Blitzschutzanlagen sind seine Aufgaben. Zudem hält er ältere Dächer in Stand, repariert diese und tauscht schadhafte Elemente aus.


Abwechslungsreiche Arbeit

"Für mich ist mein Beruf sehr vielfältig und abwechslungsreich", so der Obermeister. Schwierig sei es allerdings mit dem Nachwuchs. Zum einen würden die Kinder weniger, zum anderen habe das Dachdeckerhandwerk mit der Industrie einen großen Mitbewerber um den Nachwuchs. Deshalb habe der Landesverband der Dachdeckerinnung auch einen Beauftragten, der bayernweit in die Schulen geht und das Dachdeckerhandwerk anhand von Filmen, Videos und eigenen Erfahrungen vorstellt.

Die Anforderungen in diesem Berufszweig seien größer geworden, geht der Nordhalbener auf die aktuelle Situation ein. Das bedeute, dass ein Auszubildender in diesem Handwerk in der Regel möglichst einen qualifizierenden Hauptschulabschluss vorweisen müsse, um die theoretische Prüfung im Dachdeckerhandwerk erfolgreich abschließen zu können.

Was die Ausbildungsvergütung betreffe, liege das Dachdeckerhandwerk mit an der Spitze, macht Ströhlein seinen Beruf schmackhaft. Als Voraussetzung nennt er eine gute Auffassungsgabe, Rechenkenntnisse, einen Sinn für Form und Linienführung sowie ein gutes räumliches Vorstellungsvermögen. Und: "Ein Kandidat muss schwindelfrei sein!" Dieser sollte sich auch darauf einstellen, dass er fast nie im Inneren eines Gebäudes tätig, sondern meistens dem Wetter ausgesetzt sein wird.


Geachteter Beruf

Gerd Ströhlein ist überzeugt, dass das Dachdeckerhandwerk auch künftig ein hohes Ansehen genießen wird. Mittlerweile klettert der 65-Jährige zwar nicht mehr auf Dächern herum, aber nach wie vor steht er seinem Sohn und auch den Kunden mit seinen Erfahrungen zur Seite. "Beratung ist mehr denn je gefragt", meint er. Ein Dach soll nicht nur die Bewohner eines Hauses schützen, sondern sich auch optisch gut in die Umgebung einfügen und zum Stil des Hauses passen. Er habe sich daher während seiner aktiven Berufsjahre mit verschiedenen Materialien, Dachneigungen, ökologischen Vorschriften zur Wärmedämmung und vielem mehr auseinandergesetzt.

Im Landkreis Kronach gibt es fünf Dachdeckereien, die der Handwerksinnung angehören. Diese Organisation hält Gerd Ströhlein für wichtig, schon wegen des Erfahrungsaustausches und der Unterstützung, wenn es um die Bewältigung der Bürokratie gilt.

Stolz ist er, dass sein Sohn Mario mittlerweile den Handwerksbetrieb Neubauer-Ströhlein in vierter Generation weiterführt. "Es ist ein gutes Gefühl, wenn die Tradition in einer Familie aufrecht erhalten wird."