Für Alper Yürük ist Teamgeist im Sport keine Glaubensfrage

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Alper Yürük (rechts) hat als Fußballer schon für verschiedene Vereine im Landkreis Kronach gespielt. Mit religiöser Intoleranz wurde er noch in keiner Mannschaft konfrontiert. Foto: Heinrich Weiß
Alper Yürük (rechts) hat als Fußballer schon für verschiedene Vereine im Landkreis Kronach gespielt. Mit religiöser Intoleranz wurde er noch in keiner Mannschaft konfrontiert. Foto: Heinrich Weiß

In Westfalen sollte ein Muslim wegen seines Glaubens nicht Schützenkönig werden. Im Frankenwald scheint das Miteinander in den Vereinen zu stimmen. Das ist jedenfalls die Erfahrung des Kleintettauer Fußballers Alper Yürük.

Wenn Alper Yürük für den ASV Kleintettau hinter dem Ball herjagt, hat er zehn Mitspieler an seiner Seite, auf die er sich verlassen kann - und mit denen er sich auch privat gut versteht. Yürük ist Muslim. Ein Teil seiner Teamkameraden auch. Andere sind Christen. Doch auf dem Platz sind sie einfach nur Fußballer.

Warum es in Hessen ein Gezanke darum gibt, dass dort ein muslimischer Schütze einen sportlichen Titel geholt hat, kann Alper Yürük nicht verstehen. Der in Kronach geborene Fußballer ist selbst Muslim - wenn auch nicht so streng den Glaubensregeln verhaftet, wie es andere sind.

"Ein Spieler zieht bei uns die Fastenzeit voll durch. Ich bewundere den Kerl", gesteht er. Doch selbst dieses strikte Einhalten der religiösen Vorschriften werde in den Reihen der Mannschaft ohne Probleme akzeptiert. Und sein Mitspieler lege sich trotz des Fastens für das Team voll ins Zeug.
Natürlich werde auch einmal übereinander geflachst, doch niemand diskriminiere einen Mitspieler wegen seines Glaubens.


Tolerante Mitspieler

"Ich habe eigentlich nie Probleme gehabt, egal wo ich gespielt habe", berichtet Yürük, dass Intoleranz in den heimischen Vereinen offenbar kein Thema ist. In Tettau, wo er in der Jugend mit dem Fußballsport angefangen hat, wundert ihn das nicht. Ebenso ist seine Einschätzung seiner beiden Steinbacher Jahre oder zu Kleintettau, wo er seit etwa vier Jahren kickt. In der Rennsteig-Region gibt es viele türkischstämmige Bürger. Deshalb ist es dort selbstverständlich auch beim Sport üblich, dass Muslime und Christen in den gleichen Vereinen aktiv sind und sich gemeinsam für ihre Heimatregion engagieren. In Kleintettau seien es in seinen zurückliegenden Spielzeiten sieben bis zwölf türkischstämmige Spieler gewesen, die gemeinsam mit deutschstämmigen Akteuren aufgelaufen sind, stellt Yürük fest.

Acht Jahre lang hatte er seine fußballerische Heimat jedoch im südlichen Landkreis Kronach, in Friesen. Da merkte er schon, dass er als einziger Spieler im Team mit türkischen Wurzeln anfangs ein unbekannte Größe war. Er schmunzelt, wenn er an Steaks und Bratwürste denkt, die ihm dort zunächst aufgetischt wurden. Keiner hatte auf dem Schirm, dass Schweinefleisch für ihn als Muslim ein Tabu ist. "Es hat einige Zeit gedauert, aber dann haben sie an mich gedacht und sogar eigens Essen für mich gemacht, zum Beispiel Pute", erinnert er daran, wie tolerant die Vereinsverantwortlichen und Teamkameraden auch im sehr christlich geprägten Flößerdorf mit ihm als Andersgläubigen umgegangen ist.

Doch egal wo im Landkreis er gespielt hat, "man wurde so genommen, wie man ist", freut er sich. Und das trifft auch auf seine aktuelle Station in Kleintettau zu, wo es keine religiösen Grenzen zwischen ihm und seinen Freunden gebe. "Wir waren zum Beispiel bei meiner Junggesellenfeier 15 Leute, etwa zur Hälfte Türken, zur Hälfte Deutsche - das hat gepasst und richtig Spaß gemacht."


Tettau als Musterbeispiel

Für Bürgermeister Peter Ebertsch ist ganz klar, dass die Tettauer Vereinswelt und die Bürger - egal welchen kulturellen und religiösen Hintergrund sie haben - vormachen, wie ein gutes Zusammenleben funktioniert. Auch der ASV Kleintettau sei ein Musterbeispiel dafür.

"Bei uns passt es vorbildlich. Es hat noch nie Probleme gegeben", beschreibt er das Miteinander in der Marktgemeinde. "Bei uns hat es auch nie eine Parallelgesellschaft gegeben." Vielmehr brächten sich alle gemeinsam für Tettau ein. Die muslimischen Mitbürger hätten sich sogar schon an der Kirchweih beteiligt.


Der Präzedenzfall

Der Bund der Historischen Deutschen Schützenbruderschaft (BHDS) hatte die Abdankung des muslimischen Schützenkönigs Mithat Gedik gefordert. Grund ist, dass der Schütze aus dem westfälischen Werl-Sönnern kein Christ ist. Inzwischen hat sich der BHDS allerdings zu einer Ausnahmeregelung für Gedik durchgerungen: "Der Vorstand hat als Ausdruck von Respekt und Integration gegenüber dem Schützenbruder Mithat Gedik beschlossen, ausnahmsweise keine Einwände gegen seine Königswürde zu erheben."