Cordula Söllner führt seit dem Tod ihres Mannes - gemeinsam mit ihren Söhnen - die Spedition Söllner weiter. Für sie war das keine Frage. So ist sie eine von vielen Frauen im nördlichen Landkreis, die ein Unternehmen führen.
Dass eine Frau in einem Unternehmen ihren Mann stehen kann, davon ist Cordula Söllner überzeugt. Sie muss es wissen, schließlich leitet sie zusammen mit ihren Söhnen Matthias und Christian die Söllner-Unternehmensgruppe mit dem Hauptsitz in Kleintettau.
Rund 300 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen beschäftigt die Unternehmensgruppe an zehn Standorten.
Für sie sei es keine leichte Aufgabe gewesen, nach dem Tod ihres Mannes Ralph im Jahre 2008 die Führung zu übernehmen, sagt sie.
"Es war auf einmal alles anders." Sie habe Entscheidungen treffen müssen - sei es, wenn es um Aufträge mit Kunden aus der Glas- und Kunststoffbranche, um Investitionen oder um Verhandlungen mit den Banken ging.
"Sicherlich - auch in den Jahren zuvor hat mein Mann alles mit mir besprochen und mich bei wichtigen Gesprächen mit einbezogen, aber letztendlich lastete die Verantwortung auf seinen Schultern."
Nach ihrer Hochzeit mit Ralph Söllner zog Cordula Söllner vor 30 Jahren von Förtschendorf nach Kleintettau. "Damals war das Geschäft noch im Wohnhaus mit untergebracht", erzählt sie. Von Anfang an habe ihr mittlerweile verstorbener Schwiegervater Ludwig Söllner Wert darauf gelegt, dass sie sich mit dem Unternehmen auseinander setzt und mitarbeitet.
Als junge Mutter belegte sie fleißig Kurse an der Volkshochschule und bei der IHK. Sie erwarb sich Kenntnisse unter anderem in der Buchführung und Lohnbuchhaltung.
Sukzessive wurde sie in den kommenden Jahren in die Betriebsabläufe integriert. Sukzessive wuchs auch das Unternehmen. Durch das eigentliche Transportgeschäft wurde nur noch ein Teil des Umsatzes erwirtschaftet. Weitere Geschäftsbereiche kamen hinzu, beispielsweise die Teilemontage für Automobilzulieferer, die Errichtung von Betriebsstätten wie etwa in Bochum und Großenlupnitz. Dort werden Stoßfängerteile und Tanke zu kompletten Modulen montiert usw.
Nach dem Tod ihres Mannes Ralph sollte sich das als ein Riesenvorteil erweisen. "Für mich stand vor drei Jahren nie außer Frage, dass ich zusammen mit meinen Söhnen das Unternehmen im Sinne meines Schwiegervaters und Mannes weiterführe." Auch künftig werde die Familie Söllner am Hauptsitz Kleintettau festhalten, nicht zuletzt wegen der loyalen Mitarbeiter.
Bezüglich Führungspositionen vertritt sie die Auffassung, dass viele Frauen einen Betrieb erfolgreich führen können. Frauen sind in der Regel einfühlsamer, denken langfristiger. In diesem Zusammenhang erinnert sie an die Übernahme der ehemaligen Spedition Heublein durch Söllner vor rund sechs Jahren: "Während es meinem Mann vor allem um die Übernahme ging, habe ich den Fuhrpark und das Gebäude Heublein in der Gesamtheit gesehen. Mir ging es unter anderem um die Amortisation der Kosten, um die Auslastung und um die Nutzung sowohl des Fuhrparks als auch des Gebäudes."
Nicht ohne Stolz erwähnt die Unternehmerin, dass im Tettauer Winkel die Quote der Frauen in Führungspositionen schon seit vielen Jahren überdurchschnittlich hoch ist. "Es gibt einige Frauen hier im nördlichen Frankenwald, die schon seit Jahren Unternehmen erfolgreich führen und einige hundert Arbeitsplätze zur Verfügung stellen."
Nicht bis 87 Jahre arbeiten
Trotz der Verantwortung mit der Cordula Söllner täglich konfrontiert wird, möchte sie ihre Selbstständigkeit nicht missen. "Man hat schon Freiräume, eine gewisse Flexibilität, kann seine Zeit überwiegend frei einteilen und kann gestalten", beschreibt sie die Vorteile.
Was die Zukunft betrifft, so möchte Cordula Söllner in den nächsten Jahren ihre beiden Söhne tatkräftig unterstützen. "Aber irgendwann ist Schluss damit, auf keinen Fall will ich - wie es bei meinem Schwiegervater der Fall war - bis zum 87. Lebensjahr am Schreibtisch sitzen", sagt sie mit einem Lachen.
Ausgleich vom Arbeitsalltag findet Cordula Söllner beim Sport, beispielsweise bei ihrer Friedersdorfer Nordic Walking Gruppe oder bei der Gartenarbeit.
Und Kraft findet sie in ihrer Familie: "Es ist schon ein schönes Gefühl, wenn ich sehe, wie meine Söhne daran interessiert sind, das Vermächtnis ihres Großvaters und Vaters weiterzuführen."