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Frankenwaldverein Zeyern reagiert auf Griff in Vereinskasse


Autor: Marco Meißner

Zeyern, Freitag, 27. Februar 2015

Der Frankenwaldverein Zeyern hatte seine Mitglieder am Freitagabend zusammengerufen. Ein Vergehen der Kassiererin sollte bewusst öffentlich diskutiert werden. Die Frau soll den Verein um mehrere Tausend Euro erleichtert haben.
Der Frankenwaldverein Zeyern musste sich am Freitagabend mit Unstimmigkeiten in seiner Vereinskasse auseinandersetzen. Symbolbild: Marco Meißner


"Es wird hier keine zehn Prozent geben, die ihr so etwas zugetraut haben. Sie war eine der Aktivsten im Verein", war sich Obmann Rudolf Hempfling in der außerordentlichen Hauptversammlung des Frankenwaldvereins Zeyern sicher, als er zur Abstimmung über den Ausschluss der bisherigen Kassiererin aufrief. Allen war das Entsetzen anzumerken, dass eine Vertrauensperson in den vergangenen sechs bis acht Jahren über 18 000 Euro aus der Vereinskasse und dem Vermögen der Dorfgemeinschaft abgezweigt haben soll.

"Es ist eine öffentliche Veranstaltung, weil wir nichts zu verbergen haben", betonte der Obmann. Er legte den über 40 anwesenden Mitgliedern alle Zahlen dar, soweit sie noch nachvollziehbar waren.

Die frühere Kassiererin, die einstimmig ausgeschlossen wurde, hatte immer wieder in die Kasse gegriffen und mit geschickten Manövern - seien es Verschiebungen aus angelegten Geldern oder kurzfristige Einzahlungen - die Kassenprüfer aufs Glatteis geführt. Erst als Zahlungen angemahnt wurden, kam der Obmann dem Treiben im Januar langsam auf die Schliche.


Konten waren fast komplett geplündert

Knapp über 200 Euro waren am Schluss noch auf den Vereinskonten. "Wir sind aus allen Wolken gefallen, als wir in der Bank nach dem Kontostand gefragt haben", betonte der frühere Obmann Werner Hempfling.
Heute kann sein Nachfolger sagen: "Es ist alles wieder da!" Nach zäher Aufklärung der Vorgänge habe die frühere Kassiererin ihre Taten eingeräumt und sich auf einen Vergleich eingelassen, der gestern von der Versammlung bestätigt wurde. Die knapp 50-Jährige Frau hatte bereits ihren Posten niedergelegt und das Geld zurückerstattet.

Die Versammlung entlastete zudem den Vorstand. "Es frisst einen auf. Seit 10. Februar habe ich nichts anderes mehr gemacht", blickte Rudolf Hempfling auf das Erkunden eines kaum zu durchschauenden Dickichts in den Unterlagen hin, wobei die Ex-Kassiererin keine nennenswerte Hilfe geleistet habe. Das Schlimmste dabei sei für ihn gewesen: "Mit jeder Zahl die da ungereimt auftaucht, zerbricht das Bild eines Menschen, den man zu kennen geglaubt hat."

Der einzige umstrittene Punkt in der Versammlung war, ob die eingeladene, aber nicht erschienene Ex-Kassiererin angezeigt werden soll. "Sie hat uns eiskalt ins Gesicht gelogen", sagten die einen, "sie ist gestraft genug, und dem Verein bringt eine Anzeige nichts", meinten die anderen. Am Schluss wählte man den Königsweg, um den Verein und das Dorf nicht ausein anderzudividieren: Auf eine Abstimmung über eine Anzeige wurde verzichtet. Jeder könne diese Entscheidung für sich selbst treffen, und die Staatsanwaltschaft habe ihre Finger möglicherweise ohnehin schon im Spiel, hieß es.



Kommentar von Marco Meißner


In heißer Situation einen kühlen Kopf bewahrt

Was macht einen Verein stark? Dass der Zusammenhalt passt? Dass alle an einem Strang ziehen? Dass Vorstand und Mitglieder auch in heißen Situationen einen kühlen Kopf bewahren? Es ist wohl die Mischung aus alledem. Und genau diese Mischung hat am Freitagabend beim Frankenwaldverein Zeyern gepasst.

Mit welcher Offenheit ein äußerst brisantes Thema angegangen wurde, mit welchem Einfühlungsvermögen auf die Stimmung der Mitglieder eingegangen wurde und mit welcher Objektivität Entscheidungen - sogar über die Zukunft der Ex-Kassiererin - getroffen wurden, nötigt Respekt ab. Dass es in einem Verein ein Schwarzes Schaf geben kann, ist kaum zu verhindern. Dass ein Verein aber selbst die Weichen stellen kann, dafür nicht insgesamt abgestempelt zu werden, wurde in Zeyern bewiesen.